Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_133.001 Gott im Frühlinge, von Uz. p2b_133.004 Jn seinem schimmernden Gewand p2b_133.005 u. s. w. p2b_133.010Hast du den Frühling uns gesandt, p2b_133.006 Und Rosen um sein Haupt gewunden. p2b_133.007 Holdlächelnd kommt er schon! p2b_133.008 Es führen ihn die Stunden, p2b_133.009 O Gott, auf seinen Blumenthron Die Frühlingsfeier, von Klopstock. p2b_133.011 Nicht in den Ocean der Welten alle p2b_133.012 Will ich mich stürzen! schweben nicht, p2b_133.013 Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts, p2b_133.014 Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn! p2b_133.015 u. s. w.Nur um den Tropfen am Eimer, p2b_133.016 Um die Erde nur, will ich schweben und anbeten! p2b_133.017 Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am Eimer p2b_133.018 Rann aus der Hand des Allmächtigen auch! p2b_133.019 p2b_133.022 p2b_133.026 p2b_133.030 p2b_133.043 p2b_133.001 Gott im Frühlinge, von Uz. p2b_133.004 Jn seinem schimmernden Gewand p2b_133.005 u. s. w. p2b_133.010Hast du den Frühling uns gesandt, p2b_133.006 Und Rosen um sein Haupt gewunden. p2b_133.007 Holdlächelnd kommt er schon! p2b_133.008 Es führen ihn die Stunden, p2b_133.009 O Gott, auf seinen Blumenthron Die Frühlingsfeier, von Klopstock. p2b_133.011 Nicht in den Ocean der Welten alle p2b_133.012 Will ich mich stürzen! schweben nicht, p2b_133.013 Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts, p2b_133.014 Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn! p2b_133.015 u. s. w.Nur um den Tropfen am Eimer, p2b_133.016 Um die Erde nur, will ich schweben und anbeten! p2b_133.017 Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am Eimer p2b_133.018 Rann aus der Hand des Allmächtigen auch! p2b_133.019 p2b_133.022 p2b_133.026 p2b_133.030 p2b_133.043 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0155" n="133"/><lb n="p2b_133.001"/> zwischen dem Lied und den Formen der Begeisterung die erste Strophe <lb n="p2b_133.002"/> eines Frühlingslieds von Uz mit dem Anfang einer Hymne von Klopstock:</p> <lb n="p2b_133.003"/> <p><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Gott im Frühlinge, von Uz.</hi></hi><lb n="p2b_133.004"/><lg><l>Jn seinem schimmernden Gewand</l><lb n="p2b_133.005"/><l>Hast du den Frühling uns gesandt,</l><lb n="p2b_133.006"/><l>Und Rosen um sein Haupt gewunden.</l><lb n="p2b_133.007"/><l>Holdlächelnd kommt er schon!</l><lb n="p2b_133.008"/><l>Es führen ihn die Stunden,</l><lb n="p2b_133.009"/><l>O Gott, auf seinen Blumenthron</l></lg> u. s. w.</p> <lb n="p2b_133.010"/> <p><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Frühlingsfeier, von Klopstock.</hi></hi><lb n="p2b_133.011"/><lg><l> Nicht in den Ocean der Welten alle</l><lb n="p2b_133.012"/><l>Will ich mich stürzen! schweben nicht,</l><lb n="p2b_133.013"/><l>Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts,</l><lb n="p2b_133.014"/><l>Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn! </l></lg><lg><lb n="p2b_133.015"/><l> Nur um den Tropfen am Eimer,</l><lb n="p2b_133.016"/><l>Um die Erde nur, will ich schweben und anbeten!</l><lb n="p2b_133.017"/><l>Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am Eimer</l><lb n="p2b_133.018"/><l>Rann aus der Hand des Allmächtigen auch!</l></lg> u. s. w.</p> <p><lb n="p2b_133.019"/> Einfach und sinnig ist die anmutige Art, wie Uz im obigen Lied den <lb n="p2b_133.020"/> Frühling personifiziert. Der Dichter hält sich ─ etwa die letzte Zeile ausgenommen <lb n="p2b_133.021"/> ─ frei von Überschwenglichkeit des Gefühls.</p> <p><lb n="p2b_133.022"/> Dagegen ist Klopstock in seinem obigen Hymnus trunken von den Gefühlen <lb n="p2b_133.023"/> des Dankes und der schwärmerischen Bewunderung gegen den Schöpfer, der alle <lb n="p2b_133.024"/> Schönheiten hervorgerufen. Seiner Ekstase entspricht der Jdeengang und der <lb n="p2b_133.025"/> Rhythmus des ganzen Hymnus bei einfacher Sprache.</p> <p><lb n="p2b_133.026"/> Hier ist nichts von Gleichheit in der Versart zu bemerken, nichts von einem <lb n="p2b_133.027"/> feststehenden Ton- oder Silbenmaß. Es herrscht je nach dem Verhältnis der <lb n="p2b_133.028"/> Naturscenen die bunteste Abwechslung. Auch das Kunstmittel des Reims wird <lb n="p2b_133.029"/> als überflüssige Zier und als Hemmnis weggelassen.</p> <p><lb n="p2b_133.030"/> Der Dichter wollte ein Loblied singen; aber im Anschauen der Weisheit <lb n="p2b_133.031"/> und Größe Gottes sehen wir ihn von der Fülle und Menge seiner Gefühle überwältigt; <lb n="p2b_133.032"/> es wird ein Hymnus anstatt eines Liedes. Wie er sich im kühnen <lb n="p2b_133.033"/> Bild vom Ocean der Welten zum Tropfen am Eimer, zur Erde, herunterläßt <lb n="p2b_133.034"/> (denn wie der Tropfen zum Ocean, so verhält sich die Erde zum Weltall), so <lb n="p2b_133.035"/> erwähnt er im weiteren Verlauf vom Kleinen nur wieder das Kleinste, und <lb n="p2b_133.036"/> einige Frühlingswürmchen und sanft wehende Lüftchen reichen hin, seine Seele <lb n="p2b_133.037"/> in die Glut heißester Andacht zu tauchen. Wenn dann die Lüfte in Winde <lb n="p2b_133.038"/> sich wandeln und dunkle Wolken am Himmel daherrauschen und der brausende <lb n="p2b_133.039"/> Sturm den Wald neigen macht, da wird seine religiöse Begeisterung zur Vision. <lb n="p2b_133.040"/> Betend wirft er sich vor dem ihm sichtbar werdenden Gott nieder. Gott erscheint <lb n="p2b_133.041"/> ihm im fruchtbaren Regen, im Säuseln der Lüste, indem er den Friedensbogen <lb n="p2b_133.042"/> über die Erde ausbreitet u. s. w.</p> <p><lb n="p2b_133.043"/> Ähnliche Vergleichungen, wie das Lied Uzens mit Klopstocks Hymnus </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0155]
p2b_133.001
zwischen dem Lied und den Formen der Begeisterung die erste Strophe p2b_133.002
eines Frühlingslieds von Uz mit dem Anfang einer Hymne von Klopstock:
p2b_133.003
Gott im Frühlinge, von Uz. p2b_133.004
Jn seinem schimmernden Gewand p2b_133.005
Hast du den Frühling uns gesandt, p2b_133.006
Und Rosen um sein Haupt gewunden. p2b_133.007
Holdlächelnd kommt er schon! p2b_133.008
Es führen ihn die Stunden, p2b_133.009
O Gott, auf seinen Blumenthron
u. s. w.
p2b_133.010
Die Frühlingsfeier, von Klopstock. p2b_133.011
Nicht in den Ocean der Welten alle p2b_133.012
Will ich mich stürzen! schweben nicht, p2b_133.013
Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts, p2b_133.014
Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn!
p2b_133.015
Nur um den Tropfen am Eimer, p2b_133.016
Um die Erde nur, will ich schweben und anbeten! p2b_133.017
Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am Eimer p2b_133.018
Rann aus der Hand des Allmächtigen auch!
u. s. w.
p2b_133.019
Einfach und sinnig ist die anmutige Art, wie Uz im obigen Lied den p2b_133.020
Frühling personifiziert. Der Dichter hält sich ─ etwa die letzte Zeile ausgenommen p2b_133.021
─ frei von Überschwenglichkeit des Gefühls.
p2b_133.022
Dagegen ist Klopstock in seinem obigen Hymnus trunken von den Gefühlen p2b_133.023
des Dankes und der schwärmerischen Bewunderung gegen den Schöpfer, der alle p2b_133.024
Schönheiten hervorgerufen. Seiner Ekstase entspricht der Jdeengang und der p2b_133.025
Rhythmus des ganzen Hymnus bei einfacher Sprache.
p2b_133.026
Hier ist nichts von Gleichheit in der Versart zu bemerken, nichts von einem p2b_133.027
feststehenden Ton- oder Silbenmaß. Es herrscht je nach dem Verhältnis der p2b_133.028
Naturscenen die bunteste Abwechslung. Auch das Kunstmittel des Reims wird p2b_133.029
als überflüssige Zier und als Hemmnis weggelassen.
p2b_133.030
Der Dichter wollte ein Loblied singen; aber im Anschauen der Weisheit p2b_133.031
und Größe Gottes sehen wir ihn von der Fülle und Menge seiner Gefühle überwältigt; p2b_133.032
es wird ein Hymnus anstatt eines Liedes. Wie er sich im kühnen p2b_133.033
Bild vom Ocean der Welten zum Tropfen am Eimer, zur Erde, herunterläßt p2b_133.034
(denn wie der Tropfen zum Ocean, so verhält sich die Erde zum Weltall), so p2b_133.035
erwähnt er im weiteren Verlauf vom Kleinen nur wieder das Kleinste, und p2b_133.036
einige Frühlingswürmchen und sanft wehende Lüftchen reichen hin, seine Seele p2b_133.037
in die Glut heißester Andacht zu tauchen. Wenn dann die Lüfte in Winde p2b_133.038
sich wandeln und dunkle Wolken am Himmel daherrauschen und der brausende p2b_133.039
Sturm den Wald neigen macht, da wird seine religiöse Begeisterung zur Vision. p2b_133.040
Betend wirft er sich vor dem ihm sichtbar werdenden Gott nieder. Gott erscheint p2b_133.041
ihm im fruchtbaren Regen, im Säuseln der Lüste, indem er den Friedensbogen p2b_133.042
über die Erde ausbreitet u. s. w.
p2b_133.043
Ähnliche Vergleichungen, wie das Lied Uzens mit Klopstocks Hymnus
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |