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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Kam es her in mächt'gem Zuge, schwoll es an zu breiten Wogen, p3b_095.002
Hoch sich durch die Wipfel wälzend kam die Sturmesflut gezogen.
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Und nun sang und pfiff es greulich in den Kronen, in den Lüften, p3b_095.004
Und dazwischen knarrt' und dröhnt' es unten in den Wurzelgrüften.
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Manchmal schwang die höchste Eiche gellend ihren Schaft alleine: p3b_095.006
Donnernder erscholl nur immer drauf der Chor vom ganzen Haine!
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Einer wilden Meeresbrandung hat das schöne Spiel geglichen, p3b_095.008
Alles Laub war, weißlich schimmernd, starr nach Süden hingestrichen.
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Also streicht die alte Geige Pan der Alte, laut und leise, p3b_095.010
Unterrichtend seine Wälder in der alten Weltenweise.
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Jn den sieben Tönen schweift er unaufhörlich auf und nieder, p3b_095.012
Jn den sieben alten Tönen, die umfassen alle Lieder.
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Und es lauschen still die jungen Dichter und die jungen Finken, p3b_095.014
Kauernd in den dunklen Büschen sie die Melodien trinken.
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Daktylischer Rhythmus.

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§ 33. Bildung daktylischer Reimstrophen.

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1. Bei diesen Strophen ist wie bei den hexametrischen Versen auf p3b_095.018
solche Daktylen zu halten, welche dem deutschen Accent Rechnung tragen. p3b_095.019
Also sind nur Stammsilben in die Arsis zu stellen, nicht aber p3b_095.020
Formsilben, Artikel und unbetonte Silben. Jn der Thesis müssen p3b_095.021
alle schweren Silben vermieden werden.

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2. Die Einfügung des Trochäus und des trochäischen Spondeus p3b_095.023
in den daktylischen Vers ist gestattet, da der Trochäus dieselbe Zeit p3b_095.024
beansprucht, als der Daktylus.

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3. Zwei Kürzen am Schluß des Verses würden mit Ungestüm p3b_095.026
zum nächsten Vers weiter drängen. Deshalb schließt man den längeren p3b_095.027
daktylischen Vers nur mit einer einzigen Thesis, also mit einem die p3b_095.028
rasche Bewegung hemmenden trochäischen Spondeus oder einem Trochäus. p3b_095.029
Es können aber auch beide Thesen fallen.

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Aufgabe. Vierzeilige daktylische Strophen. Viertaktige, p3b_095.031
katalektische Verse. Reimschema:
a a b b.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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1. Auf einem fernen Berge steht p3b_095.034
ein Schloß, darin sich Ritter und p3b_095.035
Volk wacker tummeln. ||

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Lösung. Von C. Beyer.

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Fern im Gebirg erglänzet ein Schloß, p3b_095.103
Drinnen sich tummelt ein fröhlicher Troß: p3b_095.104
Narren und Weise und herrliche Frau'n, p3b_095.105
Knappen und Ritter gar stattlich zu p3b_095.106
schau'n.
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Und dazwischen knarrt' und dröhnt' es unten in den Wurzelgrüften.
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Manchmal schwang die höchste Eiche gellend ihren Schaft alleine: p3b_095.006
Donnernder erscholl nur immer drauf der Chor vom ganzen Haine!
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Aufgabe. Vierzeilige daktylische Strophen. Viertaktige, p3b_095.031
katalektische Verse. Reimschema:
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/121>, abgerufen am 22.11.2024.