Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_260.001 § 90. Übersetzungsversuch aus dem Schwedischen. p3b_260.002 p3b_260.003 p3b_260.010 p3b_260.017 [Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_260.020
Lösung. (Vergleiche Gedichte von p3b_260.102 Gott sprach: Es werde Licht! Da ward p3b_260.106 [Ende Spaltensatz]
es Licht, p3b_260.107 Und aus der Zeiten Urgrund strahlte p3b_260.108 Morgen. p3b_260.109 Die Erde, von Bewund'rung stumm, p3b_260.110 Nahm hochbeglückt des Schöpfers Wunder p3b_260.111 wahr: p3b_260.112 Der Freuden Thränen schmückten ihre p3b_260.113 frischen Wangen. p3b_260.114 Des Tages Herold blickt von Himmelshöh', p3b_260.115 p3b_260.116 Die Nacht umhüllt nicht mehr der Schönheit p3b_260.117 Formen, p3b_260.118 Sie strahlen in der Sonne Glanz, p3b_260.119 Die selber thront im unermeßnen Raum: p3b_260.120 Ein herrlich Siegeszeichen in des Höchsten p3b_260.121 Tempel. p3b_260.001 § 90. Übersetzungsversuch aus dem Schwedischen. p3b_260.002 p3b_260.003 p3b_260.010 p3b_260.017 [Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_260.020
Lösung. (Vergleiche Gedichte von p3b_260.102 Gott sprach: Es werde Licht! Da ward p3b_260.106 [Ende Spaltensatz]
es Licht, p3b_260.107 Und aus der Zeiten Urgrund strahlte p3b_260.108 Morgen. p3b_260.109 Die Erde, von Bewund'rung stumm, p3b_260.110 Nahm hochbeglückt des Schöpfers Wunder p3b_260.111 wahr: p3b_260.112 Der Freuden Thränen schmückten ihre p3b_260.113 frischen Wangen. p3b_260.114 Des Tages Herold blickt von Himmelshöh', p3b_260.115 p3b_260.116 Die Nacht umhüllt nicht mehr der Schönheit p3b_260.117 Formen, p3b_260.118 Sie strahlen in der Sonne Glanz, p3b_260.119 Die selber thront im unermeßnen Raum: p3b_260.120 Ein herrlich Siegeszeichen in des Höchsten p3b_260.121 Tempel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0286" n="260"/> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_260.001"/> <head> <hi rendition="#c">§ 90. Übersetzungsversuch aus dem Schwedischen.</hi> </head> <p><lb n="p3b_260.002"/> Vorbemerkung.</p> <p><lb n="p3b_260.003"/> 1. Die mit dem Dänischen, Norwegischen (und durch dieses mit dem <lb n="p3b_260.004"/> heutigen Jsländischen) verwandte schwedische Sprache ist uns wegen ihres nordgermanischen <lb n="p3b_260.005"/> Ursprungs sympathischer, als jede andere Sprache. Viele Wurzeln, <lb n="p3b_260.006"/> Formen, Ausdrucksweisen, Wendungen &c. tragen noch ihre Abstammung <lb n="p3b_260.007"/> auf die Stirn geschrieben. Mehrere Vokale lauten wie im Deutschen. Ferner <lb n="p3b_260.008"/> sind die 3 Geschlechter des Substantivs, die Tempora und Modi und der Gebrauch <lb n="p3b_260.009"/> der Hilfszeitwörter dem Deutschen entsprechend geblieben u. s. w.</p> <p><lb n="p3b_260.010"/> 2. Für den jüngeren deutschen Dichter wird sich die Übertragung der auch <lb n="p3b_260.011"/> in Deutschland vielverbreiteten, wirklich formenschönen Lyriken König Oscars <hi rendition="#aq">II</hi>. <lb n="p3b_260.012"/> empfehlen, die sich durch ungekünstelten, fließenden Ausdruck und naturwahre <lb n="p3b_260.013"/> Bilder, durch verständnisvollen Vers- und Strophenbau, sowie durch eine, dem <lb n="p3b_260.014"/> gut deutsch sprechenden fürstlichen Autor eigene, dem deutschen Gefühlsleben <lb n="p3b_260.015"/> verwandte Tiefe der Empfindungsweise auszeichnen, und für welche zur Vergleichung <lb n="p3b_260.016"/> die gute Übersetzung von Emil J. Jonas (Berlin 1877) vorliegt.</p> <p> <lb n="p3b_260.017"/> <hi rendition="#g">Aufgabe. Nachstehendes, durch sein strophisches Charakteristikum <lb n="p3b_260.018"/> sich auszeichnende Gedicht soll ins Deutsche übertragen werden.</hi> </p> <lb n="p3b_260.019"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Stoff.</hi><lb n="p3b_260.020"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Bilden</hi></hi>.</hi> </p> <lb n="p3b_260.021"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>Gud sade: varde ljus! 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§ 90. Übersetzungsversuch aus dem Schwedischen. p3b_260.002
Vorbemerkung.
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1. Die mit dem Dänischen, Norwegischen (und durch dieses mit dem p3b_260.004
heutigen Jsländischen) verwandte schwedische Sprache ist uns wegen ihres nordgermanischen p3b_260.005
Ursprungs sympathischer, als jede andere Sprache. Viele Wurzeln, p3b_260.006
Formen, Ausdrucksweisen, Wendungen &c. tragen noch ihre Abstammung p3b_260.007
auf die Stirn geschrieben. Mehrere Vokale lauten wie im Deutschen. Ferner p3b_260.008
sind die 3 Geschlechter des Substantivs, die Tempora und Modi und der Gebrauch p3b_260.009
der Hilfszeitwörter dem Deutschen entsprechend geblieben u. s. w.
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2. Für den jüngeren deutschen Dichter wird sich die Übertragung der auch p3b_260.011
in Deutschland vielverbreiteten, wirklich formenschönen Lyriken König Oscars II. p3b_260.012
empfehlen, die sich durch ungekünstelten, fließenden Ausdruck und naturwahre p3b_260.013
Bilder, durch verständnisvollen Vers- und Strophenbau, sowie durch eine, dem p3b_260.014
gut deutsch sprechenden fürstlichen Autor eigene, dem deutschen Gefühlsleben p3b_260.015
verwandte Tiefe der Empfindungsweise auszeichnen, und für welche zur Vergleichung p3b_260.016
die gute Übersetzung von Emil J. Jonas (Berlin 1877) vorliegt.
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Aufgabe. Nachstehendes, durch sein strophisches Charakteristikum p3b_260.018
sich auszeichnende Gedicht soll ins Deutsche übertragen werden.
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Stoff. p3b_260.020
Bilden.
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Gud sade: varde ljus! Och det p3b_260.022
vardt ljus. p3b_260.023
Utöfver djupen tidens morgon p3b_260.024
grydde, p3b_260.025
Men jorden af beundran stum p3b_260.026
Förnam de rika under, som hon bar, p3b_260.027
Och glädjetaͦrar saͦgos paͦ dess kinder p3b_260.028
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Fraͦn höjden dagens härold blickar p3b_260.030
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Bestraͦlade af solens glans; p3b_260.034
Sjelf tronar han i en omätlig rymd, p3b_260.035
Ett herrligt segertecken i den högstes p3b_260.036
tempel.
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Lösung. (Vergleiche Gedichte von p3b_260.102
Oscar II., König von Schweden und p3b_260.103
Norwegen.) p3b_260.104
Das Bild.
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Gott sprach: Es werde Licht! Da ward p3b_260.106
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/286>, abgerufen am 16.02.2025. |