p2b_393.001 mühsam, das Licht zu lenken, mit der rechten Hand die Akten zu sondern, sie p2b_393.002 anders zu packen und schnell einzusehen, und wieder, auf Augenblicke mindestens, p2b_393.003 die Pfeife festzuhalten, die immer dem umklammernden Munde zu entfallen p2b_393.004 drohte. "Wenn es heller Sommertag ist", fing Schwieger bescheidenen Tones p2b_393.005 an, "indem die Sonne scheint, dazu auch der Schrank dem Fenster gegenüber p2b_393.006 steht, und man das Rauchen nicht lassen will, so könnte unmaßgeblich das p2b_393.007 Licht und die ganze Qual, die es macht, als überflüssig erscheinen."
p2b_393.008 Freimund drehte sich mit einem verwunderten Gesichte herum, sah dem p2b_393.009 alten Freunde mit aufgerissenem Auge ins Antlitz, setzte das brennende Licht p2b_393.010 verdrießlich auf den Tisch und sagte halb lachend, halb zornig: "Dummer Mensch! p2b_393.011 Konntest du mir denn das nicht früher sagen?"
p2b_393.012 "Einem Salomo", antwortete jener, "der alles so genau kalkulieren und p2b_393.013 im weisheitsvollen Leben sich durch nichts will stören lassen, sagen wollen, er p2b_393.014 brauche am hellen Tage keine Kerze, hieße sich doch zu viel herausnehmen." &c.
p2b_393.015 2. Aus L'Arrabbiata von Paul Heyse. (5. Aufl. S. 44.)
p2b_393.016 Es war keiner außer ihm (Antonio) in den zwei Kammern, durch die er p2b_393.017 nun hin und her ging. Zu den offenen Fensterchen, die nur mit hölzernen p2b_393.018 Läden verschlossen werden, strich die Luft etwas erfrischender herein, als über p2b_393.019 das ruhige Meer, und in der Einsamkeit war ihm wohl. Er stand auch lange p2b_393.020 vor dem kleinen Bilde der Mutter Gottes und sah die aus Silberpapier daraufgeklebte p2b_393.021 Sternenglorie andächtig an. Doch zu beten fiel ihm nicht ein. Um p2b_393.022 was hätte er bitten sollen, da er nichts mehr hoffte?
p2b_393.023 Und der Tag schien heute still zu stehn. Er sehnte sich nach der Dunkelheit, p2b_393.024 denn er war müde, und der Blutverlust hatte ihn auch mehr angegriffen, p2b_393.025 als er sich gestand. Er fühlte heftige Schmerzen an der Hand, setzte sich auf p2b_393.026 einen Schemel und löste den Verband. Das zurückgedrängte Blut schoß wieder p2b_393.027 hervor, und die Hand war stark um die Wunde angeschwollen. Er wusch sie p2b_393.028 sorgfältig und kühlte sie lange. Als er sie wieder vorzog, unterschied er deutlich p2b_393.029 die Spur von Laurellas Zähnen. Sie hatte recht, sagte er. Eine Bestie p2b_393.030 war ich und verdien' es nicht besser. Jch will ihr morgen das Tuch durch p2b_393.031 den Giuseppe zurückschicken. Denn mich soll sie nicht wiedersehen. - Und nun p2b_393.032 wusch er das Tuch sorgfältig und breitete es in der Sonne aus, nachdem er sich p2b_393.033 die Hand wieder verbunden hatte, so gut er's mit der Linken und den Zähnen p2b_393.034 konnte. Dann warf er sich auf sein Bett und schloß die Augen.
p2b_393.035 Der helle Mond weckte ihn aus einem halben Schlaf, zugleich der Schmerz p2b_393.036 in der Hand. Er sprang eben wieder auf, um die pochenden Schläge des p2b_393.037 Bluts in Wasser zu beruhigen, als er ein Geräusch an seiner Thür hörte. p2b_393.038 Wer ist das? rief er und öffnete. Laurella stand vor ihm.
p2b_393.039 Ohne viel zu fragen, trat sie ein. Sie warf das Tuch ab, das sie über p2b_393.040 den Kopf geschlungen hatte, und stellte ein Körbchen auf den Tisch. Dann p2b_393.041 schöpfte sie tief Atem.
p2b_393.042 Du kommst dein Tuch zu holen, sagte er; du hättest dir die Mühe sparen p2b_393.043 können, denn morgen in der Frühe hätte ich Giuseppe gebeten, es dir zu bringen.
p2b_393.044 Es ist nicht um das Tuch, erwiderte sie rasch. Jch bin auf dem Berg
p2b_393.001 mühsam, das Licht zu lenken, mit der rechten Hand die Akten zu sondern, sie p2b_393.002 anders zu packen und schnell einzusehen, und wieder, auf Augenblicke mindestens, p2b_393.003 die Pfeife festzuhalten, die immer dem umklammernden Munde zu entfallen p2b_393.004 drohte. „Wenn es heller Sommertag ist“, fing Schwieger bescheidenen Tones p2b_393.005 an, „indem die Sonne scheint, dazu auch der Schrank dem Fenster gegenüber p2b_393.006 steht, und man das Rauchen nicht lassen will, so könnte unmaßgeblich das p2b_393.007 Licht und die ganze Qual, die es macht, als überflüssig erscheinen.“
p2b_393.008 Freimund drehte sich mit einem verwunderten Gesichte herum, sah dem p2b_393.009 alten Freunde mit aufgerissenem Auge ins Antlitz, setzte das brennende Licht p2b_393.010 verdrießlich auf den Tisch und sagte halb lachend, halb zornig: „Dummer Mensch! p2b_393.011 Konntest du mir denn das nicht früher sagen?“
p2b_393.012 „Einem Salomo“, antwortete jener, „der alles so genau kalkulieren und p2b_393.013 im weisheitsvollen Leben sich durch nichts will stören lassen, sagen wollen, er p2b_393.014 brauche am hellen Tage keine Kerze, hieße sich doch zu viel herausnehmen.“ &c.
p2b_393.015 2. Aus L'Arrabbiata von Paul Heyse. (5. Aufl. S. 44.)
p2b_393.016 Es war keiner außer ihm (Antonio) in den zwei Kammern, durch die er p2b_393.017 nun hin und her ging. Zu den offenen Fensterchen, die nur mit hölzernen p2b_393.018 Läden verschlossen werden, strich die Luft etwas erfrischender herein, als über p2b_393.019 das ruhige Meer, und in der Einsamkeit war ihm wohl. Er stand auch lange p2b_393.020 vor dem kleinen Bilde der Mutter Gottes und sah die aus Silberpapier daraufgeklebte p2b_393.021 Sternenglorie andächtig an. Doch zu beten fiel ihm nicht ein. Um p2b_393.022 was hätte er bitten sollen, da er nichts mehr hoffte?
p2b_393.023 Und der Tag schien heute still zu stehn. Er sehnte sich nach der Dunkelheit, p2b_393.024 denn er war müde, und der Blutverlust hatte ihn auch mehr angegriffen, p2b_393.025 als er sich gestand. Er fühlte heftige Schmerzen an der Hand, setzte sich auf p2b_393.026 einen Schemel und löste den Verband. Das zurückgedrängte Blut schoß wieder p2b_393.027 hervor, und die Hand war stark um die Wunde angeschwollen. Er wusch sie p2b_393.028 sorgfältig und kühlte sie lange. Als er sie wieder vorzog, unterschied er deutlich p2b_393.029 die Spur von Laurellas Zähnen. Sie hatte recht, sagte er. Eine Bestie p2b_393.030 war ich und verdien' es nicht besser. Jch will ihr morgen das Tuch durch p2b_393.031 den Giuseppe zurückschicken. Denn mich soll sie nicht wiedersehen. ─ Und nun p2b_393.032 wusch er das Tuch sorgfältig und breitete es in der Sonne aus, nachdem er sich p2b_393.033 die Hand wieder verbunden hatte, so gut er's mit der Linken und den Zähnen p2b_393.034 konnte. Dann warf er sich auf sein Bett und schloß die Augen.
p2b_393.035 Der helle Mond weckte ihn aus einem halben Schlaf, zugleich der Schmerz p2b_393.036 in der Hand. Er sprang eben wieder auf, um die pochenden Schläge des p2b_393.037 Bluts in Wasser zu beruhigen, als er ein Geräusch an seiner Thür hörte. p2b_393.038 Wer ist das? rief er und öffnete. Laurella stand vor ihm.
p2b_393.039 Ohne viel zu fragen, trat sie ein. Sie warf das Tuch ab, das sie über p2b_393.040 den Kopf geschlungen hatte, und stellte ein Körbchen auf den Tisch. Dann p2b_393.041 schöpfte sie tief Atem.
p2b_393.042 Du kommst dein Tuch zu holen, sagte er; du hättest dir die Mühe sparen p2b_393.043 können, denn morgen in der Frühe hätte ich Giuseppe gebeten, es dir zu bringen.
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brauche am hellen Tage keine Kerze, hieße sich doch zu viel herausnehmen.“ &c.
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Es war keiner außer ihm (Antonio) in den zwei Kammern, durch die er p2b_393.017
nun hin und her ging. Zu den offenen Fensterchen, die nur mit hölzernen p2b_393.018
Läden verschlossen werden, strich die Luft etwas erfrischender herein, als über p2b_393.019
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Und der Tag schien heute still zu stehn. Er sehnte sich nach der Dunkelheit, p2b_393.024
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Der helle Mond weckte ihn aus einem halben Schlaf, zugleich der Schmerz p2b_393.036
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/415>, abgerufen am 23.11.2024.
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