Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Die erwählte Einsamkeit.
andere verachten mache: werde ich/ sol-
che mit dem Tag und mit Endung uns-
res Gesprächs ablegend/ mich in eine
einsame Grotte oder Gruft unter die Er-
de verstecken/ und daselbst mich erinnern
des bekannten Lehrspruchs:

Im Himmel soll erhöher werden/
wer sich ernidrig[t] hier auf Erden.

Damit meine Augen/ (sagte Flori-
dan/) nach fremder Schönheit sehend/
nicht mein Herz verführen/ an meiner
Hirtinn untreu zu werden: will ich den-
selben/ mir den Weg in eine einsame
Wildnis zu weisen/ gebieten/ und da-
selbst in einen Baum schneiden/ diese
Worte:

Wann der verbotnen Frucht die Hand
soll müssig gehen:

so muß das fromme Aug nicht nach dem
Baume sehen.

Und ich/ (sagte Cleodor) aufdaß ich/
meine Poesy mit dem Lobe dieser Edlen
Nymfen zuadeln/ ihren Vollkommenhei-
ten desto färtiger nachdenken könne: will
hier an der Pegnitz mich in eine einsame

Höle

Die erwaͤhlte Einſamkeit.
andere verachten mache: werde ich/ ſol-
che mit dem Tag und mit Endung unſ-
res Geſpraͤchs ablegend/ mich in eine
einſame Grotte oder Gruft unter die Er-
de verſtecken/ und daſelbſt mich erinnern
des bekannten Lehrſpruchs:

Im Himmel ſoll erhoͤher werden/
wer ſich ernidrig[t] hier auf Erden.

Damit meine Augen/ (ſagte Flori-
dan/) nach fremder Schoͤnheit ſehend/
nicht mein Herz verfuͤhren/ an meiner
Hirtinn untreu zu werden: will ich den-
ſelben/ mir den Weg in eine einſame
Wildnis zu weiſen/ gebieten/ und da-
ſelbſt in einen Baum ſchneiden/ dieſe
Worte:

Wann der verbotnen Frucht die Hand
ſoll muͤſſig gehen:

ſo muß das fromme Aug nicht nach dem
Baume ſehen.

Und ich/ (ſagte Cleodor) aufdaß ich/
meine Poeſy mit dem Lobe dieſer Edlen
Nymfen zuadeln/ ihren Vollkommenhei-
ten deſto faͤrtiger nachdenken koͤnne: will
hier an der Pegnitz mich in eine einſame

Hoͤle
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0092" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Die erwa&#x0364;hlte Ein&#x017F;amkeit.</hi></fw><lb/>
andere verachten mache: werde ich/ &#x017F;ol-<lb/>
che mit dem Tag und mit Endung un&#x017F;-<lb/>
res Ge&#x017F;pra&#x0364;chs ablegend/ mich in eine<lb/>
ein&#x017F;ame Grotte oder Gruft unter die Er-<lb/>
de ver&#x017F;tecken/ und da&#x017F;elb&#x017F;t mich erinnern<lb/>
des bekannten Lehr&#x017F;pruchs:</p><lb/>
        <lg rendition="#et #fr" type="poem">
          <l>Im Himmel &#x017F;oll erho&#x0364;her werden/</l><lb/>
          <l>wer &#x017F;ich ernidrig<supplied>t</supplied> hier auf Erden.</l>
        </lg><lb/>
        <p>Damit meine Augen/ (&#x017F;agte Flori-<lb/>
dan/) nach fremder Scho&#x0364;nheit &#x017F;ehend/<lb/>
nicht mein Herz verfu&#x0364;hren/ an meiner<lb/>
Hirtinn untreu zu werden: will ich den-<lb/>
&#x017F;elben/ mir den Weg in eine ein&#x017F;ame<lb/>
Wildnis zu wei&#x017F;en/ gebieten/ und da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in einen Baum &#x017F;chneiden/ die&#x017F;e<lb/>
Worte:</p><lb/>
        <lg rendition="#fr" type="poem">
          <l>Wann der verbotnen Frucht die Hand<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;oll mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig gehen:</hi></l><lb/>
          <l>&#x017F;o muß das fromme Aug nicht nach dem<lb/><hi rendition="#et">Baume &#x017F;ehen.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <p>Und ich/ (&#x017F;agte Cleodor) aufdaß ich/<lb/>
meine Poe&#x017F;y mit dem Lobe die&#x017F;er Edlen<lb/>
Nymfen zuadeln/ ihren Vollkommenhei-<lb/>
ten de&#x017F;to fa&#x0364;rtiger nachdenken ko&#x0364;nne: will<lb/>
hier an der Pegnitz mich in eine ein&#x017F;ame<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ho&#x0364;le</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0092] Die erwaͤhlte Einſamkeit. andere verachten mache: werde ich/ ſol- che mit dem Tag und mit Endung unſ- res Geſpraͤchs ablegend/ mich in eine einſame Grotte oder Gruft unter die Er- de verſtecken/ und daſelbſt mich erinnern des bekannten Lehrſpruchs: Im Himmel ſoll erhoͤher werden/ wer ſich ernidrigt hier auf Erden. Damit meine Augen/ (ſagte Flori- dan/) nach fremder Schoͤnheit ſehend/ nicht mein Herz verfuͤhren/ an meiner Hirtinn untreu zu werden: will ich den- ſelben/ mir den Weg in eine einſame Wildnis zu weiſen/ gebieten/ und da- ſelbſt in einen Baum ſchneiden/ dieſe Worte: Wann der verbotnen Frucht die Hand ſoll muͤſſig gehen: ſo muß das fromme Aug nicht nach dem Baume ſehen. Und ich/ (ſagte Cleodor) aufdaß ich/ meine Poeſy mit dem Lobe dieſer Edlen Nymfen zuadeln/ ihren Vollkommenhei- ten deſto faͤrtiger nachdenken koͤnne: will hier an der Pegnitz mich in eine einſame Hoͤle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/92
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/92>, abgerufen am 08.05.2024.