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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.

-- Ach was, ich will frei sein und nicht
dichten.

-- In Griechenland wirst Du frei sein! Und
warum verstellst Du Dich denn? Ich weiß doch,
daß Du noch viel ehrgeiziger bist, als ich. Und
dann: Die Schönheit! Die alte Kunst! Die
Akropolis! Denke: Wenn wir da hinaufschreiten!
Und alles das Südliche überhaupt! Ölbäume,
Orangen, Citronen, Rhododendren!

Girlinger hatte allerlei praktische Bedenken,
aber schließlich legte auch er es sich zurecht. Seine
Phantasie war nicht so schnell losgelassen, wie die
Stilpes, und sie schwärmte nicht ins Blaue, aber
gerade diese Sehnsucht nach dem Süden war in
ihm, und um so stärker, als er sich wirklich ein
Bild vom Süden machte, während Stilpe nur den
Abreiz von Worten spürte.

Sie gingen mit dem Versprechen Girlingers
auseinander, daß er am nächsten Sonntag, in zwei
Tagen, seinen endgiltigen Entschluß kund thun wolle.

Girlinger benutzte die Zeit, um gründlich über
den Plan nachzudenken und nach Möglichkeit zu
studieren, was ihm über das Griechenland von
Heute zugänglich war.

Stilpe aber schwamm in einem heißen Ent¬

Stilpe.

— Ach was, ich will frei ſein und nicht
dichten.

— In Griechenland wirſt Du frei ſein! Und
warum verſtellſt Du Dich denn? Ich weiß doch,
daß Du noch viel ehrgeiziger biſt, als ich. Und
dann: Die Schönheit! Die alte Kunſt! Die
Akropolis! Denke: Wenn wir da hinaufſchreiten!
Und alles das Südliche überhaupt! Ölbäume,
Orangen, Citronen, Rhododendren!

Girlinger hatte allerlei praktiſche Bedenken,
aber ſchließlich legte auch er es ſich zurecht. Seine
Phantaſie war nicht ſo ſchnell losgelaſſen, wie die
Stilpes, und ſie ſchwärmte nicht ins Blaue, aber
gerade dieſe Sehnſucht nach dem Süden war in
ihm, und um ſo ſtärker, als er ſich wirklich ein
Bild vom Süden machte, während Stilpe nur den
Abreiz von Worten ſpürte.

Sie gingen mit dem Verſprechen Girlingers
auseinander, daß er am nächſten Sonntag, in zwei
Tagen, ſeinen endgiltigen Entſchluß kund thun wolle.

Girlinger benutzte die Zeit, um gründlich über
den Plan nachzudenken und nach Möglichkeit zu
ſtudieren, was ihm über das Griechenland von
Heute zugänglich war.

Stilpe aber ſchwamm in einem heißen Ent¬

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[130/0144] Stilpe. — Ach was, ich will frei ſein und nicht dichten. — In Griechenland wirſt Du frei ſein! Und warum verſtellſt Du Dich denn? Ich weiß doch, daß Du noch viel ehrgeiziger biſt, als ich. Und dann: Die Schönheit! Die alte Kunſt! Die Akropolis! Denke: Wenn wir da hinaufſchreiten! Und alles das Südliche überhaupt! Ölbäume, Orangen, Citronen, Rhododendren! Girlinger hatte allerlei praktiſche Bedenken, aber ſchließlich legte auch er es ſich zurecht. Seine Phantaſie war nicht ſo ſchnell losgelaſſen, wie die Stilpes, und ſie ſchwärmte nicht ins Blaue, aber gerade dieſe Sehnſucht nach dem Süden war in ihm, und um ſo ſtärker, als er ſich wirklich ein Bild vom Süden machte, während Stilpe nur den Abreiz von Worten ſpürte. Sie gingen mit dem Verſprechen Girlingers auseinander, daß er am nächſten Sonntag, in zwei Tagen, ſeinen endgiltigen Entſchluß kund thun wolle. Girlinger benutzte die Zeit, um gründlich über den Plan nachzudenken und nach Möglichkeit zu ſtudieren, was ihm über das Griechenland von Heute zugänglich war. Stilpe aber ſchwamm in einem heißen Ent¬

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/144>, abgerufen am 18.12.2024.