Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Stilpe.
Denn ich will besessen sein!
Gleich den rauchenden Essen sein!
Fröhlich wie ein Schnee-
König will ich sein.

Der Peripathetiker säuselte den Refrain drei¬
mal nach. Der Bärenführer aber, mit plötzlich ver¬
änderter, sanft flehender Stimme sprach:

-- Ach, Stilpe, sieh doch nur: Wie regelmäßig
diese Strophe ist! Siehst du, ich folge dir, ich thue
was du willst! Ich mache, wie gesagt, regelmäßige
Strophen.

Und nun wieder mit dem knurrenden Zorn
eines Ebers:

Gin will ich! Gletscherweißen Gin will ich!
Keinen Thee!
Denn ich will betümpelt sein!
Lilagrün bewimpelt sein!
Fröhlich wie ein Schnee-
König will ich sein.

-- Wie gesagt, selbstverständlich führe ich die
Strophe regelmäßig durch alle Schnäpse fort:

Absynth will ich! Qualwolkigen Absynth will ich!
Keinen . . .
Stilpe.
Denn ich will beſeſſen ſein!
Gleich den rauchenden Eſſen ſein!
Fröhlich wie ein Schnee-
König will ich ſein.

Der Peripathetiker ſäuſelte den Refrain drei¬
mal nach. Der Bärenführer aber, mit plötzlich ver¬
änderter, ſanft flehender Stimme ſprach:

— Ach, Stilpe, ſieh doch nur: Wie regelmäßig
dieſe Strophe iſt! Siehſt du, ich folge dir, ich thue
was du willſt! Ich mache, wie geſagt, regelmäßige
Strophen.

Und nun wieder mit dem knurrenden Zorn
eines Ebers:

Gin will ich! Gletſcherweißen Gin will ich!
Keinen Thee!
Denn ich will betümpelt ſein!
Lilagrün bewimpelt ſein!
Fröhlich wie ein Schnee-
König will ich ſein.

— Wie geſagt, ſelbſtverſtändlich führe ich die
Strophe regelmäßig durch alle Schnäpſe fort:

Abſynth will ich! Qualwolkigen Abſynth will ich!
Keinen . . .
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0384" n="370"/>
            <fw place="top" type="header">Stilpe.<lb/></fw>
            <l>Denn ich will be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein!</l><lb/>
            <l>Gleich den rauchenden E&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein!</l><lb/>
            <l>Fröhlich wie ein Schnee-</l><lb/>
            <l>König will ich &#x017F;ein.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Der Peripathetiker &#x017F;äu&#x017F;elte den Refrain drei¬<lb/>
mal nach. Der Bärenführer aber, mit plötzlich ver¬<lb/>
änderter, &#x017F;anft flehender Stimme &#x017F;prach:</p><lb/>
          <p>&#x2014; Ach, Stilpe, &#x017F;ieh doch nur: Wie regelmäßig<lb/>
die&#x017F;e Strophe i&#x017F;t! Sieh&#x017F;t du, ich folge dir, ich thue<lb/>
was du will&#x017F;t! Ich mache, wie ge&#x017F;agt, regelmäßige<lb/>
Strophen.</p><lb/>
          <p>Und nun wieder mit dem knurrenden Zorn<lb/>
eines Ebers:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Gin will ich! Glet&#x017F;cherweißen Gin will ich!</l><lb/>
            <l>Keinen Thee!</l><lb/>
            <l>Denn ich will betümpelt &#x017F;ein!</l><lb/>
            <l>Lilagrün bewimpelt &#x017F;ein!</l><lb/>
            <l>Fröhlich wie ein Schnee-</l><lb/>
            <l>König will ich &#x017F;ein.</l><lb/>
          </lg>
          <p>&#x2014; Wie ge&#x017F;agt, &#x017F;elb&#x017F;tver&#x017F;tändlich führe ich die<lb/>
Strophe regelmäßig durch alle Schnäp&#x017F;e fort:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ab&#x017F;ynth will ich! Qualwolkigen Ab&#x017F;ynth will ich!<lb/></l>
            <l>Keinen . . .</l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0384] Stilpe. Denn ich will beſeſſen ſein! Gleich den rauchenden Eſſen ſein! Fröhlich wie ein Schnee- König will ich ſein. Der Peripathetiker ſäuſelte den Refrain drei¬ mal nach. Der Bärenführer aber, mit plötzlich ver¬ änderter, ſanft flehender Stimme ſprach: — Ach, Stilpe, ſieh doch nur: Wie regelmäßig dieſe Strophe iſt! Siehſt du, ich folge dir, ich thue was du willſt! Ich mache, wie geſagt, regelmäßige Strophen. Und nun wieder mit dem knurrenden Zorn eines Ebers: Gin will ich! Gletſcherweißen Gin will ich! Keinen Thee! Denn ich will betümpelt ſein! Lilagrün bewimpelt ſein! Fröhlich wie ein Schnee- König will ich ſein. — Wie geſagt, ſelbſtverſtändlich führe ich die Strophe regelmäßig durch alle Schnäpſe fort: Abſynth will ich! Qualwolkigen Abſynth will ich! Keinen . . .

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/384
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/384>, abgerufen am 16.07.2024.