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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Brück', - und warf ihm rasch den Judasstrick - um das Genick. - Hier p3b_057.002
an diesem Ort - beging ich den Mord; - hier an diesem Grat - hab p3b_057.003
ich begangen die blutige That. -

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Bei diesem entsetzlichen Wort - stürzte der Gespenstige fort - und p3b_057.005
warf sich mit furchtbarem Fall - und dröhnendem Schall, - (es ertönte p3b_057.006
gespenstig der Wiederhall -) nicht in den tosenden Wasserschwall, - nein, p3b_057.007
in das Steingerölle, - von welchem Feu'r und Dampf aufquoll wie von p3b_057.008
der Hölle. -

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Uns ergriff ein Grauen, - das uns nicht mehr ließ zur Brücke schauen. p3b_057.010
- Es war uns nicht mehr plauderig, - und niemand war mehr zauderig, p3b_057.011
- die Luft selbst schien uns schauderig. - Jch rief: Weg, weg! - von p3b_057.012
diesem Teufelswegsteg, - damit uns nicht auch wegfeg - mit Getöse - p3b_057.013
der Böse, - der Mächtige, - Verdächtige, - Niederträchtige, - der das p3b_057.014
Edle verdächtigt, - sich der Guten bemächtigt. - Jch hab' in der Regel ein p3b_057.015
Erzherz, - doch heute fühlt' ich Herzschmerz, - hier fehlte mir der Erzscherz, - p3b_057.016
statt dessen drückte Erzschmerz. -

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Wir rannten nach der Ebene zurück, - und kamen gesund an zum p3b_057.018
Glück! - Nie hab' ich wieder den Zauberberg erklommen, - nie wieder zu p3b_057.019
Gesicht bekommen: Teufelsbrücke, - Teufelslücke, - Teufelstücke.

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Dies ist die Makame von der Teufelsbrücke, - p3b_057.021
gebaut vom Teufel aus einem Stücke. -

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Anleitung zur Kritik. Um Besserungsfähiges zu entdecken, möge p3b_057.023
man unter Berücksichtigung des seither Gelernten prüfen: a. die logische Entwickelung p3b_057.024
des Stofflichen, Jnhaltlichen, b. das Grammatikalische und Syntaktische, p3b_057.025
(vgl. S. 18) c. die Reime (vgl. S. 51) u. s. w. Man ersetze p3b_057.026
Reime wie geraden - waten, beschwerlich - gefährlich, Fels - Schmerz &c.

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§ 21. Strengere Form der Reime. p3b_057.028
(Vorgeschriebene Reime.)

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1. Hat sich der Lernende in der gereimten Prosarede genügend p3b_057.030
geübt, so muß er, - um methodisch weiter zu schreiten, - die wenig p3b_057.031
schwierige Form wählen, welche den gleichen Reim in den geraden p3b_057.032
Zeilen verlangt, die ungeraden jedoch ungereimt läßt. Es ist dies die p3b_057.033
Form des sogenannten Ghasels, oder besser: des Kita's (d. i. eines p3b_057.034
wirklichen Bruchstücks eines Ghasels), zu welchem somit der Lernende p3b_057.035
auf ungesuchter Weise wie von selbst gelangt.

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2. Die Ghaselenform eignet sich - was hier schon bemerkt sein p3b_057.037
soll - für einen Stoff, bei welchem Gedanke und Gefühl um einen p3b_057.038
bestimmten Punkt sich konzentrieren, bei welchem der Dichter nur ein p3b_057.039
gewisses Grundgefühl hat und die gleichen Erscheinungen stets wiederkehren.

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3. Wenn dem Lernenden die Gewinnung des Reimes schwer wird, p3b_057.041
so möge er den Jnhalt der beiden Zeilen so lange wenden und ver=

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Brück', ─ und warf ihm rasch den Judasstrick ─ um das Genick. ─ Hier p3b_057.002
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ich begangen die blutige That. ─

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Uns ergriff ein Grauen, ─ das uns nicht mehr ließ zur Brücke schauen. p3b_057.010
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statt dessen drückte Erzschmerz. ─

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Glück! ─ Nie hab' ich wieder den Zauberberg erklommen, ─ nie wieder zu p3b_057.019
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Dies ist die Makame von der Teufelsbrücke, ─ p3b_057.021
gebaut vom Teufel aus einem Stücke. ─

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Anleitung zur Kritik. Um Besserungsfähiges zu entdecken, möge p3b_057.023
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Reime wie geraden ─ waten, beschwerlich ─ gefährlich, Fels ─ Schmerz &c.

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§ 21. Strengere Form der Reime. p3b_057.028
(Vorgeschriebene Reime.)

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1. Hat sich der Lernende in der gereimten Prosarede genügend p3b_057.030
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/83>, abgerufen am 26.11.2024.