Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_081.001 Dem Lied es selig zu vertrauen p3b_081.102 p3b_081.106Mit Wort und Klang was mir bewußt; p3b_081.103 O laß mich fahren nicht von hinnen, p3b_081.104 Bis einmal ich mit reinen Sinnen p3b_081.105 Gekostet der Erfüllung Lust. Mir schläft im Herzen noch so viel; p3b_081.107 [Ende Spaltensatz]
O bin ich Einer der Erkornen: p3b_081.108 Erbarme dich des Ungebornen, p3b_081.109 Gieb Leben, Leben bis ans Ziel; p3b_081.110 Daß ich dort unten Ruhe finde, p3b_081.111 Und Trostes voll der Kranz sich winde p3b_081.112 Um mein verstummend Saitenspiel. p3b_081.113 Jhre Stimme. p3b_081.119[Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_081.120 p3b_081.126 p3b_081.132 Lösung. Von R. Hamerling. p3b_081.102Ach jene lieblich lockenden p3b_081.103 p3b_081.110Wie vor der eignen Schöne p3b_081.104 Verschämten, leise stockenden, p3b_081.105 Herzinnig süßen Töne; p3b_081.106 Sie locken, gleich verschwebenden p3b_081.107 Akkorden sel'ger Lust, p3b_081.108 Mit Klängen, süß erbebenden, p3b_081.109 Das Herz mir aus der Brust! Und ach, schon hat das lauschende p3b_081.111 p3b_081.118Mit ihren Lispelwogen p3b_081.112 Die Zauberflut, die rauschende, p3b_081.113 Befangen und umzogen; p3b_081.114 So folgt das süß umronnene p3b_081.115 Dem Bann der Töne stets, p3b_081.116 Und fällt ins klanggesponnene p3b_081.117 Leidvolle Liebesnetz! O Flut, in Perlen rinnende, p3b_081.119 [Ende Spaltensatz]
Darin ich lauschend schwimme, p3b_081.120 Verlockend herzgewinnende, p3b_081.121 Bethörend süße Stimme! p3b_081.122 Vereinte selbst zum Chore sich p3b_081.123 Des Klanges Zauberreich - p3b_081.124 Nicht drängt' es mir zum Ohre sich p3b_081.125 So lockend und so weich! p3b_081.001 Dem Lied es selig zu vertrauen p3b_081.102 p3b_081.106Mit Wort und Klang was mir bewußt; p3b_081.103 O laß mich fahren nicht von hinnen, p3b_081.104 Bis einmal ich mit reinen Sinnen p3b_081.105 Gekostet der Erfüllung Lust. Mir schläft im Herzen noch so viel; p3b_081.107 [Ende Spaltensatz]
O bin ich Einer der Erkornen: p3b_081.108 Erbarme dich des Ungebornen, p3b_081.109 Gieb Leben, Leben bis ans Ziel; p3b_081.110 Daß ich dort unten Ruhe finde, p3b_081.111 Und Trostes voll der Kranz sich winde p3b_081.112 Um mein verstummend Saitenspiel. p3b_081.113 Jhre Stimme. p3b_081.119[Beginn Spaltensatz] Stoff. p3b_081.120 p3b_081.126 p3b_081.132 Lösung. Von R. Hamerling. p3b_081.102Ăch jēnĕ līeblĭch lōckĕndĕn p3b_081.103 p3b_081.110Wie vor der eignen Schöne p3b_081.104 Verschämten, leise stockenden, p3b_081.105 Herzinnig süßen Töne; p3b_081.106 Sie locken, gleich verschwebenden p3b_081.107 Akkorden sel'ger Lust, p3b_081.108 Mit Klängen, süß erbebenden, p3b_081.109 Das Herz mir aus der Brust! Und ach, schon hat das lauschende p3b_081.111 p3b_081.118Mit ihren Lispelwogen p3b_081.112 Die Zauberflut, die rauschende, p3b_081.113 Befangen und umzogen; p3b_081.114 So folgt das süß umronnene p3b_081.115 Dem Bann der Töne stets, p3b_081.116 Und fällt ins klanggesponnene p3b_081.117 Leidvolle Liebesnetz! O Flut, in Perlen rinnende, p3b_081.119 [Ende Spaltensatz]
Darin ich lauschend schwimme, p3b_081.120 Verlockend herzgewinnende, p3b_081.121 Bethörend süße Stimme! p3b_081.122 Vereinte selbst zum Chore sich p3b_081.123 Des Klanges Zauberreich ─ p3b_081.124 Nicht drängt' es mir zum Ohre sich p3b_081.125 So lockend und so weich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="81"/><lb n="p3b_081.001"/><cb type="start"/> zu singen, │ was ich geschaut; │ o laß <lb n="p3b_081.002"/> mich nicht sterben, │ bis ich mit reinen <lb n="p3b_081.003"/> Sinnen │ die Lust des erfüllten Wunsches <lb n="p3b_081.004"/> genossen. ‖ 3. Jn meinem Herzen <lb n="p3b_081.005"/> schläft noch so viel. │ Wenn ich einer <lb n="p3b_081.006"/> der Auserwählten bin, │ so erbarme <lb n="p3b_081.007"/> dich des noch nicht Gewordenen, │ und <lb n="p3b_081.008"/> schenke mir Leben, bis ich das Ziel <lb n="p3b_081.009"/> erreicht habe, │ damit ich Ruhe im <lb n="p3b_081.010"/> Grabe finde │ und mich tröstend beglücke <lb n="p3b_081.011"/> der Kranz, │ der sich dereinst <lb n="p3b_081.012"/> um mein Saitenspiel winden wird. ‖</p> <cb/> <lb n="p3b_081.101"/> <lg> <l>Dem Lied es selig zu vertrauen</l> <lb n="p3b_081.102"/> <l>Mit Wort und Klang was mir bewußt;</l> <lb n="p3b_081.103"/> <l>O laß mich fahren nicht von hinnen,</l> <lb n="p3b_081.104"/> <l>Bis einmal ich mit reinen Sinnen</l> <lb n="p3b_081.105"/> <l>Gekostet der Erfüllung Lust. </l> </lg> <lb n="p3b_081.106"/> <lg> <l>Mir schläft im Herzen noch so viel;</l> <lb n="p3b_081.107"/> <l>O <hi rendition="#g">bin</hi> ich Einer der Erkornen:</l> <lb n="p3b_081.108"/> <l>Erbarme dich des Ungebornen,</l> <lb n="p3b_081.109"/> <l>Gieb Leben, Leben bis ans Ziel;</l> <lb n="p3b_081.110"/> <l>Daß ich dort unten Ruhe finde,</l> <lb n="p3b_081.111"/> <l>Und Trostes voll der Kranz sich winde</l> <lb n="p3b_081.112"/> <l>Um mein verstummend Saitenspiel.</l> </lg> <cb type="end"/> <p><lb n="p3b_081.113"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 7. <hi rendition="#g">Achtzeilige jambische Strophen; hyperkatalektische <lb n="p3b_081.114"/> Dreitakter mit gleitendem Reim in den ungeraden Versen.</hi> Vers 6 <lb n="p3b_081.115"/> und 8 seien akatalektische Dreitakter. Der Versrhythmus könnte in den ungeraden <lb n="p3b_081.116"/> Zeilen der letzten thetischen Silbe durch Hinzunahme einer rhythmischen Pause <lb n="p3b_081.117"/> das Übergewicht von einem Takte verleihen.</p> <lb n="p3b_081.118"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Jhre Stimme.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_081.119"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Stoff.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_081.120"/> Ach jene lieblichen, │ wie vor der <lb n="p3b_081.121"/> eigenen Schönheit │ ins Stocken geratenden, <lb n="p3b_081.122"/> │ innigen Klänge; │ sie locken <lb n="p3b_081.123"/> mir, gleich verschwebenden │ Akkorden <lb n="p3b_081.124"/> der Lust, │ mit erbebenden Klängen │ das <lb n="p3b_081.125"/> Herz aus der Brust. │</p> <p><lb n="p3b_081.126"/> Und ach, schon hat die Zauberflut <lb n="p3b_081.127"/> │ mein lauschendes Herz │ mit <lb n="p3b_081.128"/> Lispelwogen │ umfangen; │ süß umronnen <lb n="p3b_081.129"/> │ folgt es diesem Tönebann │ <lb n="p3b_081.130"/> und fällt in das leidvolle Liebesnetz, │ <lb n="p3b_081.131"/> das aus Tönen gesponnen ist. │</p> <p><lb n="p3b_081.132"/> O, in Perlen rinnende Flut, │ in <lb n="p3b_081.133"/> welcher ich lauschend schwimme, │ o du <lb n="p3b_081.134"/> das Herz verlockend=erobernde, │ bethörende <lb n="p3b_081.135"/> Stimme! │ Selbst wenn das <lb n="p3b_081.136"/> Zauberreich der Klänge │ zum Chore <lb n="p3b_081.137"/> sich vereinte, │ es würde doch nicht so <lb n="p3b_081.138"/> verlockend │ an mein Ohr sich drängen.</p> <cb/> <lb n="p3b_081.101"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösung. 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zu singen, │ was ich geschaut; │ o laß p3b_081.002
mich nicht sterben, │ bis ich mit reinen p3b_081.003
Sinnen │ die Lust des erfüllten Wunsches p3b_081.004
genossen. ‖ 3. Jn meinem Herzen p3b_081.005
schläft noch so viel. │ Wenn ich einer p3b_081.006
der Auserwählten bin, │ so erbarme p3b_081.007
dich des noch nicht Gewordenen, │ und p3b_081.008
schenke mir Leben, bis ich das Ziel p3b_081.009
erreicht habe, │ damit ich Ruhe im p3b_081.010
Grabe finde │ und mich tröstend beglücke p3b_081.011
der Kranz, │ der sich dereinst p3b_081.012
um mein Saitenspiel winden wird. ‖
p3b_081.101
Dem Lied es selig zu vertrauen p3b_081.102
Mit Wort und Klang was mir bewußt; p3b_081.103
O laß mich fahren nicht von hinnen, p3b_081.104
Bis einmal ich mit reinen Sinnen p3b_081.105
Gekostet der Erfüllung Lust.
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Mir schläft im Herzen noch so viel; p3b_081.107
O bin ich Einer der Erkornen: p3b_081.108
Erbarme dich des Ungebornen, p3b_081.109
Gieb Leben, Leben bis ans Ziel; p3b_081.110
Daß ich dort unten Ruhe finde, p3b_081.111
Und Trostes voll der Kranz sich winde p3b_081.112
Um mein verstummend Saitenspiel.
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Aufgabe 7. Achtzeilige jambische Strophen; hyperkatalektische p3b_081.114
Dreitakter mit gleitendem Reim in den ungeraden Versen. Vers 6 p3b_081.115
und 8 seien akatalektische Dreitakter. Der Versrhythmus könnte in den ungeraden p3b_081.116
Zeilen der letzten thetischen Silbe durch Hinzunahme einer rhythmischen Pause p3b_081.117
das Übergewicht von einem Takte verleihen.
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Jhre Stimme.
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Stoff.
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Ach jene lieblichen, │ wie vor der p3b_081.121
eigenen Schönheit │ ins Stocken geratenden, p3b_081.122
│ innigen Klänge; │ sie locken p3b_081.123
mir, gleich verschwebenden │ Akkorden p3b_081.124
der Lust, │ mit erbebenden Klängen │ das p3b_081.125
Herz aus der Brust. │
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Und ach, schon hat die Zauberflut p3b_081.127
│ mein lauschendes Herz │ mit p3b_081.128
Lispelwogen │ umfangen; │ süß umronnen p3b_081.129
│ folgt es diesem Tönebann │ p3b_081.130
und fällt in das leidvolle Liebesnetz, │ p3b_081.131
das aus Tönen gesponnen ist. │
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O, in Perlen rinnende Flut, │ in p3b_081.133
welcher ich lauschend schwimme, │ o du p3b_081.134
das Herz verlockend=erobernde, │ bethörende p3b_081.135
Stimme! │ Selbst wenn das p3b_081.136
Zauberreich der Klänge │ zum Chore p3b_081.137
sich vereinte, │ es würde doch nicht so p3b_081.138
verlockend │ an mein Ohr sich drängen.
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Lösung. Von R. Hamerling.
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Ăch jēnĕ līeblĭch lōckĕndĕn p3b_081.103
Wie vor der eignen Schöne p3b_081.104
Verschämten, leise stockenden, p3b_081.105
Herzinnig süßen Töne; p3b_081.106
Sie locken, gleich verschwebenden p3b_081.107
Akkorden sel'ger Lust, p3b_081.108
Mit Klängen, süß erbebenden, p3b_081.109
Das Herz mir aus der Brust!
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Und ach, schon hat das lauschende p3b_081.111
Mit ihren Lispelwogen p3b_081.112
Die Zauberflut, die rauschende, p3b_081.113
Befangen und umzogen; p3b_081.114
So folgt das süß umronnene p3b_081.115
Dem Bann der Töne stets, p3b_081.116
Und fällt ins klanggesponnene p3b_081.117
Leidvolle Liebesnetz!
p3b_081.118
O Flut, in Perlen rinnende, p3b_081.119
Darin ich lauschend schwimme, p3b_081.120
Verlockend herzgewinnende, p3b_081.121
Bethörend süße Stimme! p3b_081.122
Vereinte selbst zum Chore sich p3b_081.123
Des Klanges Zauberreich ─ p3b_081.124
Nicht drängt' es mir zum Ohre sich p3b_081.125
So lockend und so weich!
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/107>, abgerufen am 15.08.2024. |