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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Stoff. Fünfzig Jahre sind seit eurem ersten Hochzeitstag verflossen. p3b_153.002
Es war ein schöner Tag, an welchem zum erstenmal die Namen p3b_153.003
Gatte und Gattin ertönten. Schön war auch der Tag, an welchem p3b_153.004
ihr euer silbernes Ehejubiläum feiertet. Doch am schönsten ist es, p3b_153.005
daß ihr euer goldnes Hochzeitsfest erlebtet. Drum nahen Kinder p3b_153.006
und Enkel mit diesen Wünschen: Wir grüßen euch, indem wir gerührt p3b_153.007
die reichen Jahre eures Ehestands überblicken. Heil euch, die p3b_153.008
ihr in allen Wechselfällen Liebe bewahrt habt. Glücklich möget ihr p3b_153.009
dereinst das Demantfest feiern.

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3. Der freudig stimmende, fast dramatisch belebte Stoff verlangt jambischen p3b_153.011
Rhythmus, jambische Quinare.

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4. Bei der Unregelmäßigkeit der Stoffgruppen kann von symmetrischen p3b_153.013
Strophen keine Rede sein. Es empfehlen sich vielmehr Reimpaare, oder (je p3b_153.014
nach der zusammen zu schließenden Stoffgruppe) Strophen mit gekreuzten p3b_153.015
Reimen.

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5. Eine Abwechselung im Reimgeschlecht ist für Markierung der Strophenschlüsse p3b_153.017
empfehlenswert.

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6. Bei diesem improvisierten Gedichte können einzelne nicht ganz reine p3b_153.019
Reime, sofern sie sich wenigstens im Laute decken (z. B. heute - Freude, p3b_153.020
erreicht - verzweigt, Thaten - Pfaden) passieren.

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Lösung.

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Der Jahre fünfzig sind verflossen heute, p3b_153.023
Seit am Altar in Glück und höchster Freude p3b_153.024
Ein lieblich Brautpaar auf den Knieen lag: p3b_153.025
Es feierte den ersten Hochzeitstag.
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Schön war der Tag, an dem zum erstenmale p3b_153.027
Der Name Gatte, Gattin war ertönt, p3b_153.028
Als einst zur Pilgerschaft im Erdenthale p3b_153.029
Des Priesters Segen diese zwei gekrönt.
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Doch schön war's auch, als nach entflohnen Jahren p3b_153.031
Ein Silberfeier-Morgen sie vereint, p3b_153.032
Und im Bewußtsein, daß sie glücklich waren, p3b_153.033
Wohl manche Freudenthräne sie geweint, p3b_153.034
Als liebend in der Kinder frohem Bunde p3b_153.035
Das Glück vergangner Zeiten sich erneut, p3b_153.036
Und dann das Brautpaar mancher Lebensstunde p3b_153.037
Erinnernd, glücklich, liebend sich gefreut.
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Am schönsten ist's, daß siegend es erreicht p3b_153.039
Des goldnen Hochzeitfestes Freudenmahl.
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Heut' naht mit diesem Rufe weitverzweigt p3b_153.041
Der Kinder und der Enkel stolze Zahl:
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Stoff. Fünfzig Jahre sind seit eurem ersten Hochzeitstag verflossen. p3b_153.002
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/179>, abgerufen am 24.11.2024.