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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Zweites Buch, viertes Kapitel.

-- Nein, und wenn Du mir auch nichts sagst,
ich will offen sein! Aber gieb mir Deine rechte
Hand, daß Dus niemand sagst.

-- Ja doch.

-- Nein, die Hand! Und das ist wie ge¬
schworen!

-- Ja doch. Hab' ich schon was verraten?

-- Also gut!

Und er blieb stehen und sagte leise, aber mit
feierlichem Tone:

-- Ich gehe nach Griechenland.
Girlinger sah ihn groß an:

-- Ja, kannst Du denn Neugriechisch?

Die Frage kam Stilpen unerwartet. Daran
hatte er noch nicht gedacht. Er biß die Lippen
ärgerlich aufeinander.

-- Natürlich nicht.

-- Ja, was für eine Sprache wirst Du denn
dort reden?

-- Es giebt eine deutsche Kolonie in Athen.

Stilpe wußte davon eigentlich nichts, es war
eine seiner rettenden Improvisationen, aber Gir¬
linger fand sie plausibel.

-- So, nun ja, aber was willst Du in dieser
deutschen Kolonie machen?

Zweites Buch, viertes Kapitel.

— Nein, und wenn Du mir auch nichts ſagſt,
ich will offen ſein! Aber gieb mir Deine rechte
Hand, daß Dus niemand ſagſt.

— Ja doch.

— Nein, die Hand! Und das iſt wie ge¬
ſchworen!

— Ja doch. Hab' ich ſchon was verraten?

— Alſo gut!

Und er blieb ſtehen und ſagte leiſe, aber mit
feierlichem Tone:

— Ich gehe nach Griechenland.
Girlinger ſah ihn groß an:

— Ja, kannſt Du denn Neugriechiſch?

Die Frage kam Stilpen unerwartet. Daran
hatte er noch nicht gedacht. Er biß die Lippen
ärgerlich aufeinander.

— Natürlich nicht.

— Ja, was für eine Sprache wirſt Du denn
dort reden?

— Es giebt eine deutſche Kolonie in Athen.

Stilpe wußte davon eigentlich nichts, es war
eine ſeiner rettenden Improviſationen, aber Gir¬
linger fand ſie plauſibel.

— So, nun ja, aber was willſt Du in dieſer
deutſchen Kolonie machen?

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[127/0141] Zweites Buch, viertes Kapitel. — Nein, und wenn Du mir auch nichts ſagſt, ich will offen ſein! Aber gieb mir Deine rechte Hand, daß Dus niemand ſagſt. — Ja doch. — Nein, die Hand! Und das iſt wie ge¬ ſchworen! — Ja doch. Hab' ich ſchon was verraten? — Alſo gut! Und er blieb ſtehen und ſagte leiſe, aber mit feierlichem Tone: — Ich gehe nach Griechenland. Girlinger ſah ihn groß an: — Ja, kannſt Du denn Neugriechiſch? Die Frage kam Stilpen unerwartet. Daran hatte er noch nicht gedacht. Er biß die Lippen ärgerlich aufeinander. — Natürlich nicht. — Ja, was für eine Sprache wirſt Du denn dort reden? — Es giebt eine deutſche Kolonie in Athen. Stilpe wußte davon eigentlich nichts, es war eine ſeiner rettenden Improviſationen, aber Gir¬ linger fand ſie plauſibel. — So, nun ja, aber was willſt Du in dieſer deutſchen Kolonie machen?

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/141>, abgerufen am 04.05.2024.