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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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die wütende Pest/ als deß Krieges Begleitere/ hinweggefres-
sen. Es wurden nit allein die Leiber/ sondern auch die Gemuter
tyrannisirt und begewältiget. Ich will von dem Verlust der
Plätze und Schätze nicht sagen/ welche entweder im Brand
aufgeflogen/ oder sonsten zur Beute worden. Ein gantz es
Meer alles übels sehe ich vor mir/ da gar kein Hofnung ist
auszuschwimmen. Andere Länder haben zu allen zeiten auch
gesündiget/ aber der Himmel ist gegen jhnen viel barmher-
tziger gewesen. Er ist zu allen meinem Flehen unerhörlich.
Wie solte dann nicht die Verzweiflung in Platz der Hoff-
nung tretten?

81.

Ich sehe wol/ saget Eubulus/ E. Durchl. lassen
sich den Schmertz so sehr meistern/ daß Die darüber alle Ge-
dächtniß verlieren. Haben nicht vor dessen dero Söhne/ der
grosse Karl und der streitbare Wittekind/ auch dreyssig
fortsetzliche Jahre wieder einander zu Feld gelegen. Ich
schweige von andern langen und schweren Kriegen/ die nach-
mals von andern in diesem Reiche sind geführet worden.
Der gantze Geschichtslauf E. Durchl. Lebenszeiten ist
nichts als ein stäter Krieg gewesen/ deren einer aus und nach
dem andern entstanden. Was soll ich von andern Völkern
Plutarch. de
defect. Orac.
sagen. Von den Griechen schreibet jhrer einer/ daß jhr Land
zu einer Zeit dermassen durch Krieg erschöpffet worden/ daß
man auch nicht drey tausend zum Krieg tüchtige Leute mehr
unter jhnen aufbringen mögen.

82.

Haben die alten Zeiten etwan nicht so lange/ so haben
sie doch viel erschröcklicher gekrieget. Unter den Ebreern
haben zu der Zeit/ als es zu jhrem endlichen Untergang ge-
riethe/ nicht gar in sieben Jahren/ zehenmal hundert tausend
und drüber das Leben meisten theils in Blut ausgegossen.
Bey den Römern hat der andere Carthager Kriegkaum in
siebenzehen Jahren über funfzchen mal hundert tausend
Menschen hingeraffet. Die beyden Urheber deß Römischen

Bürger-

die wuͤtende Peſt/ als deß Krieges Begleitere/ hinweggefreſ-
ſen. Es wurdẽ nit allein die Leiber/ ſondern auch die Gemůter
tyranniſirt und begewaͤltiget. Ich will von dem Verluſt der
Plaͤtze und Schaͤtze nicht ſagen/ welche entweder im Brand
aufgeflogen/ oder ſonſten zur Beute worden. Ein gantz es
Meer alles übels ſehe ich vor mir/ da gar kein Hofnung iſt
auszuſchwimmen. Andere Laͤnder haben zu allen zeiten auch
geſuͤndiget/ aber der Himmel iſt gegen jhnen viel barmher-
tziger geweſen. Er iſt zu allen meinem Flehen unerhoͤrlich.
Wie ſolte dann nicht die Verzweiflung in Platz der Hoff-
nung tretten?

81.

Ich ſehe wol/ ſaget Eubulus/ E. Durchl. laſſen
ſich den Schmertz ſo ſehr meiſtern/ daß Die daruͤber alle Ge-
daͤchtniß verlieren. Haben nicht vor deſſen dero Soͤhne/ der
groſſe Karl und der ſtreitbare Wittekind/ auch dreyſſig
fortſetzliche Jahre wieder einander zu Feld gelegen. Ich
ſchweige von andern langen und ſchweren Kriegen/ die nach-
mals von andern in dieſem Reiche ſind geführet worden.
Der gantze Geſchichtslauf E. Durchl. Lebenszeiten iſt
nichts als ein ſtaͤter Krieg geweſen/ deren einer aus und nach
dem andern entſtanden. Was ſoll ich von andern Voͤlkern
Plutarch. de
defect. Orac.
ſagen. Von den Griechen ſchreibet jhrer einer/ daß jhr Land
zu einer Zeit dermaſſen durch Krieg erſchoͤpffet worden/ daß
man auch nicht drey tauſend zum Krieg tuͤchtige Leute mehr
unter jhnen aufbringen moͤgen.

82.

Haben die alten Zeiten etwan nicht ſo lange/ ſo haben
ſie doch viel erſchroͤcklicher gekrieget. Unter den Ebreern
haben zu der Zeit/ als es zu jhrem endlichen Untergang ge-
riethe/ nicht gar in ſieben Jahren/ zehenmal hundert tauſend
und druͤber das Leben meiſten theils in Blut ausgegoſſen.
Bey den Roͤmern hat der andere Carthager Kriegkaum in
ſiebenzehen Jahren uͤber funfzchen mal hundert tauſend
Menſchen hingeraffet. Die beyden Urheber deß Roͤmiſchen

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[88/0140] die wuͤtende Peſt/ als deß Krieges Begleitere/ hinweggefreſ- ſen. Es wurdẽ nit allein die Leiber/ ſondern auch die Gemůter tyranniſirt und begewaͤltiget. Ich will von dem Verluſt der Plaͤtze und Schaͤtze nicht ſagen/ welche entweder im Brand aufgeflogen/ oder ſonſten zur Beute worden. Ein gantz es Meer alles übels ſehe ich vor mir/ da gar kein Hofnung iſt auszuſchwimmen. Andere Laͤnder haben zu allen zeiten auch geſuͤndiget/ aber der Himmel iſt gegen jhnen viel barmher- tziger geweſen. Er iſt zu allen meinem Flehen unerhoͤrlich. Wie ſolte dann nicht die Verzweiflung in Platz der Hoff- nung tretten? 81. Ich ſehe wol/ ſaget Eubulus/ E. Durchl. laſſen ſich den Schmertz ſo ſehr meiſtern/ daß Die daruͤber alle Ge- daͤchtniß verlieren. Haben nicht vor deſſen dero Soͤhne/ der groſſe Karl und der ſtreitbare Wittekind/ auch dreyſſig fortſetzliche Jahre wieder einander zu Feld gelegen. Ich ſchweige von andern langen und ſchweren Kriegen/ die nach- mals von andern in dieſem Reiche ſind geführet worden. Der gantze Geſchichtslauf E. Durchl. Lebenszeiten iſt nichts als ein ſtaͤter Krieg geweſen/ deren einer aus und nach dem andern entſtanden. Was ſoll ich von andern Voͤlkern ſagen. Von den Griechen ſchreibet jhrer einer/ daß jhr Land zu einer Zeit dermaſſen durch Krieg erſchoͤpffet worden/ daß man auch nicht drey tauſend zum Krieg tuͤchtige Leute mehr unter jhnen aufbringen moͤgen. Plutarch. de defect. Orac. 82. Haben die alten Zeiten etwan nicht ſo lange/ ſo haben ſie doch viel erſchroͤcklicher gekrieget. Unter den Ebreern haben zu der Zeit/ als es zu jhrem endlichen Untergang ge- riethe/ nicht gar in ſieben Jahren/ zehenmal hundert tauſend und druͤber das Leben meiſten theils in Blut ausgegoſſen. Bey den Roͤmern hat der andere Carthager Kriegkaum in ſiebenzehen Jahren uͤber funfzchen mal hundert tauſend Menſchen hingeraffet. Die beyden Urheber deß Roͤmiſchen Bürger-

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/140>, abgerufen am 24.11.2024.