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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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mit sie der antiken Form gleichkommen, ist sehr, sehr schwer! Vor der p3b_127.002
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und bis das deutsche Accentgesetz überall praktische Geltung, p3b_127.003
Verwendung und Anerkennung gefunden haben wird, heißt es eben, sich p3b_127.004
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3. Was die Strophik betrifft, so halten wir dafür, daß ein Übergreifen p3b_127.007
einer Strophe in die andere im Deutschen gerade so gegen alle p3b_127.008
Regel der Melodie ist, wie das Übergreifen des Sinnes von einem p3b_127.009
Hexameter in den andern. Es wäre wohl vom deutschen Dichter zu p3b_127.010
verlangen, das Versmaß äußerlich richtig zu stellen und den Stoff p3b_127.011
nach Fuß und Elle abzumessen. Die meisten unserer Dichter (am p3b_127.012
seltensten der Meister der Ode, Johannes Minckwitz) gestatten sich bis p3b_127.013
in die Gegenwart nach Art der Alten das Überlaufen einer Strophe p3b_127.014
in die andere.

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4. Man sollte in der Kritik antiker Maße die allergrößte Strenge p3b_127.016
walten lassen, denn sie nähern sich in unserer neuhochdeutschen Sprache p3b_127.017
am meisten der Prosa, die ja gleichfalls reimlos ist. Je höheren p3b_127.018
Schwung sie verlangen und zeigen, desto natürlicher muß ihre Sprache p3b_127.019
klingen, desto logischer müssen sie sein.

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§ 48. Bildung von sapphischen Strophen. p3b_127.021
(Trochäisch-daktylischer Rhythmus.)

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1. Jn der sapphischen Strophe waltet trochäisch=daktylischer Rhythmus, p3b_127.023
so zwar, daß jeder trochäischen Verszeile nur ein daktylischer p3b_127.024
Takt eingefügt ist.

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2. Dieser den monotonen, trochäischen Gang unterbrechende Daktylus p3b_127.026
findet sich bei den Alten in den drei ersten Zeilen der vierzeiligen p3b_127.027
sapphischen Strophe je als dritter Takt eingefügt, während er im vierten p3b_127.028
(abschließenden sog. adonischen) Vers am Anfang steht, wie nachstehendes p3b_127.029
Schema beweist:

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Horazisches Schema der kleinen sapphischen Strophe:

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3. Die Schönheit der sapphischen Strophe liegt in der melodischen p3b_127.040
Abwechselung des Daktylus mit dem Trochäus, wozu sich in vielen p3b_127.041
Fällen noch der Spondeus gesellt. Platen und Voß fügten als zweiten

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mit sie der antiken Form gleichkommen, ist sehr, sehr schwer! Vor der p3b_127.002
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und bis das deutsche Accentgesetz überall praktische Geltung, p3b_127.003
Verwendung und Anerkennung gefunden haben wird, heißt es eben, sich p3b_127.004
so gut als möglich mit „steigenden“ und „fallenden“ Spondeen behelfen.

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einer Strophe in die andere im Deutschen gerade so gegen alle p3b_127.008
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seltensten der Meister der Ode, Johannes Minckwitz) gestatten sich bis p3b_127.013
in die Gegenwart nach Art der Alten das Überlaufen einer Strophe p3b_127.014
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walten lassen, denn sie nähern sich in unserer neuhochdeutschen Sprache p3b_127.017
am meisten der Prosa, die ja gleichfalls reimlos ist. Je höheren p3b_127.018
Schwung sie verlangen und zeigen, desto natürlicher muß ihre Sprache p3b_127.019
klingen, desto logischer müssen sie sein.

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§ 48. Bildung von sapphischen Strophen. p3b_127.021
(Trochäisch-daktylischer Rhythmus.)

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1. Jn der sapphischen Strophe waltet trochäisch=daktylischer Rhythmus, p3b_127.023
so zwar, daß jeder trochäischen Verszeile nur ein daktylischer p3b_127.024
Takt eingefügt ist.

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2. Dieser den monotonen, trochäischen Gang unterbrechende Daktylus p3b_127.026
findet sich bei den Alten in den drei ersten Zeilen der vierzeiligen p3b_127.027
sapphischen Strophe je als dritter Takt eingefügt, während er im vierten p3b_127.028
(abschließenden sog. adonischen) Vers am Anfang steht, wie nachstehendes p3b_127.029
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Horazisches Schema der kleinen sapphischen Strophe:

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[Abbildung] p3b_127.038
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/153>, abgerufen am 22.11.2024.