Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_217.001 Was betrauerst du wohl? Was fürchtet die schöne Kassandra? p2b_217.002 Glaube mir, Jlion fällt nie durch Pelasgergewalt; p2b_217.003 Denn es verzehren die Feinde sich selbst in verderblicher Zwietracht, p2b_217.004 Mit dem atreischen Paar hadert noch grimmig Achill. p2b_217.005 Ewiger Klage geweiht durchlebst du den Tag im Palaste, p2b_217.006 Aber was fesselt dich dort ewiger Klage geweiht? p2b_217.007 Deine Geschwister vielleicht? sie fliehen dich, schöne Prophetin! p2b_217.008 Oder des Phöbus Altar, den du mit Schauder bedienst? p2b_217.009 Oder die Stadt, die, wie du verkündiget, bald in den Staub sinkt? p2b_217.010 Oder die heimische Flur, nun in der Feinde Gewalt? p2b_217.011 p2b_217.021Ziehe, Kassandra, mit mir zu den freundlichen Wohnungen Mygdons, p2b_217.012 Und mit bräutlichem Schmuck tausche das Priestergewand. p2b_217.013 Statt der verhaßten Befehle des Gott's und der Totenorakel, p2b_217.014 Labe mit traulichem Ton Kindergelispel dein Ohr. p2b_217.015 Das bedenke du wohl, und verjage den wolkigen Wahnsinn, p2b_217.016 Der dir des heiteren Geists lieblichen Äther umhüllt. p2b_217.017 Sieh mich an und dich selbst, sieh unsere glänzende Jugend, p2b_217.018 So vergessen wir leicht künftiger Tage Geschick; p2b_217.019 Aber wir ahnen es kaum, es bewahren die Götter ihr Vorrecht, p2b_217.020 Gönnen dem Sterblichen nicht ihren unsterblichen Teil. b. Aus: Clemens an seinen Sohn Theodorus, von Schiebeler. p2b_217.022 - - - - - - - - - - p2b_217.023
Als dich, ein weinend Kind, des Segensboten Hand p2b_217.024 Von Sünden rein gemacht, mit deinem Gott verband, p2b_217.025 Hub dich mein Arm empor. Jch sprach mit tausend Zähren: p2b_217.026 "Laß ihn, Allgütiger! laß ihn dich treu verehren, p2b_217.027 Den Sohn, den du mir gabst! Herr, meine ganze Brust p2b_217.028 Erfüllet dein Geschenk mit nie empfundner Lust. p2b_217.029 Doch sollt' er je die Würd', ein Christ zu sein, verkennen, p2b_217.030 Und nicht für deinen Ruhm sein Blut zu opfern brennen, p2b_217.031 O, so entreiß' ihn jetzt, Herr, jetzt entreiß' ihn mir, p2b_217.032 Und preisen will ich dich, und danken will ich dir." p2b_217.033 Du blühtest auf, es war, des zarten Geistes Kräfte p2b_217.034 Zu bilden, meine Lust, mein süßestes Geschäfte. p2b_217.035 Jch lehrte dich dein Heil und sah vergnügungsvoll p2b_217.036 Der Wahrheit Frucht an dir, die täglich dir erscholl. p2b_217.037 Wie oftmals hört' ich dich der Väter Mut in Leiden, p2b_217.038 Jm tausendfachen Tod, bewundern und beneiden! p2b_217.039 Und nun erzitterst du, da dir ein Engel schon p2b_217.040 Die Palm' entgegenhält, der Überwinder Lohn? p2b_217.041 Glühst du nur fern von Streit, von edlen Heldentrieben? p2b_217.042 Und ist dies Leben wert, daß wir so sehr es lieben? p2b_217.043 Von deinen Feinden lern', Kleinmüt'ger, deine Pflicht. p2b_217.044 Was litt nicht Regulus! Wie froh starb Cato nicht, p2b_217.045 Dem Vaterland zum Wohl, sich Nachruhm zu erwerben! p2b_217.046 Dir winkt ein schönrer Ruhm, und du, du bebst zu sterben? p2b_217.047 Für den, der dir zum Heil der Himmel Thron verließ p2b_217.048 Der Erde Bürger ward, die er entstehen hieß; p2b_217.049 Verspottet und verfolgt vom Frevler, der ihn haßte, p2b_217.050 Jn Martern ohne Zahl für dich am Kreuz erblaßte. p2b_217.051 Jch weiß es nur zu wohl, was deinem schwachen Geist p2b_217.052 Den Tod so furchtbar macht, zum Staub ihn niederreißt; p2b_217.001 Was betrauerst du wohl? Was fürchtet die schöne Kassandra? p2b_217.002 Glaube mir, Jlion fällt nie durch Pelasgergewalt; p2b_217.003 Denn es verzehren die Feinde sich selbst in verderblicher Zwietracht, p2b_217.004 Mit dem atreischen Paar hadert noch grimmig Achill. p2b_217.005 Ewiger Klage geweiht durchlebst du den Tag im Palaste, p2b_217.006 Aber was fesselt dich dort ewiger Klage geweiht? p2b_217.007 Deine Geschwister vielleicht? sie fliehen dich, schöne Prophetin! p2b_217.008 Oder des Phöbus Altar, den du mit Schauder bedienst? p2b_217.009 Oder die Stadt, die, wie du verkündiget, bald in den Staub sinkt? p2b_217.010 Oder die heimische Flur, nun in der Feinde Gewalt? p2b_217.011 p2b_217.021Ziehe, Kassandra, mit mir zu den freundlichen Wohnungen Mygdons, p2b_217.012 Und mit bräutlichem Schmuck tausche das Priestergewand. p2b_217.013 Statt der verhaßten Befehle des Gott's und der Totenorakel, p2b_217.014 Labe mit traulichem Ton Kindergelispel dein Ohr. p2b_217.015 Das bedenke du wohl, und verjage den wolkigen Wahnsinn, p2b_217.016 Der dir des heiteren Geists lieblichen Äther umhüllt. p2b_217.017 Sieh mich an und dich selbst, sieh unsere glänzende Jugend, p2b_217.018 So vergessen wir leicht künftiger Tage Geschick; p2b_217.019 Aber wir ahnen es kaum, es bewahren die Götter ihr Vorrecht, p2b_217.020 Gönnen dem Sterblichen nicht ihren unsterblichen Teil. β. Aus: Clemens an seinen Sohn Theodorus, von Schiebeler. p2b_217.022 ─ ─ ─ ─ ─ ─ ─ ─ ─ ─ p2b_217.023
Als dich, ein weinend Kind, des Segensboten Hand p2b_217.024 Von Sünden rein gemacht, mit deinem Gott verband, p2b_217.025 Hub dich mein Arm empor. Jch sprach mit tausend Zähren: p2b_217.026 „Laß ihn, Allgütiger! laß ihn dich treu verehren, p2b_217.027 Den Sohn, den du mir gabst! 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β. Aus: Clemens an seinen Sohn Theodorus, von Schiebeler.
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Und preisen will ich dich, und danken will ich dir.“ p2b_217.033
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Verspottet und verfolgt vom Frevler, der ihn haßte, p2b_217.050
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Den Tod so furchtbar macht, zum Staub ihn niederreißt;
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/239>, abgerufen am 23.07.2024. |