p2b_534.001 und Gemeinde im Singen abwechseln) komponiert hat. Beispielsweise p2b_534.002 zeigt der 38. Psalm in schönster Weise die Einteilung in parallele Halbverse: p2b_534.003
I. A. Herr, strafe mich nicht in Deinem Zorn,p2b_534.004 B. Und züchtige mich nicht in Deinem Grimm.p2b_534.005 II. A. Denn Deine Pfeile stecken in mir,p2b_534.006 B. Und Deine Hand drücket mich u. s. w.
p2b_534.007 Man vgl. auch die Mendelssohnsche Übersetzung von Psalm 42 u. 43,31: p2b_534.008
A. Gleich wie lechzet ein Reh nach klarem Quell,p2b_534.009 B. Also lechzet mein Herz nach Dir, o Gott &c.
p2b_534.010 dann die dreimalige Unterbrechung mit einem Refrain von fünf kurzen Zeilen:
p2b_534.011
Warum bist Du so beklommen,p2b_534.012 Herz! warum so ungestüm?p2b_534.013 Verlaß Dich nur auf Gott!p2b_534.014 Einstens werd' ich ihm noch danken,p2b_534.015 Meinem Retter, meinem Gott!
p2b_534.016 Einige Psalmen des alten Testaments sind dramatisch, z. B. Psalm 20, p2b_534.017 118 &c.; andere sind rein episch, z. B. 114 &c.; andere didaktisch; die meisten p2b_534.018 sind tief lyrisch.
p2b_534.019 Durch die musikalische Komposition der Psalmen wurde von jeher eine p2b_534.020 große Wirkung erreicht. Diese Komposition erfolgte in der Regel in Motetten= p2b_534.021 oder Kantatenform. Man bezeichnete auch das so entstandene Musikstück mit p2b_534.022 dem Namen Psalm und unterschied nur je nach dem Jnhalt: Bitt=, Lob=, p2b_534.023 Bußpsalmen &c.
p2b_534.024 Die wirkungsvollsten Psalmen schuf von den Älteren Marcello, von den p2b_534.025 Neueren Kapellmeister Fr. Schneider in Dessau (+ 1853), Mendelssohn-Bartholdy, p2b_534.026 Liszt u. a. (Von freien Textbearbeitungen vgl. I 50.)
p2b_534.027
§ 198. Die Kantate.
p2b_534.028 1. Kantate (ital. cantate von cantare) ist dem Wortsinn nach jedes p2b_534.029 größere elegische, religiöse Gesangsstück. Jm heutigen, bestimmten Sinn p2b_534.030 versteht man jedoch darunter eine in Musik gesetzte größere Dichtung p2b_534.031 lyrischen Charakters, welche Arien, Duette, Recitative, Chöre &c. enthält p2b_534.032 und unter Jnstrumentalbegleitung zum Vortrag gelangt.
p2b_534.033 2. Es giebt neben den kirchlichen Kantaten auch weltliche.
p2b_534.034 1. Jn Hinsicht auf Begriffsbestimmung der Kantate herrschte bis zur p2b_534.035 Stunde große Unklarheit. Die einen (z. B. Sulzer in feiner Ästhetik) nennen p2b_534.036 sie ein kleines Musikstück von rührendem Jnhalt, die andern (z. B. Zedler p2b_534.037 in Halle) ein langes Musikstück, dessen Text italienisch sei u. s. w. Wieder p2b_534.038 andere bezeichnen jedes größere religiöse oder elegische Gesangsstück als Kantate, p2b_534.039 sofern dieses Stück nicht als Motette, Sanktus &c. hinreichend charakterisiert sei. p2b_534.040 Jn früherer Zeit nannte man Kantate jedes Werk, das sich nicht direkt an die p2b_534.041 Worte der beiden Testamente anlehnte oder seinen Stoff aus denselben entnahm,
p2b_534.001 und Gemeinde im Singen abwechseln) komponiert hat. Beispielsweise p2b_534.002 zeigt der 38. Psalm in schönster Weise die Einteilung in parallele Halbverse: p2b_534.003
I. A. Herr, strafe mich nicht in Deinem Zorn,p2b_534.004 B. Und züchtige mich nicht in Deinem Grimm.p2b_534.005 II. A. Denn Deine Pfeile stecken in mir,p2b_534.006 B. Und Deine Hand drücket mich u. s. w.
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p2b_534.010 dann die dreimalige Unterbrechung mit einem Refrain von fünf kurzen Zeilen:
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Warum bist Du so beklommen,p2b_534.012 Herz! warum so ungestüm?p2b_534.013 Verlaß Dich nur auf Gott!p2b_534.014 Einstens werd' ich ihm noch danken,p2b_534.015 Meinem Retter, meinem Gott!
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p2b_534.024 Die wirkungsvollsten Psalmen schuf von den Älteren Marcello, von den p2b_534.025 Neueren Kapellmeister Fr. Schneider in Dessau († 1853), Mendelssohn-Bartholdy, p2b_534.026 Liszt u. a. (Von freien Textbearbeitungen vgl. I 50.)
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§ 198. Die Kantate.
p2b_534.028 1. Kantate (ital. cantate von cantare) ist dem Wortsinn nach jedes p2b_534.029 größere elegische, religiöse Gesangsstück. Jm heutigen, bestimmten Sinn p2b_534.030 versteht man jedoch darunter eine in Musik gesetzte größere Dichtung p2b_534.031 lyrischen Charakters, welche Arien, Duette, Recitative, Chöre &c. enthält p2b_534.032 und unter Jnstrumentalbegleitung zum Vortrag gelangt.
p2b_534.033 2. Es giebt neben den kirchlichen Kantaten auch weltliche.
p2b_534.034 1. Jn Hinsicht auf Begriffsbestimmung der Kantate herrschte bis zur p2b_534.035 Stunde große Unklarheit. Die einen (z. B. Sulzer in feiner Ästhetik) nennen p2b_534.036 sie ein kleines Musikstück von rührendem Jnhalt, die andern (z. B. Zedler p2b_534.037 in Halle) ein langes Musikstück, dessen Text italienisch sei u. s. w. Wieder p2b_534.038 andere bezeichnen jedes größere religiöse oder elegische Gesangsstück als Kantate, p2b_534.039 sofern dieses Stück nicht als Motette, Sanktus &c. hinreichend charakterisiert sei. p2b_534.040 Jn früherer Zeit nannte man Kantate jedes Werk, das sich nicht direkt an die p2b_534.041 Worte der beiden Testamente anlehnte oder seinen Stoff aus denselben entnahm,
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Man vgl. auch die Mendelssohnsche Übersetzung von Psalm 42 u. 43,31: p2b_534.008
A. Gleich wie lechzet ein Reh nach klarem Quell,
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dann die dreimalige Unterbrechung mit einem Refrain von fünf kurzen Zeilen:
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Einige Psalmen des alten Testaments sind dramatisch, z. B. Psalm 20, p2b_534.017
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Neueren Kapellmeister Fr. Schneider in Dessau († 1853), Mendelssohn-Bartholdy, p2b_534.026
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1. Kantate (ital. cantate von cantare) ist dem Wortsinn nach jedes p2b_534.029
größere elegische, religiöse Gesangsstück. Jm heutigen, bestimmten Sinn p2b_534.030
versteht man jedoch darunter eine in Musik gesetzte größere Dichtung p2b_534.031
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2. Es giebt neben den kirchlichen Kantaten auch weltliche.
p2b_534.034
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/556>, abgerufen am 16.07.2024.
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