Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Threnenden Augen.
Wann man dacht/ die Sonnen scheinen:
säh man trübe Wolken weinen/
alle Freude gieng zu Grab.

16.
Doch/ wer wolt von dir das gläuben?
Recht dein Weinen zubeschreiben:
Treue Augen weinen gern.
Dieses helle Threnen-rinnen/
ist ein Spiegel deiner Sinnen/
O du klarer Tugend Stern!
17.
Zwar/ wann ich es recht erreiche:
Feige Herzen/ die sind weiche/
weichen bald und schmelzen hinn/
wann ein schwülligs Windlein wehet;
sind von Wachs das nicht bestehet.
So wird ja nit seyn dein Sinn?
18.
Nein/ nein! einen Muht dir fasse:
blasses Leid laß dich nit nasse/
laß es dich nit machen blöd.
Bey der Schönheit/ wie die deine/
steht ein grosser Muht gar feine/
der in Unglück fäste steht.
19.
Eines noch! kein Zorn-erbitzen
wird dich ja nit machen schwitzen
diese Threnen/ die man siht?
Nein/ nein! dieser Augen Regen/
wittert nicht mit Blitz und Schlägen;
diese Quell giest lauter Fried.
20. Nach

Die Threnenden Augen.
Wann man dacht/ die Son̄en ſcheinen:
ſaͤh man truͤbe Wolken weinen/
alle Freude gieng zu Grab.

16.
Doch/ wer wolt von dir das glaͤuben?
Recht dein Weinen zubeſchreiben:
Treue Augen weinen gern.
Dieſes helle Threnen-rinnen/
iſt ein Spiegel deiner Sinnen/
O du klarer Tugend Stern!
17.
Zwar/ wann ich es recht erreiche:
Feige Herzen/ die ſind weiche/
weichen bald und ſchmelzen hiñ/
wann ein ſchwuͤlligs Windlein wehet;
ſind von Wachs das nicht beſtehet.
So wird ja nit ſeyn dein Sinn?
18.
Nein/ nein! einen Muht dir faſſe:
blaſſes Leid laß dich nit naſſe/
laß es dich nit machen bloͤd.
Bey der Schoͤnheit/ wie die deine/
ſteht ein groſſer Muht gar feine/
der in Ungluͤck faͤſte ſteht.
19.
Eines noch! kein Zorn-erbitzen
wird dich ja nit machen ſchwitzen
dieſe Threnen/ die man ſiht?
Nein/ nein! dieſer Augen Regen/
wittert nicht mit Blitz und Schlaͤgen;
dieſe Quell gieſt lauter Fried.
20. Nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="15">
            <pb facs="#f0136" n="124"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Die Threnenden Augen.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wann man dacht/ die Son&#x0304;en &#x017F;cheinen:</l><lb/>
            <l>&#x017F;a&#x0364;h man tru&#x0364;be Wolken weinen/</l><lb/>
            <l>alle Freude gieng zu Grab.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <head>16.</head>
            <l>Doch/ wer wolt von dir das gla&#x0364;uben?</l><lb/>
            <l>Recht dein Weinen zube&#x017F;chreiben:</l><lb/>
            <l>Treue Augen weinen gern.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;es helle Threnen-rinnen/</l><lb/>
            <l>i&#x017F;t ein Spiegel deiner Sinnen/</l><lb/>
            <l>O du klarer Tugend Stern!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <head>17.</head>
            <l>Zwar/ wann ich es recht erreiche:</l><lb/>
            <l>Feige Herzen/ die &#x017F;ind weiche/</l><lb/>
            <l>weichen bald und &#x017F;chmelzen hin&#x0303;/</l><lb/>
            <l>wann ein &#x017F;chwu&#x0364;lligs Windlein wehet;</l><lb/>
            <l>&#x017F;ind von Wachs das nicht be&#x017F;tehet.</l><lb/>
            <l>So wird ja nit &#x017F;eyn dein Sinn?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <head>18.</head>
            <l>Nein/ nein! einen Muht dir fa&#x017F;&#x017F;e:</l><lb/>
            <l>bla&#x017F;&#x017F;es Leid laß dich nit na&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
            <l>laß es dich nit machen blo&#x0364;d.</l><lb/>
            <l>Bey der Scho&#x0364;nheit/ wie die deine/</l><lb/>
            <l>&#x017F;teht ein gro&#x017F;&#x017F;er Muht gar feine/</l><lb/>
            <l>der in Unglu&#x0364;ck fa&#x0364;&#x017F;te &#x017F;teht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <head>19.</head>
            <l>Eines noch! kein Zorn-erbitzen</l><lb/>
            <l>wird dich ja nit machen &#x017F;chwitzen</l><lb/>
            <l>die&#x017F;e Threnen/ die man &#x017F;iht?</l><lb/>
            <l>Nein/ nein! die&#x017F;er Augen Regen/</l><lb/>
            <l>wittert nicht mit Blitz und Schla&#x0364;gen;</l><lb/>
            <l>die&#x017F;e Quell gie&#x017F;t lauter Fried.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">20. Nach</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0136] Die Threnenden Augen. Wann man dacht/ die Son̄en ſcheinen: ſaͤh man truͤbe Wolken weinen/ alle Freude gieng zu Grab. 16.Doch/ wer wolt von dir das glaͤuben? Recht dein Weinen zubeſchreiben: Treue Augen weinen gern. Dieſes helle Threnen-rinnen/ iſt ein Spiegel deiner Sinnen/ O du klarer Tugend Stern! 17.Zwar/ wann ich es recht erreiche: Feige Herzen/ die ſind weiche/ weichen bald und ſchmelzen hiñ/ wann ein ſchwuͤlligs Windlein wehet; ſind von Wachs das nicht beſtehet. So wird ja nit ſeyn dein Sinn? 18.Nein/ nein! einen Muht dir faſſe: blaſſes Leid laß dich nit naſſe/ laß es dich nit machen bloͤd. Bey der Schoͤnheit/ wie die deine/ ſteht ein groſſer Muht gar feine/ der in Ungluͤck faͤſte ſteht. 19.Eines noch! kein Zorn-erbitzen wird dich ja nit machen ſchwitzen dieſe Threnen/ die man ſiht? Nein/ nein! dieſer Augen Regen/ wittert nicht mit Blitz und Schlaͤgen; dieſe Quell gieſt lauter Fried. 20. Nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/136
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/136>, abgerufen am 23.11.2024.