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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Viertes Buch, drittes Kapitel.

-- Genug! schrie Stilpe. Bist Du verrückt!?
Denkst Du, ich will mir mein Publikum mit hoher
Literatur verjagen? Du bist ganz unbrauchbar!
Du kannst beim Momus die Lichter putzen!

Der Bärenführer war tief betrübt und setzte sich
in die Sophaecke.

Der Peripathetiker aber schüttelte den Kopf:

-- Ja, aber, was willst Du denn haben? Dieses
Schneeköniglied ist doch essenzhaft tief und dabei
heiter wie eine weiße, segelnde Wolke über Fabrik¬
schlöten. Es hat etwas modern-goliardisches. Nicht
wahr, Mathilde: Es ist ein schönes Lied!?

Die Muse lächelte:

-- Ach ja, es ist ganz nett, und man könnte es
später schon mal singen lassen, als Alkoholisten¬
intermezzo, aber für den Anfang . . .? nein: Ihr
müßt euch mehr an den Brettlstil anlehnen vorder¬
hand. Habt ihr denn gar nichts Verliebtes?

Der Peripathetiker machte ein mild-ernstes Ge¬
sicht und ließ seine rechte Hand in der linken
Brusttasche des Smokings verschwinden, der jetzt
schon ein bischen speckig geworden war. Dann
entfaltete er eine Nummer der Kreuz-Zeitung und
las aus dieser, aber nicht aus ihrem gedruckten
Texte, dies:

24 *
Viertes Buch, drittes Kapitel.

— Genug! ſchrie Stilpe. Biſt Du verrückt!?
Denkſt Du, ich will mir mein Publikum mit hoher
Literatur verjagen? Du biſt ganz unbrauchbar!
Du kannſt beim Momus die Lichter putzen!

Der Bärenführer war tief betrübt und ſetzte ſich
in die Sophaecke.

Der Peripathetiker aber ſchüttelte den Kopf:

— Ja, aber, was willſt Du denn haben? Dieſes
Schneeköniglied iſt doch eſſenzhaft tief und dabei
heiter wie eine weiße, ſegelnde Wolke über Fabrik¬
ſchlöten. Es hat etwas modern-goliardiſches. Nicht
wahr, Mathilde: Es iſt ein ſchönes Lied!?

Die Muſe lächelte:

— Ach ja, es iſt ganz nett, und man könnte es
ſpäter ſchon mal ſingen laſſen, als Alkoholiſten¬
intermezzo, aber für den Anfang . . .? nein: Ihr
müßt euch mehr an den Brettlſtil anlehnen vorder¬
hand. Habt ihr denn gar nichts Verliebtes?

Der Peripathetiker machte ein mild-ernſtes Ge¬
ſicht und ließ ſeine rechte Hand in der linken
Bruſttaſche des Smokings verſchwinden, der jetzt
ſchon ein bischen ſpeckig geworden war. Dann
entfaltete er eine Nummer der Kreuz-Zeitung und
las aus dieſer, aber nicht aus ihrem gedruckten
Texte, dies:

24 *
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[371/0385] Viertes Buch, drittes Kapitel. — Genug! ſchrie Stilpe. Biſt Du verrückt!? Denkſt Du, ich will mir mein Publikum mit hoher Literatur verjagen? Du biſt ganz unbrauchbar! Du kannſt beim Momus die Lichter putzen! Der Bärenführer war tief betrübt und ſetzte ſich in die Sophaecke. Der Peripathetiker aber ſchüttelte den Kopf: — Ja, aber, was willſt Du denn haben? Dieſes Schneeköniglied iſt doch eſſenzhaft tief und dabei heiter wie eine weiße, ſegelnde Wolke über Fabrik¬ ſchlöten. Es hat etwas modern-goliardiſches. Nicht wahr, Mathilde: Es iſt ein ſchönes Lied!? Die Muſe lächelte: — Ach ja, es iſt ganz nett, und man könnte es ſpäter ſchon mal ſingen laſſen, als Alkoholiſten¬ intermezzo, aber für den Anfang . . .? nein: Ihr müßt euch mehr an den Brettlſtil anlehnen vorder¬ hand. Habt ihr denn gar nichts Verliebtes? Der Peripathetiker machte ein mild-ernſtes Ge¬ ſicht und ließ ſeine rechte Hand in der linken Bruſttaſche des Smokings verſchwinden, der jetzt ſchon ein bischen ſpeckig geworden war. Dann entfaltete er eine Nummer der Kreuz-Zeitung und las aus dieſer, aber nicht aus ihrem gedruckten Texte, dies: 24 *

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/385>, abgerufen am 22.11.2024.