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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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10. Jsolani. Jsolani ist das Bild der Charakterlosigkeit, der Schwäche, p2b_449.002
der Unschlüssigkeit, der Zaghaftigkeit, des Wankelmuts.

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11. Gordon. Der alte brave Gordon verbindet mit Treue gegen seinen p2b_449.004
Kaiser wirkliche Anhänglichkeit an seinen ehemaligen Jugendgenossen Wallenstein. p2b_449.005
Er ist ohne Entschlossenheit und Thatkraft. Zwar giebt er dem Wallenstein p2b_449.006
genug Andeutungen nahenden Mißgeschicks, aber er wagt es doch nicht, ihn offen p2b_449.007
zu warnen, oder gar zu retten. Er ist bemüht, den Tod Wallensteins abzuwehren p2b_449.008
und läßt dann alles geschehen, weil er vor den Folgen erzittert, für die ihn der schlaue p2b_449.009
Buttler verantwortlich macht. Kaum ist er weggeeilt, um den Angriff der Schweden p2b_449.010
abzuwehren, als ihn sein Herz zurücktreibt, den Tod Wallensteins zu verhindern.

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12. Deveroux und 13. Macdonald. Diese Beiden sind niedrige, charakterlose p2b_449.012
Werkzeuge Buttlers, - unterthänig und servil gegen den Mächtigen, nichtswürdig p2b_449.013
und teuflisch gegen den Wehrlosen, und wäre er - wie hier - ihr Wohlthäter.

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14. Buttler. Buttler ist der eiskalte Egoist, welcher demjenigen Schurkendienste p2b_449.015
leistet, der ihn bezahlt. Er ist treu, solange er Nutzen von seiner p2b_449.016
Treue verspürt. Er lebt nur seinen Privatinteressen, kennt keine Dankbarkeit, p2b_449.017
und macht aus seinem Charakter kein Hehl.

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Wallenstein vereitelt seine Erhebung in den Grafenstand, weil er Buttler genau p2b_449.019
kennt. Dieser glaubt sich vom Kaiser gekränkt und geht zu Wallenstein über. p2b_449.020
Als er durch Oktavio den Wallenstein als Veranlassung seiner Kränkung erkennt, p2b_449.021
verläßt er diesen und kehrt zum Kaiser zurück, um sich an Wallenstein zu p2b_449.022
rächen. Er weiß sich in einer Weise zu verstellen, die schlecht zu seinem seitherigen p2b_449.023
aufbrausenden Charakter passen mag. Es ist unwahrscheinlich, daß p2b_449.024
einem so rachesüchtigen, aufwallenden Menschen, der Beobachtung vieler gegenüber, p2b_449.025
die Verstellung in der von Schiller angegebenen Weise gelingen wird. p2b_449.026
Auch ist nicht anzunehmen, daß er seine schwarze That mit Vernunftgründen p2b_449.027
zu beschönigen sucht. Dies hat er nicht nötig, da er den Vorwand der p2b_449.028
Rache mit dem Befehl der Urteilsvollstreckung decken durfte. So bezeichnet er p2b_449.029
denn in Wirklichkeit seine Handlung als eine gute That, die Anspruch auf p2b_449.030
Belohnung habe, da durch sie das Reich von einem furchtbaren Feinde befreit p2b_449.031
worden sei. Sein lohnsüchtiger, egoistischer Charakter tritt in seinen Schlußworten p2b_449.032
noch einmal zu Tage, er reise nach Wien, um den Beifall sich zu p2b_449.033
holen, den der geschwinde Gehorsam von dem gerechten Richter fordern dürfe.

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§ 161. Verschiedene Benennung und Einteilung der Tragödien.

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1. Die Tragödien wurden von jeher sehr verschieden benannt und p2b_449.036
rubriziert. Einige Schriftsteller unterschieden: a. Tragödien des besiegten p2b_449.037
Konflikts, b. Tragödien des siegenden Konflikts, c. Tragödien p2b_449.038
der Schuld, d. reine Tragödien, e. Tragödien der Liebe.

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2. Andere teilten ein in: a. antike, b. romantische und c. moderne p2b_449.040
Tragödien.

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3. Eine mehr philosophische Anordnung scheidet in: a. Charaktertragödien, p2b_449.042
b. Prinzipientragödien, c. Sittentragödien.

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der Unschlüssigkeit, der Zaghaftigkeit, des Wankelmuts.

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1. Die Tragödien wurden von jeher sehr verschieden benannt und p2b_449.036
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/471>, abgerufen am 23.11.2024.