Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstlich, daßdie gemeine Kugeln allezeit dicht sind, auf welchen man die Gestir-
ne nur von aussen und umgekehrt, und nicht wie sie eigentlich in dem Himmels-
gewölbe stehen, ansehen kann, dahero hat er, um dieser Inconvenienz ab-
zuhelfen; auch die Sterne von innen zu betrachten sichtbar gemacht, da er
nemlich diese, wie man sie aussenher siehet, in solcher Grösse hat durch
die hohle Kugel stechen, inwendig aber die Zwischenräume schwarz anfär-
ben lassen, damit der Glanz dieser Sterne, die man durch ein rundes Loch,
auf dem Globo, wo kein Stern stehet, betrachtet, desto schärfer in die Au-
gen fallen möge, von aussen her hat er Sternbilder, weilen sie zur bessern
Käntnis der Sterne gar dienlich sind, und zwar andere als die or entliche,
indeme sie mehrentheils ganz ungereimt sind, weil hierbey änfänglich gar kei-
ne Gelehrte oder in der Astronomie Erfahrne, sondern nur ganz gemei-
ne Leute concurriret, auch ursprünglich nicht allezeit der Erbarkeit bey-
kommen, (da er zumahlen schon vorhero einige, welche die Sternbilder ver-
ändert, als Schillern, Schickarden a. zu Vorgängern gehabt,) nemlich
die Wappen der Eurpoäischen Potentaten angebracht. Damit aber hier-
durch keine Verwirrung entstehen, und die alten Observationen etwann
mehr unbrauchbar gemacht werden mögten, so hat Herr Weigel die alten
Bilder nur punctirt mit beygefüget, welches aber als em Nebenwerk nur an-
zusehen. Das vornehmste, in Absicht der Form, oft bemeldeter Hert
Weigel, auf denen Kugeln verbessert, sind einige Zirkel, da er Theils die
auf den alten Kugeln wider die Natur unbewegliche Zirkel, beweglich,
theils veränderliche, unveränderlich gemacht, und dabey der Einbildungs-
kraft desto besser zu Hülfe gekommen, er hat aber die von Natur unbe-
wegliche Circulos diurnos, als den Aequatorem und die Tropicos, ferner
die Ekliptik und Coluros, nebst den Polarzirkeln, nicht auf deren Ober-
flächen, sondern über derselben über den herumlaufenden Sternen in einer
Sphära angeordnet, daß man dann zugleich, weil die Länge der Fixsterne
alle 72. Jahr um einen Grad zunimmt, die Kugel oder Sphäram der
Fixsterne bey den Weltpolen in einem Zirkel so 23 . Grad von dem Pol der
Ekliptik entfernet ist, wie es die Natur erfordert, hin und her zu schieben
vermöge, wobey gar leicht, wie der Himmel zu Anfang der Welt, zur
Zeit der Altvätter, zur Zeit Christi und andern folgenden Zeiten beschaffen
gewesen, und wie er noch künftig hin auf lange Zeit hinaus anzusehen
seye, vor die Augen gestellet wird, daß man demnach solche Kugeln we-
gen ihres immerwährenden Gebrauchs mit dem Herrn Weigel die Globos
perpetuos, oder immerwährende Kugeln gar wohl nennet. Eine weitere
Nachricht von diesen und deren eigentlichem Gebrauche hat oft bemeldeter
Herr Weigel in der kurzen Beschreibung der verbesserten Himmels - und
Erdgloben Anno 1681. in 4to zu Jena ediret, aus welcher von diesem noch
ein mehrers zu ersehen seyn wird.

Erſtlich, daßdie gemeine Kugeln allezeit dicht ſind, auf welchen man die Geſtir-
ne nur von auſſen und umgekehrt, und nicht wie ſie eigentlich in dem Himmels-
gewölbe ſtehen, anſehen kann, dahero hat er, um dieſer Inconvenienz ab-
zuhelfen; auch die Sterne von innen zu betrachten ſichtbar gemacht, da er
nemlich dieſe, wie man ſie auſſenher ſiehet, in ſolcher Gröſſe hat durch
die hohle Kugel ſtechen, inwendig aber die Zwiſchenräume ſchwarz anfär-
ben laſſen, damit der Glanz dieſer Sterne, die man durch ein rundes Loch,
auf dem Globo, wo kein Stern ſtehet, betrachtet, deſto ſchärfer in die Au-
gen fallen möge, von auſſen her hat er Sternbilder, weilen ſie zur beſſern
Käntnis der Sterne gar dienlich ſind, und zwar andere als die or entliche,
indeme ſie mehrentheils ganz ungereimt ſind, weil hierbey änfänglich gar kei-
ne Gelehrte oder in der Aſtronomie Erfahrne, ſondern nur ganz gemei-
ne Leute concurriret, auch urſprünglich nicht allezeit der Erbarkeit bey-
kommen, (da er zumahlen ſchon vorhero einige, welche die Sternbilder ver-
ändert, als Schillern, Schickarden a. zu Vorgängern gehabt,) nemlich
die Wappen der Eurpoäiſchen Potentaten angebracht. Damit aber hier-
durch keine Verwirrung entſtehen, und die alten Obſervationen etwann
mehr unbrauchbar gemacht werden mögten, ſo hat Herr Weigel die alten
Bilder nur punctirt mit beygefüget, welches aber als em Nebenwerk nur an-
zuſehen. Das vornehmſte, in Abſicht der Form, oft bemeldeter Hert
Weigel, auf denen Kugeln verbeſſert, ſind einige Zirkel, da er Theils die
auf den alten Kugeln wider die Natur unbewegliche Zirkel, beweglich,
theils veränderliche, unveränderlich gemacht, und dabey der Einbildungs-
kraft deſto beſſer zu Hülfe gekommen, er hat aber die von Natur unbe-
wegliche Circulos diurnos, als den Aequatorem und die Tropicos, ferner
die Ekliptik und Coluros, nebſt den Polarzirkeln, nicht auf deren Ober-
flächen, ſondern über derſelben über den herumlaufenden Sternen in einer
Sphära angeordnet, daß man dann zugleich, weil die Länge der Fixſterne
alle 72. Jahr um einen Grad zunimmt, die Kugel oder Sphäram der
Fixſterne bey den Weltpolen in einem Zirkel ſo 23 . Grad von dem Pol der
Ekliptik entfernet iſt, wie es die Natur erfordert, hin und her zu ſchieben
vermöge, wobey gar leicht, wie der Himmel zu Anfang der Welt, zur
Zeit der Altvätter, zur Zeit Chriſti und andern folgenden Zeiten beſchaffen
geweſen, und wie er noch künftig hin auf lange Zeit hinaus anzuſehen
ſeye, vor die Augen geſtellet wird, daß man demnach ſolche Kugeln we-
gen ihres immerwährenden Gebrauchs mit dem Herrn Weigel die Globos
perpetuos, oder immerwährende Kugeln gar wohl nennet. Eine weitere
Nachricht von dieſen und deren eigentlichem Gebrauche hat oft bemeldeter
Herr Weigel in der kurzen Beſchreibung der verbeſſerten Himmels - und
Erdgloben Anno 1681. in 4to zu Jena ediret, aus welcher von dieſem noch
ein mehrers zu erſehen ſeyn wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="10"/>
Er&#x017F;tlich, daßdie gemeine Kugeln allezeit dicht &#x017F;ind, auf welchen man die Ge&#x017F;tir-<lb/>
ne nur von au&#x017F;&#x017F;en und umgekehrt, und nicht wie &#x017F;ie eigentlich in dem Himmels-<lb/>
gewölbe &#x017F;tehen, an&#x017F;ehen kann, dahero hat er, um die&#x017F;er Inconvenienz ab-<lb/>
zuhelfen; auch die Sterne von innen zu betrachten &#x017F;ichtbar gemacht, da er<lb/>
nemlich die&#x017F;e, wie man &#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;enher &#x017F;iehet, in &#x017F;olcher Grö&#x017F;&#x017F;e hat durch<lb/>
die hohle Kugel &#x017F;techen, inwendig aber die Zwi&#x017F;chenräume &#x017F;chwarz anfär-<lb/>
ben la&#x017F;&#x017F;en, damit der Glanz die&#x017F;er Sterne, die man durch ein rundes Loch,<lb/>
auf dem Globo, wo kein Stern &#x017F;tehet, betrachtet, de&#x017F;to &#x017F;chärfer in die Au-<lb/>
gen fallen möge, von au&#x017F;&#x017F;en her hat er Sternbilder, weilen &#x017F;ie zur be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Käntnis der Sterne gar dienlich &#x017F;ind, und zwar andere als die or entliche,<lb/>
indeme &#x017F;ie mehrentheils ganz ungereimt &#x017F;ind, weil hierbey änfänglich gar kei-<lb/>
ne Gelehrte oder in der A&#x017F;tronomie Erfahrne, &#x017F;ondern nur ganz gemei-<lb/>
ne Leute concurriret, auch ur&#x017F;prünglich nicht allezeit der Erbarkeit bey-<lb/>
kommen, (da er zumahlen &#x017F;chon vorhero einige, welche die Sternbilder ver-<lb/>
ändert, als Schillern, Schickarden a. zu Vorgängern gehabt,) nemlich<lb/>
die Wappen der Eurpoäi&#x017F;chen Potentaten angebracht. Damit aber hier-<lb/>
durch keine Verwirrung ent&#x017F;tehen, und die alten Ob&#x017F;ervationen etwann<lb/>
mehr unbrauchbar gemacht werden mögten, &#x017F;o hat Herr Weigel die alten<lb/>
Bilder nur punctirt mit beygefüget, welches aber als em Nebenwerk nur an-<lb/>
zu&#x017F;ehen. Das vornehm&#x017F;te, in Ab&#x017F;icht der Form, oft bemeldeter Hert<lb/>
Weigel, auf denen Kugeln verbe&#x017F;&#x017F;ert, &#x017F;ind einige Zirkel, da er Theils die<lb/>
auf den alten Kugeln wider die Natur unbewegliche Zirkel, beweglich,<lb/>
theils veränderliche, unveränderlich gemacht, und dabey der Einbildungs-<lb/>
kraft de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er zu Hülfe gekommen, er hat aber die von Natur unbe-<lb/>
wegliche Circulos diurnos, als den Aequatorem und die Tropicos, ferner<lb/>
die Ekliptik und Coluros, neb&#x017F;t den Polarzirkeln, nicht auf deren Ober-<lb/>
flächen, &#x017F;ondern über der&#x017F;elben über den herumlaufenden Sternen in einer<lb/>
Sphära angeordnet, daß man dann zugleich, weil die Länge der Fix&#x017F;terne<lb/>
alle 72. Jahr um einen Grad zunimmt, die Kugel oder Sphäram der<lb/>
Fix&#x017F;terne bey den Weltpolen in einem Zirkel &#x017F;o 23 <formula notation="TeX">\frac {1}{2}</formula>. Grad von dem Pol der<lb/>
Ekliptik entfernet i&#x017F;t, wie es die Natur erfordert, hin und her zu &#x017F;chieben<lb/>
vermöge, wobey gar leicht, wie der Himmel zu Anfang der Welt, zur<lb/>
Zeit der Altvätter, zur Zeit Chri&#x017F;ti und andern folgenden Zeiten be&#x017F;chaffen<lb/>
gewe&#x017F;en, und wie er noch künftig hin auf lange Zeit hinaus anzu&#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;eye, vor die Augen ge&#x017F;tellet wird, daß man demnach &#x017F;olche Kugeln we-<lb/>
gen ihres immerwährenden Gebrauchs mit dem Herrn Weigel die Globos<lb/>
perpetuos, oder immerwährende Kugeln gar wohl nennet. Eine weitere<lb/>
Nachricht von die&#x017F;en und deren eigentlichem Gebrauche hat oft bemeldeter<lb/>
Herr Weigel in der kurzen Be&#x017F;chreibung der verbe&#x017F;&#x017F;erten Himmels - und<lb/>
Erdgloben Anno 1681. in 4to zu Jena ediret, aus welcher von die&#x017F;em noch<lb/>
ein mehrers zu er&#x017F;ehen &#x017F;eyn wird. </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0022] Erſtlich, daßdie gemeine Kugeln allezeit dicht ſind, auf welchen man die Geſtir- ne nur von auſſen und umgekehrt, und nicht wie ſie eigentlich in dem Himmels- gewölbe ſtehen, anſehen kann, dahero hat er, um dieſer Inconvenienz ab- zuhelfen; auch die Sterne von innen zu betrachten ſichtbar gemacht, da er nemlich dieſe, wie man ſie auſſenher ſiehet, in ſolcher Gröſſe hat durch die hohle Kugel ſtechen, inwendig aber die Zwiſchenräume ſchwarz anfär- ben laſſen, damit der Glanz dieſer Sterne, die man durch ein rundes Loch, auf dem Globo, wo kein Stern ſtehet, betrachtet, deſto ſchärfer in die Au- gen fallen möge, von auſſen her hat er Sternbilder, weilen ſie zur beſſern Käntnis der Sterne gar dienlich ſind, und zwar andere als die or entliche, indeme ſie mehrentheils ganz ungereimt ſind, weil hierbey änfänglich gar kei- ne Gelehrte oder in der Aſtronomie Erfahrne, ſondern nur ganz gemei- ne Leute concurriret, auch urſprünglich nicht allezeit der Erbarkeit bey- kommen, (da er zumahlen ſchon vorhero einige, welche die Sternbilder ver- ändert, als Schillern, Schickarden a. zu Vorgängern gehabt,) nemlich die Wappen der Eurpoäiſchen Potentaten angebracht. Damit aber hier- durch keine Verwirrung entſtehen, und die alten Obſervationen etwann mehr unbrauchbar gemacht werden mögten, ſo hat Herr Weigel die alten Bilder nur punctirt mit beygefüget, welches aber als em Nebenwerk nur an- zuſehen. Das vornehmſte, in Abſicht der Form, oft bemeldeter Hert Weigel, auf denen Kugeln verbeſſert, ſind einige Zirkel, da er Theils die auf den alten Kugeln wider die Natur unbewegliche Zirkel, beweglich, theils veränderliche, unveränderlich gemacht, und dabey der Einbildungs- kraft deſto beſſer zu Hülfe gekommen, er hat aber die von Natur unbe- wegliche Circulos diurnos, als den Aequatorem und die Tropicos, ferner die Ekliptik und Coluros, nebſt den Polarzirkeln, nicht auf deren Ober- flächen, ſondern über derſelben über den herumlaufenden Sternen in einer Sphära angeordnet, daß man dann zugleich, weil die Länge der Fixſterne alle 72. Jahr um einen Grad zunimmt, die Kugel oder Sphäram der Fixſterne bey den Weltpolen in einem Zirkel ſo 23 [FORMEL]. Grad von dem Pol der Ekliptik entfernet iſt, wie es die Natur erfordert, hin und her zu ſchieben vermöge, wobey gar leicht, wie der Himmel zu Anfang der Welt, zur Zeit der Altvätter, zur Zeit Chriſti und andern folgenden Zeiten beſchaffen geweſen, und wie er noch künftig hin auf lange Zeit hinaus anzuſehen ſeye, vor die Augen geſtellet wird, daß man demnach ſolche Kugeln we- gen ihres immerwährenden Gebrauchs mit dem Herrn Weigel die Globos perpetuos, oder immerwährende Kugeln gar wohl nennet. Eine weitere Nachricht von dieſen und deren eigentlichem Gebrauche hat oft bemeldeter Herr Weigel in der kurzen Beſchreibung der verbeſſerten Himmels - und Erdgloben Anno 1681. in 4to zu Jena ediret, aus welcher von dieſem noch ein mehrers zu erſehen ſeyn wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/22
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/22>, abgerufen am 03.05.2024.