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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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[Beginn Spaltensatz] es ist die Ahnung der Liebe, | wenn p3b_063.002
sie im Herzen keimt, | wenn sie die p3b_063.003
Erde | zum Himmel verklärt, | wenn p3b_063.004
die Welt | ihr Abglanz wird, | wenn p3b_063.005
sie alles verschönt | mit ihrem Zauber. p3b_063.006
| O daß die flüchtige, teilnamslose p3b_063.007
Zeit | nicht verweilt | an jener p3b_063.008
Lust des Daseins, | die uns der rasche p3b_063.009
Wechsel | entzieht, | als ob den Himmel p3b_063.010
| sein rasches Glück reue, | als p3b_063.011
wäre es wie verloren, | ja, als wäre p3b_063.012
es schade darum, | wenn er es der p3b_063.013
armen Erde | zum vollen Besitz überließe. p3b_063.014
|

[Spaltenumbruch] p3b_063.101
Die Ahnung ist's der Liebe, p3b_063.102
Wenn sie im Herzen keimt, p3b_063.103
Wenn leise sie zum Himmel p3b_063.104
Die Welt hinüberträumt, p3b_063.105
Wenn alles wird da außen p3b_063.106
Zu ihrem Spiegelbild, p3b_063.107
Verschönt, verherrlicht alles, p3b_063.108
Wohin ihr Zauber quillt; p3b_063.109
O daß du nicht verweilest, p3b_063.110
Du flüchtig kalte Zeit, p3b_063.111
An jener Lust des Daseins, p3b_063.112
An jener Seligkeit, p3b_063.113
Daß uns so schneller Wechsel p3b_063.114
Aus ihren Armen reißt, p3b_063.115
Als reute es den Himmel p3b_063.116
Das Glück, das er verheißt, p3b_063.117
Als wär' es wie verloren p3b_063.118
Und schien' ihm schade drum, p3b_063.119
Gäb' er's der armen Erde p3b_063.120
Zum vollen Eigentum!
[Ende Spaltensatz]

p3b_063.121
Aufgabe 2. Weiblicher Reim. Nachstehender Stoff soll in p3b_063.122
jambischen Viertaktern gegeben werden; die geraden, reimlosen p3b_063.123
Zeilen sollen akatalektisch
(Breve - Breve - Breve - Breve -), die gereimten dagegen p3b_063.124
katalektisch
(Breve - Breve - Breve - Breve) sein.

p3b_063.125

Wasser und Wein.

p3b_063.126
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_063.127
Der stolze Wein sprach einst zum p3b_063.128
Wasser: | Jch tafle mit den Fürsten; | p3b_063.129
alle Ritter und Edle | dürsten nach p3b_063.130
meiner Quelle; | ich befinde mich in p3b_063.131
goldenen Bechern | und werde hoch p3b_063.132
gepriesen. | Dir wird davon | nichts zu p3b_063.133
teil. | Darauf entgegnete das Wasser: | p3b_063.134
Jch bin mit meinem Schicksal nicht p3b_063.135
unzufrieden; | im Morgenglanze küßte p3b_063.136
mich | ein Mädchen von der Rose p3b_063.137
hinweg, | und hat die Blume mir anvertraut, p3b_063.138
| daß ich sie frisch erhalten p3b_063.139
soll; | ich habe der Rose auch die p3b_063.140
Knospen | gar kunstreich entfaltet. |

[Spaltenumbruch] p3b_063.101

Lösung. Von Franz v. Kobell.

p3b_063.102
Zum Wasser sprach der stolze Wein: p3b_063.103
Jch tafle mit den Fürsten, p3b_063.104
Die Ritter und die Edlen all' p3b_063.105
Nach meiner Quelle dürsten, p3b_063.106
Jn goldnen Bechern hause ich p3b_063.107
Zum Himmel hoch gepriesen, p3b_063.108
Dir wird von solcher Herrlichkeit p3b_063.109
Kein Stäubchen zugewiesen. p3b_063.110
Das Wasser sprach: ich zürne drum p3b_063.111
Fürwahr nicht meinem Lose, p3b_063.112
Mich küßte jüngst im Morgenglanz p3b_063.113
Ein Mädchen von der Rose, p3b_063.114
Und hat die liebe Blume mir p3b_063.115
Vertraut, sie frisch zu halten, p3b_063.116
Jch wußte fein die Knospe ihr p3b_063.117
Gar künstlich zu entfalten.
[Ende Spaltensatz]

p3b_063.001
[Beginn Spaltensatz] es ist die Ahnung der Liebe, │ wenn p3b_063.002
sie im Herzen keimt, │ wenn sie die p3b_063.003
Erde │ zum Himmel verklärt, │ wenn p3b_063.004
die Welt │ ihr Abglanz wird, │ wenn p3b_063.005
sie alles verschönt │ mit ihrem Zauber. p3b_063.006
│ O daß die flüchtige, teilnamslose p3b_063.007
Zeit │ nicht verweilt │ an jener p3b_063.008
Lust des Daseins, │ die uns der rasche p3b_063.009
Wechsel │ entzieht, │ als ob den Himmel p3b_063.010
│ sein rasches Glück reue, │ als p3b_063.011
wäre es wie verloren, │ ja, als wäre p3b_063.012
es schade darum, │ wenn er es der p3b_063.013
armen Erde │ zum vollen Besitz überließe. p3b_063.014

[Spaltenumbruch] p3b_063.101
Die Ahnung ist's der Liebe, p3b_063.102
Wenn sie im Herzen keimt, p3b_063.103
Wenn leise sie zum Himmel p3b_063.104
Die Welt hinüberträumt, p3b_063.105
Wenn alles wird da außen p3b_063.106
Zu ihrem Spiegelbild, p3b_063.107
Verschönt, verherrlicht alles, p3b_063.108
Wohin ihr Zauber quillt; p3b_063.109
O daß du nicht verweilest, p3b_063.110
Du flüchtig kalte Zeit, p3b_063.111
An jener Lust des Daseins, p3b_063.112
An jener Seligkeit, p3b_063.113
Daß uns so schneller Wechsel p3b_063.114
Aus ihren Armen reißt, p3b_063.115
Als reute es den Himmel p3b_063.116
Das Glück, das er verheißt, p3b_063.117
Als wär' es wie verloren p3b_063.118
Und schien' ihm schade drum, p3b_063.119
Gäb' er's der armen Erde p3b_063.120
Zum vollen Eigentum!
[Ende Spaltensatz]

p3b_063.121
Aufgabe 2. Weiblicher Reim. Nachstehender Stoff soll in p3b_063.122
jambischen Viertaktern gegeben werden; die geraden, reimlosen p3b_063.123
Zeilen sollen akatalektisch
(⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑ –), die gereimten dagegen p3b_063.124
katalektisch
(⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑) sein.

p3b_063.125

Wasser und Wein.

p3b_063.126
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_063.127
Der stolze Wein sprach einst zum p3b_063.128
Wasser: │ Jch tafle mit den Fürsten; │ p3b_063.129
alle Ritter und Edle │ dürsten nach p3b_063.130
meiner Quelle; │ ich befinde mich in p3b_063.131
goldenen Bechern │ und werde hoch p3b_063.132
gepriesen. │ Dir wird davon │ nichts zu p3b_063.133
teil. │ Darauf entgegnete das Wasser: │ p3b_063.134
Jch bin mit meinem Schicksal nicht p3b_063.135
unzufrieden; │ im Morgenglanze küßte p3b_063.136
mich │ ein Mädchen von der Rose p3b_063.137
hinweg, │ und hat die Blume mir anvertraut, p3b_063.138
│ daß ich sie frisch erhalten p3b_063.139
soll; │ ich habe der Rose auch die p3b_063.140
Knospen │ gar kunstreich entfaltet. │

[Spaltenumbruch] p3b_063.101

Lösung. Von Franz v. Kobell.

p3b_063.102
Zum Wasser sprach der stolze Wein: p3b_063.103
Jch tafle mit den Fürsten, p3b_063.104
Die Ritter und die Edlen all' p3b_063.105
Nach meiner Quelle dürsten, p3b_063.106
Jn goldnen Bechern hause ich p3b_063.107
Zum Himmel hoch gepriesen, p3b_063.108
Dir wird von solcher Herrlichkeit p3b_063.109
Kein Stäubchen zugewiesen. p3b_063.110
Das Wasser sprach: ich zürne drum p3b_063.111
Fürwahr nicht meinem Lose, p3b_063.112
Mich küßte jüngst im Morgenglanz p3b_063.113
Ein Mädchen von der Rose, p3b_063.114
Und hat die liebe Blume mir p3b_063.115
Vertraut, sie frisch zu halten, p3b_063.116
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[63/0089] p3b_063.001 es ist die Ahnung der Liebe, │ wenn p3b_063.002 sie im Herzen keimt, │ wenn sie die p3b_063.003 Erde │ zum Himmel verklärt, │ wenn p3b_063.004 die Welt │ ihr Abglanz wird, │ wenn p3b_063.005 sie alles verschönt │ mit ihrem Zauber. p3b_063.006 │ O daß die flüchtige, teilnamslose p3b_063.007 Zeit │ nicht verweilt │ an jener p3b_063.008 Lust des Daseins, │ die uns der rasche p3b_063.009 Wechsel │ entzieht, │ als ob den Himmel p3b_063.010 │ sein rasches Glück reue, │ als p3b_063.011 wäre es wie verloren, │ ja, als wäre p3b_063.012 es schade darum, │ wenn er es der p3b_063.013 armen Erde │ zum vollen Besitz überließe. p3b_063.014 │ p3b_063.101 Die Ahnung ist's der Liebe, p3b_063.102 Wenn sie im Herzen keimt, p3b_063.103 Wenn leise sie zum Himmel p3b_063.104 Die Welt hinüberträumt, p3b_063.105 Wenn alles wird da außen p3b_063.106 Zu ihrem Spiegelbild, p3b_063.107 Verschönt, verherrlicht alles, p3b_063.108 Wohin ihr Zauber quillt; p3b_063.109 O daß du nicht verweilest, p3b_063.110 Du flüchtig kalte Zeit, p3b_063.111 An jener Lust des Daseins, p3b_063.112 An jener Seligkeit, p3b_063.113 Daß uns so schneller Wechsel p3b_063.114 Aus ihren Armen reißt, p3b_063.115 Als reute es den Himmel p3b_063.116 Das Glück, das er verheißt, p3b_063.117 Als wär' es wie verloren p3b_063.118 Und schien' ihm schade drum, p3b_063.119 Gäb' er's der armen Erde p3b_063.120 Zum vollen Eigentum! p3b_063.121 Aufgabe 2. Weiblicher Reim. Nachstehender Stoff soll in p3b_063.122 jambischen Viertaktern gegeben werden; die geraden, reimlosen p3b_063.123 Zeilen sollen akatalektisch (⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑ –), die gereimten dagegen p3b_063.124 katalektisch (⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑) sein. p3b_063.125 Wasser und Wein. p3b_063.126 Stoff. p3b_063.127 Der stolze Wein sprach einst zum p3b_063.128 Wasser: │ Jch tafle mit den Fürsten; │ p3b_063.129 alle Ritter und Edle │ dürsten nach p3b_063.130 meiner Quelle; │ ich befinde mich in p3b_063.131 goldenen Bechern │ und werde hoch p3b_063.132 gepriesen. │ Dir wird davon │ nichts zu p3b_063.133 teil. │ Darauf entgegnete das Wasser: │ p3b_063.134 Jch bin mit meinem Schicksal nicht p3b_063.135 unzufrieden; │ im Morgenglanze küßte p3b_063.136 mich │ ein Mädchen von der Rose p3b_063.137 hinweg, │ und hat die Blume mir anvertraut, p3b_063.138 │ daß ich sie frisch erhalten p3b_063.139 soll; │ ich habe der Rose auch die p3b_063.140 Knospen │ gar kunstreich entfaltet. │ p3b_063.101 Lösung. Von Franz v. Kobell. p3b_063.102 Zum Wasser sprach der stolze Wein: p3b_063.103 Jch tafle mit den Fürsten, p3b_063.104 Die Ritter und die Edlen all' p3b_063.105 Nach meiner Quelle dürsten, p3b_063.106 Jn goldnen Bechern hause ich p3b_063.107 Zum Himmel hoch gepriesen, p3b_063.108 Dir wird von solcher Herrlichkeit p3b_063.109 Kein Stäubchen zugewiesen. p3b_063.110 Das Wasser sprach: ich zürne drum p3b_063.111 Fürwahr nicht meinem Lose, p3b_063.112 Mich küßte jüngst im Morgenglanz p3b_063.113 Ein Mädchen von der Rose, p3b_063.114 Und hat die liebe Blume mir p3b_063.115 Vertraut, sie frisch zu halten, p3b_063.116 Jch wußte fein die Knospe ihr p3b_063.117 Gar künstlich zu entfalten.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/89>, abgerufen am 17.05.2024.