Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_030.001 p3b_030.005 Wie ein Bote des Glücks, wie ein Aar, p3b_030.102 p3b_030.107der keck p3b_030.103 Von dem Jdagebirg Ganymeden geraubt, p3b_030.104 p3b_030.105 Die Gestirne vorbei, sich siegstolz wiegt p3b_030.106 Auf silberner Schwinge des Wohlklangs! Auf, auf, o Genossen! Und rufet empor p3b_030.108 [Ende Spaltensatz]
Den Romantiker, der in melodischen p3b_030.109 Traum p3b_030.110 Sein Dasein lullt! Es erschien, o Poet, p3b_030.111 Der erwartete Gast, nach welchem Du p3b_030.112 längst p3b_030.113 Schweratmend erhubst, voll süßer Begier, p3b_030.114 p3b_030.115 Sehnsüchtig unsterbliche Seufzer! p3b_030.116 § 12. Bildung anapästischer Achttakter. p3b_030.117 p3b_030.122 p3b_030.126 p3b_030.128 p3b_030.130 p3b_030.132 p3b_030.135 p3b_030.001 p3b_030.005 Wie ein Bote des Glücks, wie ein Aar, p3b_030.102 p3b_030.107der keck p3b_030.103 Von dem Jdagebirg Ganymeden geraubt, p3b_030.104 p3b_030.105 Die Gestirne vorbei, sich siegstolz wiegt p3b_030.106 Auf silberner Schwinge des Wohlklangs! Auf, auf, o Genossen! Und rufet empor p3b_030.108 [Ende Spaltensatz]
Den Romantiker, der in melodischen p3b_030.109 Traum p3b_030.110 Sein Dasein lullt! Es erschien, o Poet, p3b_030.111 Der erwartete Gast, nach welchem Du p3b_030.112 längst p3b_030.113 Schweratmend erhubst, voll süßer Begier, p3b_030.114 p3b_030.115 Sehnsüchtig unsterbliche Seufzer! p3b_030.116 § 12. Bildung anapästischer Achttakter. p3b_030.117 p3b_030.122 p3b_030.126 p3b_030.128 p3b_030.130 p3b_030.132 p3b_030.135 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0056" n="30"/><lb n="p3b_030.001"/><cb type="start"/> Jdagebirg │ Ganymeden keck geraubter <lb n="p3b_030.002"/> Aar, │ die Gestirne vorbei, siegesstolz <lb n="p3b_030.003"/> sich wiegt │ auf des Wohlklangs silberner <lb n="p3b_030.004"/> Schwinge. ‖</p> <p><lb n="p3b_030.005"/> Auf, ihr Genossen, ruft │ den <lb n="p3b_030.006"/> Romantiker, welcher sein Dasein │ in <lb n="p3b_030.007"/> melodischen Traum lullt. Es erschien <lb n="p3b_030.008"/> Dir, o Poet, │ der erwartete Gast, <lb n="p3b_030.009"/> nach welchem Du │ sehnsüchtig Seufzer <lb n="p3b_030.010"/> längst erhubst. ‖</p> <cb/> <lb n="p3b_030.101"/> <lg> <l>Wie ein Bote des Glücks, wie ein Aar,</l> <lb n="p3b_030.102"/> <l> <hi rendition="#et">der keck</hi> </l> <lb n="p3b_030.103"/> <l>Von dem Jdagebirg Ganymeden geraubt,</l> <lb n="p3b_030.104"/> <lb n="p3b_030.105"/> <l>Die Gestirne vorbei, sich siegstolz wiegt</l> <lb n="p3b_030.106"/> <l>Auf silberner Schwinge des Wohlklangs! </l> </lg> <lb n="p3b_030.107"/> <lg> <l>Auf, auf, o Genossen! Und rufet empor</l> <lb n="p3b_030.108"/> <l>Den Romantiker, der in melodischen</l> <lb n="p3b_030.109"/> <l> <hi rendition="#et">Traum</hi> </l> <lb n="p3b_030.110"/> <l>Sein Dasein lullt! Es erschien, o Poet,</l> <lb n="p3b_030.111"/> <l>Der erwartete Gast, nach welchem Du</l> <lb n="p3b_030.112"/> <l> <hi rendition="#et">längst</hi> </l> <lb n="p3b_030.113"/> <l>Schweratmend erhubst, voll süßer Begier,</l> <lb n="p3b_030.114"/> <lb n="p3b_030.115"/> <l>Sehnsüchtig unsterbliche Seufzer!</l> </lg> <cb type="end"/> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_030.116"/> <head> <hi rendition="#c">§ 12. Bildung anapästischer Achttakter.</hi> </head> <p><lb n="p3b_030.117"/> 1. Der anapästische Achttakter (oder der aristophanische Tetrameter) <lb n="p3b_030.118"/> wird in der Regel katalektisch gebildet, so daß die Pause des <lb n="p3b_030.119"/> letzten Verstaktes hinzugerechnet werden muß, um ihn vollständig erscheinen <lb n="p3b_030.120"/> zu lassen. Man könnte sagen, er bestehe aus zwei anapästischen <lb n="p3b_030.121"/> Viertaktern, von denen der letzte katalektisch ist.</p> <p><lb n="p3b_030.122"/> 2. Er hat eine stehende Diärese am Schluß des 4. Taktes, weshalb <lb n="p3b_030.123"/> man ihn nicht selten gebrochen schreibt, so daß die akatalektische <lb n="p3b_030.124"/> Anfangshälfte den Vordersatz, das zweite katalektische Hemistichium <lb n="p3b_030.125"/> dagegen den Nachsatz bildet.</p> <p><lb n="p3b_030.126"/> 3. Herkömmlicher Weise wird der anapästische Achttakter nie zu <lb n="p3b_030.127"/> Strophen vereint, sondern nur in der fortlaufenden Rede verwandt.</p> <p><lb n="p3b_030.128"/> 4. Rückert markiert den Schluß der sehr langen Zeile durch die <lb n="p3b_030.129"/> Katalexis wie durch Anwendung der Assonanz.</p> <p><lb n="p3b_030.130"/> 5. Die im vorigen Paragraphen gegebenen Regeln für Bildung <lb n="p3b_030.131"/> des anapästischen Viertakters gelten auch für den Achttakter.</p> <p><lb n="p3b_030.132"/><hi rendition="#g">Aufgabe. Anapästische Achttakter. Von den gebrochenen</hi><lb n="p3b_030.133"/> 7 <hi rendition="#g">Schlußzeilen des Stoffes sollen die</hi> 6 <hi rendition="#g">ersten akatal. Zweitakter <lb n="p3b_030.134"/> sein; die letzte Zeile soll mit einem katalekt. Viertakter abschließen.</hi></p> <p><lb n="p3b_030.135"/><hi rendition="#g">Stoff.</hi> Anapäst, du sausender Aar, kehre zurück zur Freundin, │ welche <lb n="p3b_030.136"/> im Gemache sich härmt und sich hinaus sehnt aus dem Dämmer der Krankheit! <lb n="p3b_030.137"/> │ Auf dem schattigen Platze mit seinem säuselnden Laube, wo der Fußtritt <lb n="p3b_030.138"/> des Menschen verhallt, │ wo der Kuckuck und das freundlich blickende Häschen <lb n="p3b_030.139"/> bis in die Nähe sich wagen, │ wo der Freund rastet und durch die Bäume <lb n="p3b_030.140"/> den blauen Himmel sieht: │ Jch entsende Dich von hier, daß du als mein </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0056]
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Jdagebirg │ Ganymeden keck geraubter p3b_030.002
Aar, │ die Gestirne vorbei, siegesstolz p3b_030.003
sich wiegt │ auf des Wohlklangs silberner p3b_030.004
Schwinge. ‖
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Auf, ihr Genossen, ruft │ den p3b_030.006
Romantiker, welcher sein Dasein │ in p3b_030.007
melodischen Traum lullt. Es erschien p3b_030.008
Dir, o Poet, │ der erwartete Gast, p3b_030.009
nach welchem Du │ sehnsüchtig Seufzer p3b_030.010
längst erhubst. ‖
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Wie ein Bote des Glücks, wie ein Aar, p3b_030.102
der keck p3b_030.103
Von dem Jdagebirg Ganymeden geraubt, p3b_030.104
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Die Gestirne vorbei, sich siegstolz wiegt p3b_030.106
Auf silberner Schwinge des Wohlklangs!
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Auf, auf, o Genossen! Und rufet empor p3b_030.108
Den Romantiker, der in melodischen p3b_030.109
Traum p3b_030.110
Sein Dasein lullt! Es erschien, o Poet, p3b_030.111
Der erwartete Gast, nach welchem Du p3b_030.112
längst p3b_030.113
Schweratmend erhubst, voll süßer Begier, p3b_030.114
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Sehnsüchtig unsterbliche Seufzer!
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§ 12. Bildung anapästischer Achttakter. p3b_030.117
1. Der anapästische Achttakter (oder der aristophanische Tetrameter) p3b_030.118
wird in der Regel katalektisch gebildet, so daß die Pause des p3b_030.119
letzten Verstaktes hinzugerechnet werden muß, um ihn vollständig erscheinen p3b_030.120
zu lassen. Man könnte sagen, er bestehe aus zwei anapästischen p3b_030.121
Viertaktern, von denen der letzte katalektisch ist.
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2. Er hat eine stehende Diärese am Schluß des 4. Taktes, weshalb p3b_030.123
man ihn nicht selten gebrochen schreibt, so daß die akatalektische p3b_030.124
Anfangshälfte den Vordersatz, das zweite katalektische Hemistichium p3b_030.125
dagegen den Nachsatz bildet.
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3. Herkömmlicher Weise wird der anapästische Achttakter nie zu p3b_030.127
Strophen vereint, sondern nur in der fortlaufenden Rede verwandt.
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4. Rückert markiert den Schluß der sehr langen Zeile durch die p3b_030.129
Katalexis wie durch Anwendung der Assonanz.
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5. Die im vorigen Paragraphen gegebenen Regeln für Bildung p3b_030.131
des anapästischen Viertakters gelten auch für den Achttakter.
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Aufgabe. Anapästische Achttakter. Von den gebrochenen p3b_030.133
7 Schlußzeilen des Stoffes sollen die 6 ersten akatal. Zweitakter p3b_030.134
sein; die letzte Zeile soll mit einem katalekt. Viertakter abschließen.
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Stoff. Anapäst, du sausender Aar, kehre zurück zur Freundin, │ welche p3b_030.136
im Gemache sich härmt und sich hinaus sehnt aus dem Dämmer der Krankheit! p3b_030.137
│ Auf dem schattigen Platze mit seinem säuselnden Laube, wo der Fußtritt p3b_030.138
des Menschen verhallt, │ wo der Kuckuck und das freundlich blickende Häschen p3b_030.139
bis in die Nähe sich wagen, │ wo der Freund rastet und durch die Bäume p3b_030.140
den blauen Himmel sieht: │ Jch entsende Dich von hier, daß du als mein
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