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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
mußte. Sich selbst dachte Stilpe als den Galan,
doch stellte er sich in dieser Thätigkeit etwas älter
und als berühmten Journalisten vor. Die Haupt¬
scene, der Drehpunkt des Ganzen, stand schon
fest, aber nur im Kopfe, denn, und dies gilt
für die meisten dichterischen Pläne Stilpes in dieser
und späteren Zeit: Er kam selten dazu, seine Ent¬
würfe in Tinte umzusetzen.

Schade übrigens, daß Stilpe diese Szene nicht
ausgeführt hat. Sie war höchst verwegen natu¬
ralistisch gedacht und sehr geeignet, Ärgernis zu
erregen, -- ein poetischer Zweck, der dem revolu¬
tionären Obertertianer ziemlich deutlich vorschwebte,
obwohl seine Verwegenheit nicht bis zur Phantas¬
magorie einer Drucklegung ging. Sie sollte sich
direkt in Wopfs Ehebette abspielen.

Girlinger hatte Einwendungen dagegen, vor¬
nehmlich vom Standpunkte der Bühnenmöglichkeit
aus. Aber da kam er bei Stilpe übel an:

-- Bühne!? Du sagst Bühne! Was geht
mich denn die Bühne an? Ich pfeife auf die
Bühne. Glaubst Du, ich will mich neben Herrn
Blumenthal stellen?

-- Nein, aber neben Schiller.

-- Ach, Schiller!

Stilpe.
mußte. Sich ſelbſt dachte Stilpe als den Galan,
doch ſtellte er ſich in dieſer Thätigkeit etwas älter
und als berühmten Journaliſten vor. Die Haupt¬
ſcene, der Drehpunkt des Ganzen, ſtand ſchon
feſt, aber nur im Kopfe, denn, und dies gilt
für die meiſten dichteriſchen Pläne Stilpes in dieſer
und ſpäteren Zeit: Er kam ſelten dazu, ſeine Ent¬
würfe in Tinte umzuſetzen.

Schade übrigens, daß Stilpe dieſe Szene nicht
ausgeführt hat. Sie war höchſt verwegen natu¬
raliſtiſch gedacht und ſehr geeignet, Ärgernis zu
erregen, — ein poetiſcher Zweck, der dem revolu¬
tionären Obertertianer ziemlich deutlich vorſchwebte,
obwohl ſeine Verwegenheit nicht bis zur Phantas¬
magorie einer Drucklegung ging. Sie ſollte ſich
direkt in Wopfs Ehebette abſpielen.

Girlinger hatte Einwendungen dagegen, vor¬
nehmlich vom Standpunkte der Bühnenmöglichkeit
aus. Aber da kam er bei Stilpe übel an:

— Bühne!? Du ſagſt Bühne! Was geht
mich denn die Bühne an? Ich pfeife auf die
Bühne. Glaubſt Du, ich will mich neben Herrn
Blumenthal ſtellen?

— Nein, aber neben Schiller.

— Ach, Schiller!

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[112/0126] Stilpe. mußte. Sich ſelbſt dachte Stilpe als den Galan, doch ſtellte er ſich in dieſer Thätigkeit etwas älter und als berühmten Journaliſten vor. Die Haupt¬ ſcene, der Drehpunkt des Ganzen, ſtand ſchon feſt, aber nur im Kopfe, denn, und dies gilt für die meiſten dichteriſchen Pläne Stilpes in dieſer und ſpäteren Zeit: Er kam ſelten dazu, ſeine Ent¬ würfe in Tinte umzuſetzen. Schade übrigens, daß Stilpe dieſe Szene nicht ausgeführt hat. Sie war höchſt verwegen natu¬ raliſtiſch gedacht und ſehr geeignet, Ärgernis zu erregen, — ein poetiſcher Zweck, der dem revolu¬ tionären Obertertianer ziemlich deutlich vorſchwebte, obwohl ſeine Verwegenheit nicht bis zur Phantas¬ magorie einer Drucklegung ging. Sie ſollte ſich direkt in Wopfs Ehebette abſpielen. Girlinger hatte Einwendungen dagegen, vor¬ nehmlich vom Standpunkte der Bühnenmöglichkeit aus. Aber da kam er bei Stilpe übel an: — Bühne!? Du ſagſt Bühne! Was geht mich denn die Bühne an? Ich pfeife auf die Bühne. Glaubſt Du, ich will mich neben Herrn Blumenthal ſtellen? — Nein, aber neben Schiller. — Ach, Schiller!

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/126>, abgerufen am 28.11.2024.