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Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

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Die Threnenden Augen.
dieses himmlisch' Angesichte/
siht viel schöner/ wann es liechte/
als wann es trüb übergeht.

7.
Zwar/ mein Urtheil beyzulegen:
ihr seit Sonne/ seit auch Regen.
Weil ihr Herzen zündet an/
liebe Aeuglein! muß ingleichen
eure Quelle Löschung reichen/
giessen manchen frischen Thran.
8.
Ihr beweinet itzt die Schmerzen/
die einmal Verliebten Herzen
eure Schönheit machen wird.
Die viel Weinens noch soll machen/
weiner billig/ die ins Lachen
künftig eine Theurung führt.
9.
Selbst die Liebe/ recht zusagen/
hat hier Wohnung aufgeschlagen.
Herzen/ die der Augen Glut
nicht zerschmelzet/ Stein und Eichen/
soll bezwingen und aufweichen
eben dieser Augen Flut.
10.
Oder/ wie die Thau-Krystallen
lässet Frau Aurora fallen
auf der Blumen buntes Beet:
also lässt auch Tropfen schiessen/
auf die Wangenblumen fliessen/
deiner Aeuglein Morgenröt.
11. Ja/

Die Threnenden Augen.
dieſes himmliſch’ Angeſichte/
ſiht viel ſchoͤner/ wann es liechte/
als wann es truͤb uͤbergeht.

7.
Zwar/ mein Urtheil beyzulegen:
ihr ſeit Sonne/ ſeit auch Regen.
Weil ihr Herzen zuͤndet an/
liebe Aeuglein! muß ingleichen
eure Quelle Loͤſchung reichen/
gieſſen manchen friſchen Thran.
8.
Ihr beweinet itzt die Schmerzen/
die einmal Verliebten Herzen
eure Schoͤnheit machen wird.
Die viel Weinens noch ſoll machen/
weiner billig/ die ins Lachen
kuͤnftig eine Theurung fuͤhrt.
9.
Selbſt die Liebe/ recht zuſagen/
hat hier Wohnung aufgeſchlagen.
Herzen/ die der Augen Glut
nicht zerſchmelzet/ Stein und Eichen/
ſoll bezwingen und aufweichen
eben dieſer Augen Flut.
10.
Oder/ wie die Thau-Kryſtallen
laͤſſet Frau Aurora fallen
auf der Blumen buntes Beet:
alſo laͤſſt auch Tropfen ſchieſſen/
auf die Wangenblumen flieſſen/
deiner Aeuglein Morgenroͤt.
11. Ja/
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[122/0134] Die Threnenden Augen. dieſes himmliſch’ Angeſichte/ ſiht viel ſchoͤner/ wann es liechte/ als wann es truͤb uͤbergeht. 7.Zwar/ mein Urtheil beyzulegen: ihr ſeit Sonne/ ſeit auch Regen. Weil ihr Herzen zuͤndet an/ liebe Aeuglein! muß ingleichen eure Quelle Loͤſchung reichen/ gieſſen manchen friſchen Thran. 8.Ihr beweinet itzt die Schmerzen/ die einmal Verliebten Herzen eure Schoͤnheit machen wird. Die viel Weinens noch ſoll machen/ weiner billig/ die ins Lachen kuͤnftig eine Theurung fuͤhrt. 9. Selbſt die Liebe/ recht zuſagen/ hat hier Wohnung aufgeſchlagen. Herzen/ die der Augen Glut nicht zerſchmelzet/ Stein und Eichen/ ſoll bezwingen und aufweichen eben dieſer Augen Flut. 10.Oder/ wie die Thau-Kryſtallen laͤſſet Frau Aurora fallen auf der Blumen buntes Beet: alſo laͤſſt auch Tropfen ſchieſſen/ auf die Wangenblumen flieſſen/ deiner Aeuglein Morgenroͤt. 11. Ja/

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/134>, abgerufen am 07.05.2024.