p2b_043.001 Dreiteilung nur selten. Seit Ausbildung der modernen Bühne bei Franzosen p2b_043.002 und Deutschen zählt es in der Regel 5 Hauptabschnitte, die man Akte nennt, p2b_043.003 von denen jeder ein für sich abgeschlossenes Teilganzes bildet. (Es sind: 1. Einleitung, p2b_043.004 2. Steigerung, 3. Höhepunkt, 4. Umkehr, 5. Katastrophe.) Actusp2b_043.005 hieß bei den Römern jeder Abschnitt der Handlung; bei uns bedeutet das p2b_043.006 Wort soviel als Aufzug (vom Aufziehen des Vorhangs). Die Spanier, die p2b_043.007 den Akt jornada (Tag) nennen, haben auch Dramen bis zu 7 Akten, desgleichen p2b_043.008 die alten Jndier, bei denen einzelne Dramen sogar bis zu 10 Akten p2b_043.009 zählten.
p2b_043.010 2. Cicero (an Quintus fr. I. 1) will 3 Akte haben. Dagegen verlangt p2b_043.011 Horaz in seiner Epistel an die Pisonen 5 Akte von jedem Drama: p2b_043.012
Neve minor neu sit quinto productior actup2b_043.013 Fabula, quae posci vult et spectata reponi.
p2b_043.014 (Ars poet. 189.)
p2b_043.015 3. Auf keinen Fall darf sich das Drama so lang ausspinnen, daß der p2b_043.016 Zuschauer mit normalen Nerven längst vor dem Schluß erschlafft und ermüdet. p2b_043.017 Ein sechsstündiges Drama ist entschieden zu kürzen, oder in zwei Stücke zu p2b_043.018 zerlegen; bei noch längeren Dramen sind 3 Stücke zu bilden, was z. B. in p2b_043.019 den Trilogien (Ödipus-Trilogie, ferner in Wallenstein, in dem Nibelungenring) p2b_043.020 geschehen ist. Die an drei einander folgenden Tagen aufzuführenden p2b_043.021 Trilogien (Dreihandlungen: mit dem Satyrspiel verbunden heißen sie Tetralogien p2b_043.022 == Vierhandlungen) gaben den Griechen Gelegenheit, Zeit, Ort, Personen p2b_043.023 &c. zu ändern und ausgedehntere Handlungen darzustellen, ohne der p2b_043.024 Aristotelischen Forderung untreu zu werden, - also das zu erreichen, was wir p2b_043.025 durch Akte und Scenenwechsel erstreben.
p2b_043.026
§ 32. Jnhalt der Akte. Prolog. Epilog.
p2b_043.027 1. Bei einem Drama von 5 Akten hat
p2b_043.028 der I. Akt die Exposition,
p2b_043.029 der II. Akt die Steigerung,
p2b_043.030 der III. Akt den Höhepunkt,
p2b_043.031 der IV. Akt die Peripetie,
p2b_043.032 der V. Akt die Katastrophe.
p2b_043.033 2. Nur ausnahmsweise hat ein Drama auch noch Prolog oder p2b_043.034 Epilog.
p2b_043.035 3. Bei Dramen von geringerer Ausdehnung treten die einzelnen p2b_043.036 Teile enger zusammen.
p2b_043.037 1. Erster Akt. Das Drama bringt in seinem ersten Akt mit dem einleitenden p2b_043.038 Accorde die sog. Expositionsscene, d. h. mit der Vorbereitung p2b_043.039 und Begründung der Handlung das aufregende Moment und die p2b_043.040 erste Steigerung.
p2b_043.001 Dreiteilung nur selten. Seit Ausbildung der modernen Bühne bei Franzosen p2b_043.002 und Deutschen zählt es in der Regel 5 Hauptabschnitte, die man Akte nennt, p2b_043.003 von denen jeder ein für sich abgeschlossenes Teilganzes bildet. (Es sind: 1. Einleitung, p2b_043.004 2. Steigerung, 3. Höhepunkt, 4. Umkehr, 5. Katastrophe.) Actusp2b_043.005 hieß bei den Römern jeder Abschnitt der Handlung; bei uns bedeutet das p2b_043.006 Wort soviel als Aufzug (vom Aufziehen des Vorhangs). Die Spanier, die p2b_043.007 den Akt jornada (Tag) nennen, haben auch Dramen bis zu 7 Akten, desgleichen p2b_043.008 die alten Jndier, bei denen einzelne Dramen sogar bis zu 10 Akten p2b_043.009 zählten.
p2b_043.010 2. Cicero (an Quintus fr. I. 1) will 3 Akte haben. Dagegen verlangt p2b_043.011 Horaz in seiner Epistel an die Pisonen 5 Akte von jedem Drama: p2b_043.012
Neve minor neu sit quinto productior actup2b_043.013 Fabula, quae posci vult et spectata reponi.
p2b_043.014 (Ars poet. 189.)
p2b_043.015 3. Auf keinen Fall darf sich das Drama so lang ausspinnen, daß der p2b_043.016 Zuschauer mit normalen Nerven längst vor dem Schluß erschlafft und ermüdet. p2b_043.017 Ein sechsstündiges Drama ist entschieden zu kürzen, oder in zwei Stücke zu p2b_043.018 zerlegen; bei noch längeren Dramen sind 3 Stücke zu bilden, was z. B. in p2b_043.019 den Trilogien (Ödipus-Trilogie, ferner in Wallenstein, in dem Nibelungenring) p2b_043.020 geschehen ist. Die an drei einander folgenden Tagen aufzuführenden p2b_043.021 Trilogien (Dreihandlungen: mit dem Satyrspiel verbunden heißen sie Tetralogien p2b_043.022 == Vierhandlungen) gaben den Griechen Gelegenheit, Zeit, Ort, Personen p2b_043.023 &c. zu ändern und ausgedehntere Handlungen darzustellen, ohne der p2b_043.024 Aristotelischen Forderung untreu zu werden, ─ also das zu erreichen, was wir p2b_043.025 durch Akte und Scenenwechsel erstreben.
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p2b_043.035 3. Bei Dramen von geringerer Ausdehnung treten die einzelnen p2b_043.036 Teile enger zusammen.
p2b_043.037 1. Erster Akt. Das Drama bringt in seinem ersten Akt mit dem einleitenden p2b_043.038 Accorde die sog. Expositionsscene, d. h. mit der Vorbereitung p2b_043.039 und Begründung der Handlung das aufregende Moment und die p2b_043.040 erste Steigerung.
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Dreiteilung nur selten. Seit Ausbildung der modernen Bühne bei Franzosen p2b_043.002
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2. Steigerung, 3. Höhepunkt, 4. Umkehr, 5. Katastrophe.) Actus p2b_043.005
hieß bei den Römern jeder Abschnitt der Handlung; bei uns bedeutet das p2b_043.006
Wort soviel als Aufzug (vom Aufziehen des Vorhangs). Die Spanier, die p2b_043.007
den Akt jornada (Tag) nennen, haben auch Dramen bis zu 7 Akten, desgleichen p2b_043.008
die alten Jndier, bei denen einzelne Dramen sogar bis zu 10 Akten p2b_043.009
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2. Cicero (an Quintus fr. I. 1) will 3 Akte haben. Dagegen verlangt p2b_043.011
Horaz in seiner Epistel an die Pisonen 5 Akte von jedem Drama: p2b_043.012
Neve minor neu sit quinto productior actu p2b_043.013
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(Ars poet. 189.)
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Trilogien (Dreihandlungen: mit dem Satyrspiel verbunden heißen sie Tetralogien p2b_043.022
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§ 32. Jnhalt der Akte. Prolog. Epilog. p2b_043.027
1. Bei einem Drama von 5 Akten hat
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der I. Akt die Exposition,
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2. Nur ausnahmsweise hat ein Drama auch noch Prolog oder p2b_043.034
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1. Erster Akt. Das Drama bringt in seinem ersten Akt mit dem einleitenden p2b_043.038
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/65>, abgerufen am 22.11.2024.
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