Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_307.001 Probe aus Parzival, von Wolfram von Eschenbach. p2b_307.012 Parzival mit Weinen sprach: p2b_307.104 "Sagt mir wo der Gral hier liege. p2b_307.105 Ob Gottes Gnade an mir siege, p2b_307.106 Des werdet ihr wohl inne werden." p2b_307.107 Da warf er betend sich zur Erden p2b_307.108 Dreimal zur Dreifaltigkeit, p2b_307.109 Daß des traurgen Mannes Leid p2b_307.110 Jetzt ein Ende möcht empfahn. p2b_307.111 Der Held stand auf und sprach alsdann: p2b_307.112 "Oheim, was fehlet dir?" p2b_307.113 Der für St. Silvestern einen Stier p2b_307.114 Vom Tode lebend wandeln hieß, p2b_307.115 Der Lazarum erstehen ließ, p2b_307.116 Derselbe half, daß Anfortas p2b_307.117 Alsbald zu vollem Heil genas: p2b_307.118 Was der Franzose nennt Florie, p2b_307.119 Den Glanz er seiner Haut verlieh. p2b_307.120 Parzivals Schönheit war nun Wind, p2b_307.121 Und Absalons, Davidens Kind, p2b_307.122 So aller, die wie Vergulacht p2b_307.123 Die Schönheit erblich hergebracht, p2b_307.124 Auch Gachmuretens Schönheitspreis, p2b_307.125 Als er dort zu Kanvoleis p2b_307.126 Einzug hielt so wonniglich - p2b_307.127 All ihre Schönheit dieser wich, p2b_307.128 Die Anfortas aus Siechheit trug. p2b_307.129 Gott kann der Künste noch genug. p2b_307.130 [Ende Spaltensatz]
Da braucht' es weiter keine Wahl: p2b_307.131 Durch die Schrift an dem Gral p2b_307.132 War ihnen schon ein Herr benannt. p2b_307.133 Parzival ward anerkannt p2b_307.134 Als König und Gebieter dort. p2b_307.135 Man fände wohl an anderm Ort p2b_307.136 So leicht nicht zwei so reiche Männer p2b_307.137 (Von Reichtum bin ich zwar kein Kenner), p2b_307.138 Als Parzival und Feirefiß. p2b_307.139 Zu Dienst sich Männiglich befliß p2b_307.140 Dem Wirt und seinem Gast zumal. p2b_307.141 Jch weiß nicht der Rasten Zahl, p2b_307.142 Die Kondwiramur geritten kam p2b_307.143 Gen Monsalväsch wohl ohne Gram. p2b_307.144 Sie hatte alles schon vernommen: p2b_307.145 Jhr war die Botschaft gekommen, p2b_307.146 Ein Ende hätt' all ihre Not. p2b_307.147 Von dem Herzogen Kiot p2b_307.148 Und noch manchem werten Degen p2b_307.149 War sie auf waldgen Wegen p2b_307.001 Probe aus Parzival, von Wolfram von Eschenbach. p2b_307.012 Parzival mit Weinen sprach: p2b_307.104 „Sagt mir wo der Gral hier liege. p2b_307.105 Ob Gottes Gnade an mir siege, p2b_307.106 Des werdet ihr wohl inne werden.“ p2b_307.107 Da warf er betend sich zur Erden p2b_307.108 Dreimal zur Dreifaltigkeit, p2b_307.109 Daß des traurgen Mannes Leid p2b_307.110 Jetzt ein Ende möcht empfahn. p2b_307.111 Der Held stand auf und sprach alsdann: p2b_307.112 „Oheim, was fehlet dir?“ p2b_307.113 Der für St. Silvestern einen Stier p2b_307.114 Vom Tode lebend wandeln hieß, p2b_307.115 Der Lazarum erstehen ließ, p2b_307.116 Derselbe half, daß Anfortas p2b_307.117 Alsbald zu vollem Heil genas: p2b_307.118 Was der Franzose nennt Florie, p2b_307.119 Den Glanz er seiner Haut verlieh. p2b_307.120 Parzivals Schönheit war nun Wind, p2b_307.121 Und Absalons, Davidens Kind, p2b_307.122 So aller, die wie Vergulacht p2b_307.123 Die Schönheit erblich hergebracht, p2b_307.124 Auch Gachmuretens Schönheitspreis, p2b_307.125 Als er dort zu Kanvoleis p2b_307.126 Einzug hielt so wonniglich ─ p2b_307.127 All ihre Schönheit dieser wich, p2b_307.128 Die Anfortas aus Siechheit trug. p2b_307.129 Gott kann der Künste noch genug. p2b_307.130 [Ende Spaltensatz]
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er der Tafelrunde und irrt umher, bis er zum Einsiedler Trevrezent, seinem p2b_307.003
Onkel, gelangt, bei dem er Absolution erhält. Artus nimmt ihn in die Tafelrunde p2b_307.004
auf. Er kämpft mit seinem Bruder Feirefiß, erkennt ihn und kommt p2b_307.005
mit ihm zu Artus. Da verkündigt Kondrie, daß er zum König des Grals p2b_307.006
ernannt worden sei. Seine Gemahlin Kondwiramur vereint sich wieder mit p2b_307.007
ihm und er bestimmt seinen Sohn Loherangrin (Lohengrin) zum Nachfolger p2b_307.008
im Königtum des Gral. Der Gang des Epos ist: „Parzival im Naturzustande; p2b_307.009
sein Weltleben; Ahnung des Göttlichen; Zweifel und Kampf mit demselben; p2b_307.010
Demütigung, Läuterung, Sieg durch Gottvertrauen und ritterliches Leben.“
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Probe aus Parzival, von Wolfram von Eschenbach. p2b_307.012
Aus der XVI. Aventiure. p2b_307.013
Ausgabe von Karl Lachmann. p2b_307.014
(Berlin 1833. S. 375.) p2b_307.015
Alweinde Parzivâl dô sprach p2b_307.016
‘saget mir wâ der grâl hie lige. p2b_307.017
op diu gotes güete an mir gesige, p2b_307.018
des wirt wol innen disiu schar.' p2b_307.019
sin venje er viel des endes dar p2b_307.020
drîstunt zêrn der Trinitât: p2b_307.021
er warp daz müese werden rât p2b_307.022
des trûrgen mannes herzesêr. p2b_307.023
er riht sich ûf und sprach dô mêr p2b_307.024
‘oheim, waz wirret dier?' p2b_307.025
der durch sant Silvestern einen stier p2b_307.026
Von tôde lebendec dan hiez gên, p2b_307.027
unt der Lazarum bat ûf stên, p2b_307.028
der selbe half daz Anfortas p2b_307.029
wart gesunt unt wol genas. p2b_307.030
swaz der Franzoys heizt flôrî, p2b_307.031
der glast kom sinem velle bî. p2b_307.032
Parzivâls schoen was nu ein wint, p2b_307.033
und Absalôn Dâvides kint, p2b_307.034
von Ascalûn Vergulaht, p2b_307.035
und al den schoene was geslaht, p2b_307.036
unt des man Gahmurete jach p2b_307.037
dô mann în zogen sach p2b_307.038
ze Kanvoleiz sô wünneclich, p2b_307.039
ir decheins schoen was der gelîch, p2b_307.040
die Anfortas ûz siecheit truoc. p2b_307.041
got noch künste kan genuoc.
p2b_307.042
da ergienc dô dehein ander wal, p2b_307.043
wan die diu schrift ame grâl p2b_307.044
hete ze hêrren in benant: p2b_307.045
Parzivâl wart schiere bekant p2b_307.046
ze künige unt ze hêrren dâ. p2b_307.047
ich waene iemen anderswâ p2b_307.048
funde zwêne als riche man, p2b_307.049
ob ich rîcheit prüeven kan, p2b_307.050
als Parzivâl unt Feirefîz. p2b_307.051
man bôt vil dienstlîchen vlîz p2b_307.052
dem wirte unt sîme gaste. p2b_307.053
ine weiz wie mange raste p2b_307.054
Condwîr âmûrs dô was geriten p2b_307.055
gein Munsalvaesch mit freude siten. p2b_307.056
Si hete die wârheit ê vernomen: p2b_307.057
solch botschaft was nâh ir komen, p2b_307.058
daz wendec waere ir klagendiu nôt. p2b_307.059
der herzoge kyôt p2b_307.060
und anders manec werder man p2b_307.061
heten si gefüeret dan
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Übersetzt von Simrock. p2b_307.102
(Stuttgart 1876. S. 295.) p2b_307.103
Parzival mit Weinen sprach: p2b_307.104
„Sagt mir wo der Gral hier liege. p2b_307.105
Ob Gottes Gnade an mir siege, p2b_307.106
Des werdet ihr wohl inne werden.“ p2b_307.107
Da warf er betend sich zur Erden p2b_307.108
Dreimal zur Dreifaltigkeit, p2b_307.109
Daß des traurgen Mannes Leid p2b_307.110
Jetzt ein Ende möcht empfahn. p2b_307.111
Der Held stand auf und sprach alsdann: p2b_307.112
„Oheim, was fehlet dir?“ p2b_307.113
Der für St. Silvestern einen Stier p2b_307.114
Vom Tode lebend wandeln hieß, p2b_307.115
Der Lazarum erstehen ließ, p2b_307.116
Derselbe half, daß Anfortas p2b_307.117
Alsbald zu vollem Heil genas: p2b_307.118
Was der Franzose nennt Florie, p2b_307.119
Den Glanz er seiner Haut verlieh. p2b_307.120
Parzivals Schönheit war nun Wind, p2b_307.121
Und Absalons, Davidens Kind, p2b_307.122
So aller, die wie Vergulacht p2b_307.123
Die Schönheit erblich hergebracht, p2b_307.124
Auch Gachmuretens Schönheitspreis, p2b_307.125
Als er dort zu Kanvoleis p2b_307.126
Einzug hielt so wonniglich ─ p2b_307.127
All ihre Schönheit dieser wich, p2b_307.128
Die Anfortas aus Siechheit trug. p2b_307.129
Gott kann der Künste noch genug.
p2b_307.130
Da braucht' es weiter keine Wahl: p2b_307.131
Durch die Schrift an dem Gral p2b_307.132
War ihnen schon ein Herr benannt. p2b_307.133
Parzival ward anerkannt p2b_307.134
Als König und Gebieter dort. p2b_307.135
Man fände wohl an anderm Ort p2b_307.136
So leicht nicht zwei so reiche Männer p2b_307.137
(Von Reichtum bin ich zwar kein Kenner), p2b_307.138
Als Parzival und Feirefiß. p2b_307.139
Zu Dienst sich Männiglich befliß p2b_307.140
Dem Wirt und seinem Gast zumal. p2b_307.141
Jch weiß nicht der Rasten Zahl, p2b_307.142
Die Kondwiramur geritten kam p2b_307.143
Gen Monsalväsch wohl ohne Gram. p2b_307.144
Sie hatte alles schon vernommen: p2b_307.145
Jhr war die Botschaft gekommen, p2b_307.146
Ein Ende hätt' all ihre Not. p2b_307.147
Von dem Herzogen Kiot p2b_307.148
Und noch manchem werten Degen p2b_307.149
War sie auf waldgen Wegen
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/329>, abgerufen am 18.07.2024. |