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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Beleuchtung einzelner Momente der Feile.

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Das Original ist künstlicher gereimt. Die Schlußzeile jeder Strophe p3b_275.003
reimt mit der 1. Zeile. Diesen Reim schenkt sich Hauff. Der unreine Reim p3b_275.004
streiten - erleiden kann passieren, nicht aber blasen - lassen.

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§ 97. Schlußbemerkungen.

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Es dürfte nicht schwer werden, die Zahl der im Vorstehenden gegebenen p3b_275.007
Beispiele um ein Bedeutendes zu vermehren und nachzuweisen, welch gewaltige p3b_275.008
Arbeitskraft unsere hervorragendsten Dichter auf die Selbstkritik und Bethätigung p3b_275.009
dichterischer Feile verwandten. Beispielsweise sei nur noch folgendes erwähnt:

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Heine hat nachweislich manche seiner kleinen Lieder drei- und viermal p3b_275.011
umgearbeitet.

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Schiller hat an seinem "Liede an die Freude" drei Tage lang herumgefeilt, p3b_275.013
wobei er es dem (in unseren "Nachgelassene Gedichte Fr. Rückerts" p3b_275.014
näher charakterisierten) Fr. Schimper noch nicht einmal recht machte.

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Goethe hat manche Dichtung mehrfach überarbeitet. Den Götz hat er p3b_275.016
z. B. dreimal umgestaltet (vgl. die Bächtoldsche Ausg. in 3facher Gestalt p3b_275.017
1882); die Jphigenie schrieb er sogar viermal um. (Der erste in der p3b_275.018
Berl. k. Bibliothek als Nr. 634 aufbewahrte Prosaentwurf, den Goethe vom p3b_275.019
14. Febr. bis 28. März 1779 herstellte, war ihm lediglich "eine Skizze, p3b_275.020
bei welcher zu sehen sei, welche Farben man auflege
". Der Dichter p3b_275.021
suchte zu erweitern, indem er im Frühling 1780 eine zweite, in der Dessauer p3b_275.022
Bibliothek als Nr. 121 aufbewahrte Bearbeitung in freien Jamben lieferte. p3b_275.023
Das Streben, "mehr Harmonie im Stil herzustellen", veranlaßte die p3b_275.024
vom April bis Nov. 1781 entstandene dritte Bearbeitung [in Prosa], welche p3b_275.025
1839 von Stahr herausgegeben wurde und 1842 in Goethe's nachgelassenen p3b_275.026
Werken erschien. Goethe nennt dieselbe Lavater gegenüber nur eine flüchtige, p3b_275.027
obwohl sie wesentliche Erweiterungen und sorgfältige Verbesserungen enthält. p3b_275.028
Die endgültige, vollendete Gestalt im jambischen Quinar gab Goethe p3b_275.029
der Jphigenie vom September bis Dezember 1786 während der italienischen p3b_275.030
Reise. "Sie quillt" - so schreibt er an Karl August - "auf, das stockende p3b_275.031
Silbenmaß wird in fortgehende Harmonie verwandelt." Diese letzte Redaktion, p3b_275.032
welche Goethe mit dem Namen "Schmerzenskind" belegte [ein Beweis der ihm p3b_275.033
durch sie erwachsenen Mühen], wurde - wahrscheinlich mit Herders Verbesserungen p3b_275.034
- zum erstenmal an der Spitze des 3. Bandes seiner Schriften p3b_275.035
[Leipzig, Göschens Verlag 1787 S. 1-136] veröffentlicht.)

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Johannes Minckwitz, der die "nachhinkende" Feile sehr lobenswert p3b_275.037
findet, sofern sie nur geschickt angewandt wird, meint (in seiner, nur in p3b_275.038
100 Ex. gedruckten verdienstlichen Schrift "Die höhere Lyrik"), daß Horaz p3b_275.039
an seinen im Stil so vollendeten Oden - hier den Text ausfüllend, dort p3b_275.040
manche Strophe wegstreichend - gefeilt und gemeißelt habe, so lange er p3b_275.041
lebte. Auch die Kolonnen der Rhapsoden hätten im Laufe so langer Jahrhunderte

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Beleuchtung einzelner Momente der Feile.

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Das Original ist künstlicher gereimt. Die Schlußzeile jeder Strophe p3b_275.003
reimt mit der 1. Zeile. Diesen Reim schenkt sich Hauff. Der unreine Reim p3b_275.004
streitenerleiden kann passieren, nicht aber blasenlassen.

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§ 97. Schlußbemerkungen.

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Es dürfte nicht schwer werden, die Zahl der im Vorstehenden gegebenen p3b_275.007
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Arbeitskraft unsere hervorragendsten Dichter auf die Selbstkritik und Bethätigung p3b_275.009
dichterischer Feile verwandten. Beispielsweise sei nur noch folgendes erwähnt:

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Heine hat nachweislich manche seiner kleinen Lieder drei- und viermal p3b_275.011
umgearbeitet.

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Goethe hat manche Dichtung mehrfach überarbeitet. Den Götz hat er p3b_275.016
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[Leipzig, Göschens Verlag 1787 S. 1─136] veröffentlicht.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/301>, abgerufen am 22.11.2024.