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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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[Beginn Spaltensatz] Nacht ruht auf dem Walde; die Vöglein p3b_079.002
zwitschern leise im Traume. || p3b_079.003
3. Nur ich bin hinausgegangen ins p3b_079.004
Feld und habe ein Lied gedichtet und p3b_079.005
es laut gesungen. ||

[Spaltenumbruch] p3b_079.101
Wie still des Waldes weiter Raum! p3b_079.102
Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p3b_079.103
Kein Sang hat sich erschwungen.
p3b_079.104
Jch hab' mich längst ins Feld gemacht p3b_079.105
Und habe schon dies Lied erdacht p3b_079.106
Und hab' es laut gesungen.
[Ende Spaltensatz]

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Aufgabe 3. Vierzeilige Strophen mit gekreuzten Reimen a b a b. p3b_079.108
Jambischer Rhythmus. Abwechselnd hyperkatalektische Viertakter p3b_079.109
mit akatalektischen.

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Klar muß es sein.

p3b_079.111
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_079.112
1. Klarheit will ich haben, ich p3b_079.113
vermag zu entsagen, | wenn es das p3b_079.114
Schicksal verlangt. | Viel leichter kann p3b_079.115
ich entsagen, als den Zweifel ertragen, | p3b_079.116
der meine Kraft aufreibt. || 2. Jch kann p3b_079.117
mich aus den Schmerzen befreien, | p3b_079.118
denn die Stürme stählen den Mut. | p3b_079.119
Nur Furcht und Hoffnung | wirken verzehrend p3b_079.120
wie die Sonnenglut. || 3. Der p3b_079.121
Feige und Ohnmächtige | mag dem p3b_079.122
trügerischen Lichte vertrauen; | ich verlange p3b_079.123
ganze Schmerzen und volles p3b_079.124
Glück; | ich kämpfe nicht gegen wesenlose p3b_079.125
Schatten. ||

[Spaltenumbruch] p3b_079.101

Lösung. Von Eduard Tempeltey.

p3b_079.102
Klar muß es sein! Jch kann entsagen, p3b_079.103
Wenn mir's das Schicksal zubestimmt, p3b_079.104
Viel leichter, als den Zweifel tragen, p3b_079.105
Der Kraft auf Kraft mir stückweis p3b_079.106
nimmt. p3b_079.107
Aus Schmerzen kann ich mich erheben, p3b_079.108
Und gegen Stürme wächst der Mut, p3b_079.109
Doch zwischen Furcht und Hoffnung p3b_079.110
schweben, p3b_079.111
Das läßt verdorr'n in Sonnenglut.
p3b_079.112
Feigherz'ge Ohnmacht mag sich sonnen p3b_079.113
An flüchtig trügerischem Licht - p3b_079.114
Nein, ganze Schmerzen, ganze Wonnen, p3b_079.115
Nur gegen Schatten kämpf' ich nicht!
[Ende Spaltensatz]

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Aufgabe 4. Fünfzeilige Strophe. Schema: a b a c b. Metrum: p3b_079.117
die
a=Zeilen seien jambische Viertakter, die b=Zeilen Dreitakter, p3b_079.118
die
c=Zeilen katalektische Viertakter (Breve - Breve - Breve - Breve).

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Das Bettelmädchen.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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1. Ein Bettelmädchen lauscht am p3b_079.122
Thor, | zitternd vor Frost. | Ein junger p3b_079.123
Ritter tritt heraus | und wirft ihr p3b_079.124
seinen Mantel hin, | fragend, ob sie noch p3b_079.125
etwas haben wolle. || 2. Das Bettelmädchen p3b_079.126
antwortet nichts; | es friert p3b_079.127
sie gar zu sehr. | Mit glühendem p3b_079.128
Blick kehrt sie dem Ritter den Rücken. | p3b_079.129
Sie läßt seinen Mantel liegen | und p3b_079.130
sagt: ich will nichts mehr. ||

[Spaltenumbruch] p3b_079.101

Lösung. Von Friedr. Hebbel.

p3b_079.102
Das Bettelmändchen lauscht am Thor, p3b_079.103
Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.104
Der junge Ritter tritt hervor, p3b_079.105
Er wirft ihr hin den Mantel, p3b_079.106
Und spricht: was willst du mehr?
p3b_079.107
Das Mädchen sagt kein einzig Wort, p3b_079.108
Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.109
Dann geht sie stolz und glühend fort, p3b_079.110
Und läßt den Mantel liegen p3b_079.111
Und spricht: ich will nichts mehr!
[Ende Spaltensatz]

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[Beginn Spaltensatz] Nacht ruht auf dem Walde; die Vöglein p3b_079.002
zwitschern leise im Traume. ‖ p3b_079.003
3. Nur ich bin hinausgegangen ins p3b_079.004
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[Spaltenumbruch] p3b_079.101
Wie still des Waldes weiter Raum! p3b_079.102
Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p3b_079.103
Kein Sang hat sich erschwungen.
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Jch hab' mich längst ins Feld gemacht p3b_079.105
Und habe schon dies Lied erdacht p3b_079.106
Und hab' es laut gesungen.
[Ende Spaltensatz]

p3b_079.107
Aufgabe 3. Vierzeilige Strophen mit gekreuzten Reimen a b a b. p3b_079.108
Jambischer Rhythmus. Abwechselnd hyperkatalektische Viertakter p3b_079.109
mit akatalektischen.

p3b_079.110

Klar muß es sein.

p3b_079.111
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_079.112
1. Klarheit will ich haben, ich p3b_079.113
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mich aus den Schmerzen befreien, │ p3b_079.118
denn die Stürme stählen den Mut. │ p3b_079.119
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Glück; │ ich kämpfe nicht gegen wesenlose p3b_079.125
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Lösung. Von Eduard Tempeltey.

p3b_079.102
Klar muß es sein! Jch kann entsagen, p3b_079.103
Wenn mir's das Schicksal zubestimmt, p3b_079.104
Viel leichter, als den Zweifel tragen, p3b_079.105
Der Kraft auf Kraft mir stückweis p3b_079.106
nimmt. p3b_079.107
Aus Schmerzen kann ich mich erheben, p3b_079.108
Und gegen Stürme wächst der Mut, p3b_079.109
Doch zwischen Furcht und Hoffnung p3b_079.110
schweben, p3b_079.111
Das läßt verdorr'n in Sonnenglut.
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Feigherz'ge Ohnmacht mag sich sonnen p3b_079.113
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Nur gegen Schatten kämpf' ich nicht!
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p3b_079.116
Aufgabe 4. Fünfzeilige Strophe. Schema: a b a c b. Metrum: p3b_079.117
die
a=Zeilen seien jambische Viertakter, die b=Zeilen Dreitakter, p3b_079.118
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c=Zeilen katalektische Viertakter (⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑).

p3b_079.119

Das Bettelmädchen.

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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1. Ein Bettelmädchen lauscht am p3b_079.122
Thor, │ zitternd vor Frost. │ Ein junger p3b_079.123
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Lösung. Von Friedr. Hebbel.

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Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.104
Der junge Ritter tritt hervor, p3b_079.105
Er wirft ihr hin den Mantel, p3b_079.106
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[79/0105] p3b_079.001 Nacht ruht auf dem Walde; die Vöglein p3b_079.002 zwitschern leise im Traume. ‖ p3b_079.003 3. Nur ich bin hinausgegangen ins p3b_079.004 Feld und habe ein Lied gedichtet und p3b_079.005 es laut gesungen. ‖ p3b_079.101 Wie still des Waldes weiter Raum! p3b_079.102 Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p3b_079.103 Kein Sang hat sich erschwungen. p3b_079.104 Jch hab' mich längst ins Feld gemacht p3b_079.105 Und habe schon dies Lied erdacht p3b_079.106 Und hab' es laut gesungen. p3b_079.107 Aufgabe 3. Vierzeilige Strophen mit gekreuzten Reimen a b a b. p3b_079.108 Jambischer Rhythmus. Abwechselnd hyperkatalektische Viertakter p3b_079.109 mit akatalektischen. p3b_079.110 Klar muß es sein. p3b_079.111 Stoff. p3b_079.112 1. Klarheit will ich haben, ich p3b_079.113 vermag zu entsagen, │ wenn es das p3b_079.114 Schicksal verlangt. │ Viel leichter kann p3b_079.115 ich entsagen, als den Zweifel ertragen, │ p3b_079.116 der meine Kraft aufreibt. ‖ 2. Jch kann p3b_079.117 mich aus den Schmerzen befreien, │ p3b_079.118 denn die Stürme stählen den Mut. │ p3b_079.119 Nur Furcht und Hoffnung │ wirken verzehrend p3b_079.120 wie die Sonnenglut. ‖ 3. Der p3b_079.121 Feige und Ohnmächtige │ mag dem p3b_079.122 trügerischen Lichte vertrauen; │ ich verlange p3b_079.123 ganze Schmerzen und volles p3b_079.124 Glück; │ ich kämpfe nicht gegen wesenlose p3b_079.125 Schatten. ‖ p3b_079.101 Lösung. Von Eduard Tempeltey. p3b_079.102 Klar muß es sein! Jch kann entsagen, p3b_079.103 Wenn mir's das Schicksal zubestimmt, p3b_079.104 Viel leichter, als den Zweifel tragen, p3b_079.105 Der Kraft auf Kraft mir stückweis p3b_079.106 nimmt. p3b_079.107 Aus Schmerzen kann ich mich erheben, p3b_079.108 Und gegen Stürme wächst der Mut, p3b_079.109 Doch zwischen Furcht und Hoffnung p3b_079.110 schweben, p3b_079.111 Das läßt verdorr'n in Sonnenglut. p3b_079.112 Feigherz'ge Ohnmacht mag sich sonnen p3b_079.113 An flüchtig trügerischem Licht ─ p3b_079.114 Nein, ganze Schmerzen, ganze Wonnen, p3b_079.115 Nur gegen Schatten kämpf' ich nicht! p3b_079.116 Aufgabe 4. Fünfzeilige Strophe. Schema: a b a c b. Metrum: p3b_079.117 die a=Zeilen seien jambische Viertakter, die b=Zeilen Dreitakter, p3b_079.118 die c=Zeilen katalektische Viertakter (⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑). p3b_079.119 Das Bettelmädchen. p3b_079.120 Stoff. p3b_079.121 1. Ein Bettelmädchen lauscht am p3b_079.122 Thor, │ zitternd vor Frost. │ Ein junger p3b_079.123 Ritter tritt heraus │ und wirft ihr p3b_079.124 seinen Mantel hin, │ fragend, ob sie noch p3b_079.125 etwas haben wolle. ‖ 2. Das Bettelmädchen p3b_079.126 antwortet nichts; │ es friert p3b_079.127 sie gar zu sehr. │ Mit glühendem p3b_079.128 Blick kehrt sie dem Ritter den Rücken. │ p3b_079.129 Sie läßt seinen Mantel liegen │ und p3b_079.130 sagt: ich will nichts mehr. ‖ p3b_079.101 Lösung. Von Friedr. Hebbel. p3b_079.102 Das Bēttĕlmǟdchĕn lauscht am Thor, p3b_079.103 Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.104 Der junge Ritter tritt hervor, p3b_079.105 Er wirft ihr hin den Mantel, p3b_079.106 Und spricht: was willst du mehr? p3b_079.107 Das Mädchen sagt kein einzig Wort, p3b_079.108 Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.109 Dann geht sie stolz und glühend fort, p3b_079.110 Und läßt den Mantel liegen p3b_079.111 Und spricht: ich will nichts mehr!

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/105>, abgerufen am 23.11.2024.