Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

p3b_079.001
[Beginn Spaltensatz] Nacht ruht auf dem Walde; die Vöglein p3b_079.002
zwitschern leise im Traume. || p3b_079.003
3. Nur ich bin hinausgegangen ins p3b_079.004
Feld und habe ein Lied gedichtet und p3b_079.005
es laut gesungen. ||

[Spaltenumbruch] p3b_079.101
Wie still des Waldes weiter Raum! p3b_079.102
Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p3b_079.103
Kein Sang hat sich erschwungen.
p3b_079.104
Jch hab' mich längst ins Feld gemacht p3b_079.105
Und habe schon dies Lied erdacht p3b_079.106
Und hab' es laut gesungen.
[Ende Spaltensatz]

p3b_079.107
Aufgabe 3. Vierzeilige Strophen mit gekreuzten Reimen a b a b. p3b_079.108
Jambischer Rhythmus. Abwechselnd hyperkatalektische Viertakter p3b_079.109
mit akatalektischen.

p3b_079.110

Klar muß es sein.

p3b_079.111
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_079.112
1. Klarheit will ich haben, ich p3b_079.113
vermag zu entsagen, | wenn es das p3b_079.114
Schicksal verlangt. | Viel leichter kann p3b_079.115
ich entsagen, als den Zweifel ertragen, | p3b_079.116
der meine Kraft aufreibt. || 2. Jch kann p3b_079.117
mich aus den Schmerzen befreien, | p3b_079.118
denn die Stürme stählen den Mut. | p3b_079.119
Nur Furcht und Hoffnung | wirken verzehrend p3b_079.120
wie die Sonnenglut. || 3. Der p3b_079.121
Feige und Ohnmächtige | mag dem p3b_079.122
trügerischen Lichte vertrauen; | ich verlange p3b_079.123
ganze Schmerzen und volles p3b_079.124
Glück; | ich kämpfe nicht gegen wesenlose p3b_079.125
Schatten. ||

[Spaltenumbruch] p3b_079.101

Lösung. Von Eduard Tempeltey.

p3b_079.102
Klar muß es sein! Jch kann entsagen, p3b_079.103
Wenn mir's das Schicksal zubestimmt, p3b_079.104
Viel leichter, als den Zweifel tragen, p3b_079.105
Der Kraft auf Kraft mir stückweis p3b_079.106
nimmt. p3b_079.107
Aus Schmerzen kann ich mich erheben, p3b_079.108
Und gegen Stürme wächst der Mut, p3b_079.109
Doch zwischen Furcht und Hoffnung p3b_079.110
schweben, p3b_079.111
Das läßt verdorr'n in Sonnenglut.
p3b_079.112
Feigherz'ge Ohnmacht mag sich sonnen p3b_079.113
An flüchtig trügerischem Licht - p3b_079.114
Nein, ganze Schmerzen, ganze Wonnen, p3b_079.115
Nur gegen Schatten kämpf' ich nicht!
[Ende Spaltensatz]

p3b_079.116
Aufgabe 4. Fünfzeilige Strophe. Schema: a b a c b. Metrum: p3b_079.117
die
a=Zeilen seien jambische Viertakter, die b=Zeilen Dreitakter, p3b_079.118
die
c=Zeilen katalektische Viertakter (Breve - Breve - Breve - Breve).

p3b_079.119

Das Bettelmädchen.

p3b_079.120
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_079.121
1. Ein Bettelmädchen lauscht am p3b_079.122
Thor, | zitternd vor Frost. | Ein junger p3b_079.123
Ritter tritt heraus | und wirft ihr p3b_079.124
seinen Mantel hin, | fragend, ob sie noch p3b_079.125
etwas haben wolle. || 2. Das Bettelmädchen p3b_079.126
antwortet nichts; | es friert p3b_079.127
sie gar zu sehr. | Mit glühendem p3b_079.128
Blick kehrt sie dem Ritter den Rücken. | p3b_079.129
Sie läßt seinen Mantel liegen | und p3b_079.130
sagt: ich will nichts mehr. ||

[Spaltenumbruch] p3b_079.101

Lösung. Von Friedr. Hebbel.

p3b_079.102
Das Bettelmändchen lauscht am Thor, p3b_079.103
Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.104
Der junge Ritter tritt hervor, p3b_079.105
Er wirft ihr hin den Mantel, p3b_079.106
Und spricht: was willst du mehr?
p3b_079.107
Das Mädchen sagt kein einzig Wort, p3b_079.108
Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.109
Dann geht sie stolz und glühend fort, p3b_079.110
Und läßt den Mantel liegen p3b_079.111
Und spricht: ich will nichts mehr!
[Ende Spaltensatz]

p3b_079.001
[Beginn Spaltensatz] Nacht ruht auf dem Walde; die Vöglein p3b_079.002
zwitschern leise im Traume. ‖ p3b_079.003
3. Nur ich bin hinausgegangen ins p3b_079.004
Feld und habe ein Lied gedichtet und p3b_079.005
es laut gesungen. ‖

[Spaltenumbruch] p3b_079.101
Wie still des Waldes weiter Raum! p3b_079.102
Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p3b_079.103
Kein Sang hat sich erschwungen.
p3b_079.104
Jch hab' mich längst ins Feld gemacht p3b_079.105
Und habe schon dies Lied erdacht p3b_079.106
Und hab' es laut gesungen.
[Ende Spaltensatz]

p3b_079.107
Aufgabe 3. Vierzeilige Strophen mit gekreuzten Reimen a b a b. p3b_079.108
Jambischer Rhythmus. Abwechselnd hyperkatalektische Viertakter p3b_079.109
mit akatalektischen.

p3b_079.110

Klar muß es sein.

p3b_079.111
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_079.112
1. Klarheit will ich haben, ich p3b_079.113
vermag zu entsagen, │ wenn es das p3b_079.114
Schicksal verlangt. │ Viel leichter kann p3b_079.115
ich entsagen, als den Zweifel ertragen, │ p3b_079.116
der meine Kraft aufreibt. ‖ 2. Jch kann p3b_079.117
mich aus den Schmerzen befreien, │ p3b_079.118
denn die Stürme stählen den Mut. │ p3b_079.119
Nur Furcht und Hoffnung │ wirken verzehrend p3b_079.120
wie die Sonnenglut. ‖ 3. Der p3b_079.121
Feige und Ohnmächtige │ mag dem p3b_079.122
trügerischen Lichte vertrauen; │ ich verlange p3b_079.123
ganze Schmerzen und volles p3b_079.124
Glück; │ ich kämpfe nicht gegen wesenlose p3b_079.125
Schatten. ‖

[Spaltenumbruch] p3b_079.101

Lösung. Von Eduard Tempeltey.

p3b_079.102
Klar muß es sein! Jch kann entsagen, p3b_079.103
Wenn mir's das Schicksal zubestimmt, p3b_079.104
Viel leichter, als den Zweifel tragen, p3b_079.105
Der Kraft auf Kraft mir stückweis p3b_079.106
nimmt. p3b_079.107
Aus Schmerzen kann ich mich erheben, p3b_079.108
Und gegen Stürme wächst der Mut, p3b_079.109
Doch zwischen Furcht und Hoffnung p3b_079.110
schweben, p3b_079.111
Das läßt verdorr'n in Sonnenglut.
p3b_079.112
Feigherz'ge Ohnmacht mag sich sonnen p3b_079.113
An flüchtig trügerischem Licht ─ p3b_079.114
Nein, ganze Schmerzen, ganze Wonnen, p3b_079.115
Nur gegen Schatten kämpf' ich nicht!
[Ende Spaltensatz]

p3b_079.116
Aufgabe 4. Fünfzeilige Strophe. Schema: a b a c b. Metrum: p3b_079.117
die
a=Zeilen seien jambische Viertakter, die b=Zeilen Dreitakter, p3b_079.118
die
c=Zeilen katalektische Viertakter (⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑).

p3b_079.119

Das Bettelmädchen.

p3b_079.120
[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

p3b_079.121
1. Ein Bettelmädchen lauscht am p3b_079.122
Thor, │ zitternd vor Frost. │ Ein junger p3b_079.123
Ritter tritt heraus │ und wirft ihr p3b_079.124
seinen Mantel hin, │ fragend, ob sie noch p3b_079.125
etwas haben wolle. ‖ 2. Das Bettelmädchen p3b_079.126
antwortet nichts; │ es friert p3b_079.127
sie gar zu sehr. │ Mit glühendem p3b_079.128
Blick kehrt sie dem Ritter den Rücken. │ p3b_079.129
Sie läßt seinen Mantel liegen │ und p3b_079.130
sagt: ich will nichts mehr. ‖

[Spaltenumbruch] p3b_079.101

Lösung. Von Friedr. Hebbel.

p3b_079.102
Das Bēttĕlmǟdchĕn lauscht am Thor, p3b_079.103
Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.104
Der junge Ritter tritt hervor, p3b_079.105
Er wirft ihr hin den Mantel, p3b_079.106
Und spricht: was willst du mehr?
p3b_079.107
Das Mädchen sagt kein einzig Wort, p3b_079.108
Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.109
Dann geht sie stolz und glühend fort, p3b_079.110
Und läßt den Mantel liegen p3b_079.111
Und spricht: ich will nichts mehr!
[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="79"/><lb n="p3b_079.001"/><cb type="start"/>
Nacht ruht auf dem Walde; die Vöglein <lb n="p3b_079.002"/>
zwitschern leise im Traume. &#x2016; <lb n="p3b_079.003"/>
3. Nur ich bin hinausgegangen ins <lb n="p3b_079.004"/>
Feld und habe ein Lied gedichtet und <lb n="p3b_079.005"/>
es laut gesungen. &#x2016;</p>
          <cb/>
          <lb n="p3b_079.101"/>
          <lg>
            <l>Wie still des Waldes weiter Raum!</l>
            <lb n="p3b_079.102"/>
            <l>Die Vöglein zwitschern nur im Traum,</l>
            <lb n="p3b_079.103"/>
            <l>Kein Sang hat sich erschwungen. </l>
          </lg>
          <lb n="p3b_079.104"/>
          <lg>
            <l>Jch hab' mich längst ins Feld gemacht</l>
            <lb n="p3b_079.105"/>
            <l>Und habe schon dies Lied erdacht</l>
            <lb n="p3b_079.106"/>
            <l>Und hab' es laut gesungen.</l>
          </lg>
          <cb type="end"/>
          <p><lb n="p3b_079.107"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 3. <hi rendition="#g">Vierzeilige Strophen mit gekreuzten Reimen</hi> <hi rendition="#aq">a b a b</hi>. <lb n="p3b_079.108"/> <hi rendition="#g">Jambischer Rhythmus. Abwechselnd hyperkatalektische Viertakter <lb n="p3b_079.109"/>
mit akatalektischen.</hi></p>
          <lb n="p3b_079.110"/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Klar muß es sein.</hi> </hi> </p>
          <lb n="p3b_079.111"/>
          <cb type="start"/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Stoff.</hi> </hi> </p>
          <p><lb n="p3b_079.112"/>
1. Klarheit will ich haben, ich <lb n="p3b_079.113"/>
vermag zu entsagen, &#x2502; wenn es das <lb n="p3b_079.114"/>
Schicksal verlangt. &#x2502; Viel leichter kann <lb n="p3b_079.115"/>
ich entsagen, als den Zweifel ertragen, &#x2502; <lb n="p3b_079.116"/>
der meine Kraft aufreibt. &#x2016; 2. Jch kann <lb n="p3b_079.117"/>
mich aus den Schmerzen befreien, &#x2502; <lb n="p3b_079.118"/>
denn die Stürme stählen den Mut. &#x2502; <lb n="p3b_079.119"/>
Nur Furcht und Hoffnung &#x2502; wirken verzehrend <lb n="p3b_079.120"/>
wie die Sonnenglut. &#x2016; 3. Der <lb n="p3b_079.121"/>
Feige und Ohnmächtige &#x2502; mag dem <lb n="p3b_079.122"/>
trügerischen Lichte vertrauen; &#x2502; ich verlange <lb n="p3b_079.123"/> <hi rendition="#g">ganze</hi> Schmerzen und volles <lb n="p3b_079.124"/>
Glück; &#x2502; ich kämpfe nicht gegen wesenlose <lb n="p3b_079.125"/>
Schatten. &#x2016;</p>
          <cb/>
          <lb n="p3b_079.101"/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lösung. Von Eduard Tempeltey.</hi> </hi> </p>
          <lb n="p3b_079.102"/>
          <lg>
            <l>Klar muß es sein! Jch kann entsagen,</l>
            <lb n="p3b_079.103"/>
            <l>Wenn mir's das Schicksal zubestimmt,</l>
            <lb n="p3b_079.104"/>
            <l>Viel leichter, als den Zweifel tragen,</l>
            <lb n="p3b_079.105"/>
            <l>Der Kraft auf Kraft mir stückweis</l>
            <lb n="p3b_079.106"/>
            <l> <hi rendition="#et">nimmt.</hi> </l>
            <lb n="p3b_079.107"/>
            <l>Aus Schmerzen kann ich mich erheben,</l>
            <lb n="p3b_079.108"/>
            <l>Und gegen Stürme wächst der Mut,</l>
            <lb n="p3b_079.109"/>
            <l>Doch zwischen Furcht und Hoffnung</l>
            <lb n="p3b_079.110"/>
            <l> <hi rendition="#et">schweben,</hi> </l>
            <lb n="p3b_079.111"/>
            <l>Das läßt verdorr'n in Sonnenglut. </l>
          </lg>
          <lb n="p3b_079.112"/>
          <lg>
            <l>Feigherz'ge Ohnmacht mag sich sonnen</l>
            <lb n="p3b_079.113"/>
            <l>An flüchtig trügerischem Licht &#x2500;</l>
            <lb n="p3b_079.114"/>
            <l>Nein, ganze Schmerzen, ganze Wonnen,</l>
            <lb n="p3b_079.115"/>
            <l>Nur gegen Schatten kämpf' ich nicht!</l>
          </lg>
          <cb type="end"/>
          <p><lb n="p3b_079.116"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 4. <hi rendition="#g">Fünfzeilige Strophe. Schema:</hi> <hi rendition="#aq">a b a c b</hi>. <hi rendition="#g">Metrum: <lb n="p3b_079.117"/>
die</hi> <hi rendition="#aq">a</hi>=<hi rendition="#g">Zeilen seien jambische Viertakter, die</hi> <hi rendition="#aq">b</hi>=<hi rendition="#g">Zeilen Dreitakter, <lb n="p3b_079.118"/>
die</hi> <hi rendition="#aq">c</hi>=<hi rendition="#g">Zeilen katalektische Viertakter</hi> (&#x23D1; &#x2013; &#x23D1; &#x2013; &#x23D1; &#x2013; &#x23D1;).</p>
          <lb n="p3b_079.119"/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Das Bettelmädchen.</hi> </hi> </p>
          <lb n="p3b_079.120"/>
          <cb type="start"/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Stoff.</hi> </hi> </p>
          <p><lb n="p3b_079.121"/>
1. Ein Bettelmädchen lauscht am <lb n="p3b_079.122"/>
Thor, &#x2502; zitternd vor Frost. &#x2502; Ein junger <lb n="p3b_079.123"/>
Ritter tritt heraus &#x2502; und wirft ihr <lb n="p3b_079.124"/>
seinen Mantel hin, &#x2502; fragend, ob sie noch <lb n="p3b_079.125"/>
etwas haben wolle. &#x2016; 2. Das Bettelmädchen <lb n="p3b_079.126"/>
antwortet nichts; &#x2502; es friert <lb n="p3b_079.127"/>
sie gar zu sehr. &#x2502; Mit glühendem <lb n="p3b_079.128"/>
Blick kehrt sie dem Ritter den Rücken. &#x2502; <lb n="p3b_079.129"/>
Sie läßt seinen Mantel liegen &#x2502; und <lb n="p3b_079.130"/>
sagt: ich will nichts mehr. &#x2016;</p>
          <cb/>
          <lb n="p3b_079.101"/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lösung. Von Friedr. Hebbel.</hi> </hi> </p>
          <lb n="p3b_079.102"/>
          <lg>
            <l>Das B&#x0113;tt&#x0115;lma&#x0308;&#x0304;dch&#x0115;n lauscht am Thor,</l>
            <lb n="p3b_079.103"/>
            <l>Es friert sie gar zu sehr;</l>
            <lb n="p3b_079.104"/>
            <l>Der junge Ritter tritt hervor,</l>
            <lb n="p3b_079.105"/>
            <l>Er wirft ihr hin den Mantel,</l>
            <lb n="p3b_079.106"/>
            <l>Und spricht: was willst du mehr? </l>
          </lg>
          <lb n="p3b_079.107"/>
          <lg>
            <l>Das Mädchen sagt kein einzig Wort,</l>
            <lb n="p3b_079.108"/>
            <l>Es friert sie gar zu sehr;</l>
            <lb n="p3b_079.109"/>
            <l>Dann geht sie stolz und glühend fort,</l>
            <lb n="p3b_079.110"/>
            <l>Und läßt den Mantel liegen</l>
            <lb n="p3b_079.111"/>
            <l>Und spricht: ich will nichts mehr!</l>
          </lg>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0105] p3b_079.001 Nacht ruht auf dem Walde; die Vöglein p3b_079.002 zwitschern leise im Traume. ‖ p3b_079.003 3. Nur ich bin hinausgegangen ins p3b_079.004 Feld und habe ein Lied gedichtet und p3b_079.005 es laut gesungen. ‖ p3b_079.101 Wie still des Waldes weiter Raum! p3b_079.102 Die Vöglein zwitschern nur im Traum, p3b_079.103 Kein Sang hat sich erschwungen. p3b_079.104 Jch hab' mich längst ins Feld gemacht p3b_079.105 Und habe schon dies Lied erdacht p3b_079.106 Und hab' es laut gesungen. p3b_079.107 Aufgabe 3. Vierzeilige Strophen mit gekreuzten Reimen a b a b. p3b_079.108 Jambischer Rhythmus. Abwechselnd hyperkatalektische Viertakter p3b_079.109 mit akatalektischen. p3b_079.110 Klar muß es sein. p3b_079.111 Stoff. p3b_079.112 1. Klarheit will ich haben, ich p3b_079.113 vermag zu entsagen, │ wenn es das p3b_079.114 Schicksal verlangt. │ Viel leichter kann p3b_079.115 ich entsagen, als den Zweifel ertragen, │ p3b_079.116 der meine Kraft aufreibt. ‖ 2. Jch kann p3b_079.117 mich aus den Schmerzen befreien, │ p3b_079.118 denn die Stürme stählen den Mut. │ p3b_079.119 Nur Furcht und Hoffnung │ wirken verzehrend p3b_079.120 wie die Sonnenglut. ‖ 3. Der p3b_079.121 Feige und Ohnmächtige │ mag dem p3b_079.122 trügerischen Lichte vertrauen; │ ich verlange p3b_079.123 ganze Schmerzen und volles p3b_079.124 Glück; │ ich kämpfe nicht gegen wesenlose p3b_079.125 Schatten. ‖ p3b_079.101 Lösung. Von Eduard Tempeltey. p3b_079.102 Klar muß es sein! Jch kann entsagen, p3b_079.103 Wenn mir's das Schicksal zubestimmt, p3b_079.104 Viel leichter, als den Zweifel tragen, p3b_079.105 Der Kraft auf Kraft mir stückweis p3b_079.106 nimmt. p3b_079.107 Aus Schmerzen kann ich mich erheben, p3b_079.108 Und gegen Stürme wächst der Mut, p3b_079.109 Doch zwischen Furcht und Hoffnung p3b_079.110 schweben, p3b_079.111 Das läßt verdorr'n in Sonnenglut. p3b_079.112 Feigherz'ge Ohnmacht mag sich sonnen p3b_079.113 An flüchtig trügerischem Licht ─ p3b_079.114 Nein, ganze Schmerzen, ganze Wonnen, p3b_079.115 Nur gegen Schatten kämpf' ich nicht! p3b_079.116 Aufgabe 4. Fünfzeilige Strophe. Schema: a b a c b. Metrum: p3b_079.117 die a=Zeilen seien jambische Viertakter, die b=Zeilen Dreitakter, p3b_079.118 die c=Zeilen katalektische Viertakter (⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑). p3b_079.119 Das Bettelmädchen. p3b_079.120 Stoff. p3b_079.121 1. Ein Bettelmädchen lauscht am p3b_079.122 Thor, │ zitternd vor Frost. │ Ein junger p3b_079.123 Ritter tritt heraus │ und wirft ihr p3b_079.124 seinen Mantel hin, │ fragend, ob sie noch p3b_079.125 etwas haben wolle. ‖ 2. Das Bettelmädchen p3b_079.126 antwortet nichts; │ es friert p3b_079.127 sie gar zu sehr. │ Mit glühendem p3b_079.128 Blick kehrt sie dem Ritter den Rücken. │ p3b_079.129 Sie läßt seinen Mantel liegen │ und p3b_079.130 sagt: ich will nichts mehr. ‖ p3b_079.101 Lösung. Von Friedr. Hebbel. p3b_079.102 Das Bēttĕlmǟdchĕn lauscht am Thor, p3b_079.103 Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.104 Der junge Ritter tritt hervor, p3b_079.105 Er wirft ihr hin den Mantel, p3b_079.106 Und spricht: was willst du mehr? p3b_079.107 Das Mädchen sagt kein einzig Wort, p3b_079.108 Es friert sie gar zu sehr; p3b_079.109 Dann geht sie stolz und glühend fort, p3b_079.110 Und läßt den Mantel liegen p3b_079.111 Und spricht: ich will nichts mehr!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/105
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/105>, abgerufen am 21.05.2024.