Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Die erwählte Einsamkeit.
An eine stolze Grete.
1.
Ist dann soviel an dir/
stolze Zier?

daß du dich so gegen mir
darfst mit Hoffartsinnen brüsten?
daß mich solt/

wie nach Gold/ nach dir gelüsten?
2.
Du bist die Sonne nicht/
bleiches Liecht!

und es ist ja dein Gesicht.
Keine Gottheit dieser Erden:
daß man solt

dir nur hold und günstig werden.
3.
Du magst wohl schöne seyn!
diß allein

will mir gar nit gehen ein:
daß du solst der Schönheit Gaben/
alle Würd[e]/

alle Zierd'/ alleine haben.
4.
Wilst du nit meine seyn:
schlaff allein!

ich mag auch nit werden dein.
Es war/ dich zur Kurzweil küssen/
mein Begehr/

sonst nichts mehr: das solst du wissen.
5.
Meinst du vielleicht/ daß ich
inniglich

ganz verliebet sey in dich?
Nein!
Die erwaͤhlte Einſamkeit.
An eine ſtolze Grete.
1.
Iſt dann ſoviel an dir/
ſtolze Zier?

daß du dich ſo gegen mir
darfſt mit Hoffartſinnen bruͤſten?
daß mich ſolt/

wie nach Gold/ nach dir geluͤſten?
2.
Du biſt die Sonne nicht/
bleiches Liecht!

und es iſt ja dein Geſicht.
Keine Gottheit dieſer Erden:
daß man ſolt

dir nur hold und guͤnſtig werden.
3.
Du magſt wohl ſchoͤne ſeyn!
diß allein

will mir gar nit gehen ein:
daß du ſolſt der Schoͤnheit Gaben/
alle Wuͤrd[e]/

alle Zierd’/ alleine haben.
4.
Wilſt du nit meine ſeyn:
ſchlaff allein!

ich mag auch nit werden dein.
Es war/ dich zur Kurzweil kuͤſſen/
mein Begehr/

ſonſt nichts mehr: das ſolſt du wiſſen.
5.
Meinſt du vielleicht/ daß ich
inniglich

ganz verliebet ſey in dich?
Nein!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0099" n="87"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Die erwa&#x0364;hlte Ein&#x017F;amkeit.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#fr">An eine &#x017F;tolze Grete.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <head>1.</head>
            <l>I&#x017F;t dann &#x017F;oviel an dir/<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tolze Zier?</hi></l><lb/>
            <l>daß du dich &#x017F;o gegen mir</l><lb/>
            <l>darf&#x017F;t mit Hoffart&#x017F;innen bru&#x0364;&#x017F;ten?<lb/><hi rendition="#et">daß mich &#x017F;olt/</hi></l><lb/>
            <l>wie nach Gold/ nach dir gelu&#x0364;&#x017F;ten?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head>
            <l>Du bi&#x017F;t die Sonne nicht/<lb/><hi rendition="#et">bleiches Liecht!</hi></l><lb/>
            <l>und es i&#x017F;t ja dein Ge&#x017F;icht.</l><lb/>
            <l>Keine Gottheit die&#x017F;er Erden:<lb/><hi rendition="#et">daß man &#x017F;olt</hi></l><lb/>
            <l>dir nur hold und gu&#x0364;n&#x017F;tig werden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head>
            <l> Du mag&#x017F;t wohl &#x017F;cho&#x0364;ne &#x017F;eyn!<lb/><hi rendition="#et">diß allein</hi></l><lb/>
            <l>will mir gar nit gehen ein:</l><lb/>
            <l>daß du &#x017F;ol&#x017F;t der Scho&#x0364;nheit Gaben/<lb/><hi rendition="#et">alle Wu&#x0364;rd<supplied>e</supplied>/</hi></l><lb/>
            <l>alle Zierd&#x2019;/ alleine haben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head>
            <l>Wil&#x017F;t du nit meine &#x017F;eyn:<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlaff allein!</hi></l><lb/>
            <l>ich mag auch nit werden dein.</l><lb/>
            <l>Es war/ dich zur Kurzweil ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/><hi rendition="#et">mein Begehr/</hi></l><lb/>
            <l>&#x017F;on&#x017F;t nichts mehr: das &#x017F;ol&#x017F;t du wi&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head>
            <l>Mein&#x017F;t du vielleicht/ daß ich<lb/><hi rendition="#et">inniglich</hi></l><lb/>
            <l>ganz verliebet &#x017F;ey in dich?</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Nein!</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0099] Die erwaͤhlte Einſamkeit. An eine ſtolze Grete. 1.Iſt dann ſoviel an dir/ ſtolze Zier? daß du dich ſo gegen mir darfſt mit Hoffartſinnen bruͤſten? daß mich ſolt/ wie nach Gold/ nach dir geluͤſten? 2.Du biſt die Sonne nicht/ bleiches Liecht! und es iſt ja dein Geſicht. Keine Gottheit dieſer Erden: daß man ſolt dir nur hold und guͤnſtig werden. 3. Du magſt wohl ſchoͤne ſeyn! diß allein will mir gar nit gehen ein: daß du ſolſt der Schoͤnheit Gaben/ alle Wuͤrde/ alle Zierd’/ alleine haben. 4.Wilſt du nit meine ſeyn: ſchlaff allein! ich mag auch nit werden dein. Es war/ dich zur Kurzweil kuͤſſen/ mein Begehr/ ſonſt nichts mehr: das ſolſt du wiſſen. 5.Meinſt du vielleicht/ daß ich inniglich ganz verliebet ſey in dich? Nein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/99
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/99>, abgerufen am 08.05.2024.