Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Drittes Buch, viertes Kapitel. denke, sie läuft aus. Und stammelt und stottertund klappert mit den Zähnen. Herrgott! In meinem Leben habe ich ein fremdes Leben nie wieder so gefühlt. Mir wars, als hätte ich ihr Herz leibhaftig und blutend und stoßend in meiner Hand, und es rönne mir über die Finger. -- Du Windelband! Glotze gescheidter. Hehe! Er lehnte sich zurück und blies den Cigarren¬ -- Komisch! Furchtbar komisch! Was? Das Er sah Girlingern blinzelnd an: -- Nicht wahr, die Geschichte ist ein paar Drittes Buch, viertes Kapitel. denke, ſie läuft aus. Und ſtammelt und ſtottertund klappert mit den Zähnen. Herrgott! In meinem Leben habe ich ein fremdes Leben nie wieder ſo gefühlt. Mir wars, als hätte ich ihr Herz leibhaftig und blutend und ſtoßend in meiner Hand, und es rönne mir über die Finger. — Du Windelband! Glotze geſcheidter. Hehe! Er lehnte ſich zurück und blies den Cigarren¬ — Komiſch! Furchtbar komiſch! Was? Das Er ſah Girlingern blinzelnd an: — Nicht wahr, die Geſchichte iſt ein paar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0309" n="295"/><fw place="top" type="header">Drittes Buch, viertes Kapitel.<lb/></fw> denke, ſie läuft aus. Und ſtammelt und ſtottert<lb/> und klappert mit den Zähnen. Herrgott! In<lb/> meinem Leben habe ich ein fremdes Leben nie<lb/> wieder ſo gefühlt. Mir wars, als hätte ich ihr<lb/> Herz leibhaftig und blutend und ſtoßend in meiner<lb/> Hand, und es rönne mir über die Finger.</p><lb/> <p>— Du Windelband! Glotze geſcheidter. Hehe!<lb/> Dieſer Referendar iſt ergriffen!</p><lb/> <p>Er lehnte ſich zurück und blies den Cigarren¬<lb/> rauch lachend von ſich.</p><lb/> <p>— Komiſch! Furchtbar komiſch! Was? Das<lb/> Leben iſt talentvoll. Es macht die ſchwierigſten<lb/> Sachen ohne allen Apparat. Schmeißt da zwei<lb/> Zerſchmiſſene aufeinander und ſagt: Da habt ihr<lb/> euch!</p><lb/> <p>Er ſah Girlingern blinzelnd an:</p><lb/> <p>— Nicht wahr, die Geſchichte iſt ein paar<lb/> Nordhäuſer mit Sooleiern wert? Aber mir wird<lb/> ſie langweilig. Was kam auch noch? Ich hatte<lb/> das Stichwort und goß nun <hi rendition="#g">meine</hi> Geſchichte von<lb/> mir: So, na und dann biſt Du alſo gefälligſt<lb/> bald dorthin gekommen, wo Du jetzt biſt, mein<lb/> teures Mädchen; bon! Des Herrn Wege ſind un¬<lb/> erforſchlich, und: Wer weiß, wozu es gut iſt, ſagt<lb/> der Chriſt. Ich aber . . . Ach, ich mag nicht mehr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [295/0309]
Drittes Buch, viertes Kapitel.
denke, ſie läuft aus. Und ſtammelt und ſtottert
und klappert mit den Zähnen. Herrgott! In
meinem Leben habe ich ein fremdes Leben nie
wieder ſo gefühlt. Mir wars, als hätte ich ihr
Herz leibhaftig und blutend und ſtoßend in meiner
Hand, und es rönne mir über die Finger.
— Du Windelband! Glotze geſcheidter. Hehe!
Dieſer Referendar iſt ergriffen!
Er lehnte ſich zurück und blies den Cigarren¬
rauch lachend von ſich.
— Komiſch! Furchtbar komiſch! Was? Das
Leben iſt talentvoll. Es macht die ſchwierigſten
Sachen ohne allen Apparat. Schmeißt da zwei
Zerſchmiſſene aufeinander und ſagt: Da habt ihr
euch!
Er ſah Girlingern blinzelnd an:
— Nicht wahr, die Geſchichte iſt ein paar
Nordhäuſer mit Sooleiern wert? Aber mir wird
ſie langweilig. Was kam auch noch? Ich hatte
das Stichwort und goß nun meine Geſchichte von
mir: So, na und dann biſt Du alſo gefälligſt
bald dorthin gekommen, wo Du jetzt biſt, mein
teures Mädchen; bon! Des Herrn Wege ſind un¬
erforſchlich, und: Wer weiß, wozu es gut iſt, ſagt
der Chriſt. Ich aber . . . Ach, ich mag nicht mehr
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