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Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

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und Todt-Lebenden.
weil der gröste Haufe nicht nach Tugend
und gesunder Vernunft lebet; sondern
auch/ weil der verderbliche Leib/ das Be-
gräbnis der Seele/ täglich stirbet/ und
wir so manchem Tode unterworfen sind/
sovielerley Krankheiten und Trübsalen
uns begegnen können. Solchergestalt
sterben wir/ die wir izt leben: und fangen
erst an zu leben/ wann wir sterben. Also
sind/ wir Lebende/ die Todten; und die
Todten/ sind die Lebendigen.

Es wird auch sonst in diesem Leben/
von den Nymfen und Schäferinnen/ die
Zahl der Todten vermehret: sagte Cleo-
dor. Und welchergestalt thuen sie sol-
ches? fragte Galathee. Durch verliebt-
machen/ und nicht-widerlieben! versetzte
der Schäfer. Dann wann Krankheit
und Trübsal/ wie Myrtillus izt vorge-
bracht/ ein Tod unsres Lebens ist: so sind/
die beschmerzte und betrubte Liebhabere/
gar gewiß unter die Todte zuzehlen. Und
derer wirst vielleicht auch du einer seyn?
fragte ihn Sylvia. Du sagst es/ Edle
Nymfe! gabe er zur Antwort: und ich

würde
E ij

und Todt-Lebenden.
weil der groͤſte Haufe nicht nach Tugend
und geſunder Vernunft lebet; ſondern
auch/ weil der verderbliche Leib/ das Be-
graͤbnis der Seele/ taͤglich ſtirbet/ und
wir ſo manchem Tode unterworfen ſind/
ſovielerley Krankheiten und Truͤbſalen
uns begegnen koͤnnen. Solchergeſtalt
ſterben wir/ die wir izt leben: und fangen
erſt an zu leben/ wann wir ſterben. Alſo
ſind/ wir Lebende/ die Todten; und die
Todten/ ſind die Lebendigen.

Es wird auch ſonſt in dieſem Leben/
von den Nymfen und Schaͤferinnen/ die
Zahl der Todten vermehret: ſagte Cleo-
dor. Und welchergeſtalt thuen ſie ſol-
ches? fragte Galathee. Durch verliebt-
machen/ und nicht-widerlieben! verſetzte
der Schaͤfer. Dann wann Krankheit
und Truͤbſal/ wie Myrtillus izt vorge-
bracht/ ein Tod unſres Lebens iſt: ſo ſind/
die beſchmerzte und betrůbte Liebhabere/
gar gewiß unter die Todte zuzehlen. Und
derer wirſt vielleicht auch du einer ſeyn?
fragte ihn Sylvia. Du ſagſt es/ Edle
Nymfe! gabe er zur Antwort: und ich

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[91/0103] und Todt-Lebenden. weil der groͤſte Haufe nicht nach Tugend und geſunder Vernunft lebet; ſondern auch/ weil der verderbliche Leib/ das Be- graͤbnis der Seele/ taͤglich ſtirbet/ und wir ſo manchem Tode unterworfen ſind/ ſovielerley Krankheiten und Truͤbſalen uns begegnen koͤnnen. Solchergeſtalt ſterben wir/ die wir izt leben: und fangen erſt an zu leben/ wann wir ſterben. Alſo ſind/ wir Lebende/ die Todten; und die Todten/ ſind die Lebendigen. Es wird auch ſonſt in dieſem Leben/ von den Nymfen und Schaͤferinnen/ die Zahl der Todten vermehret: ſagte Cleo- dor. Und welchergeſtalt thuen ſie ſol- ches? fragte Galathee. Durch verliebt- machen/ und nicht-widerlieben! verſetzte der Schaͤfer. Dann wann Krankheit und Truͤbſal/ wie Myrtillus izt vorge- bracht/ ein Tod unſres Lebens iſt: ſo ſind/ die beſchmerzte und betrůbte Liebhabere/ gar gewiß unter die Todte zuzehlen. Und derer wirſt vielleicht auch du einer ſeyn? fragte ihn Sylvia. Du ſagſt es/ Edle Nymfe! gabe er zur Antwort: und ich wuͤrde E ij

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/103>, abgerufen am 24.11.2024.