Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_085.001 Frau Wirtin sprang entgegen: p2b_085.002 (Die Mordwirtin.)Frau Wirtin hat sie die Gewalt, p2b_085.003 Ein'n Reiter über Nacht uns zu behalten, p2b_085.004 Dazu und auch gastieren? h. Es flohen drei Sterne wohl über den Rhein, p2b_085.006 p2b_085.007Es hatt' eine Wittwe drei Töchterlein. (Zucht bringt Frucht.) p2b_085.008 i. Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus, Ade! p2b_085.009 p2b_085.010Fein's Liebchen schaute zum Fenster hinaus, Ade! (Drei Reiter am Thor.) p2b_085.011 k. Nun wollen wir aber heben an von dem Tannhäuser &c. p2b_085.012(Tannhäuser.) p2b_085.013 l. Nun wollen wir's aber heben an von einem Schreiber &c. p2b_085.014(Der Schreiber im Korb.) p2b_085.015 m. Aber so woll'n wir's heben an. p2b_085.016(Ein Thüringer Lied aus Spangenbergs Mansfeldscher Chronik. Vgl. hierzu p2b_085.017 Uhlands V.=L. S. 155. 538. 761.) p2b_085.018 p2b_085.022 "Wenn ich ein Vöglein wär, p2b_085.024 p2b_085.026Und auch zwei Flüglein hätt', p2b_085.025 Flög' ich zu dir. (Vgl. Herder, Stimmen der Völker &c.) p2b_085.027 tönt im thüringischen Volkslied wieder: p2b_085.028 Blau ist ein Blümelein, p2b_085.029 p2b_085.030Heißet Vergißnichtmein. (Vgl. Simrock 234.) p2b_085.031 indem dessen dritte Strophe beginnt: p2b_085.032 Wär' ich ein Vögelein, p2b_085.033 p2b_085.034Wollt' ich bald bei dir sein. Ein Wiederklang dieses Liedes ist das Volkslied: p2b_085.035 Wenn ich ein Waldvögelein wär', p2b_085.036 p2b_085.038Wollt' ich fliegen über Meer, p2b_085.037 Schönster Tausendschatz, zu dir &c. (Mitgeteilt von Meinert.) p2b_085.039 welches ähnlich schließt, wie das vorige beginnt, nämlich: p2b_085.040 Unten in dem Gärtelein p2b_085.041 p2b_085.043Wächst ein schönes Blümelein, p2b_085.042 Blümelein Vergißnichtmein &c. Das Wiegenlied: p2b_085.044 "Schlaf, Kindlein schlaf, p2b_085.045 p2b_085.046Dein Vater hüt't die Schaf." ist imitiert aus Des Knaben Wunderhorn (III. 36:) p2b_085.047 Spinn, Mägdlein spinn, p2b_085.048
So wachsen dir die Sinn u. s. w. p2b_085.001 Frau Wirtin sprang entgegen: p2b_085.002 (Die Mordwirtin.)Frau Wirtin hat sie die Gewalt, p2b_085.003 Ein'n Reiter über Nacht uns zu behalten, p2b_085.004 Dazu und auch gastieren? h. Es flohen drei Sterne wohl über den Rhein, p2b_085.006 p2b_085.007Es hatt' eine Wittwe drei Töchterlein. (Zucht bringt Frucht.) p2b_085.008 i. Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus, Ade! p2b_085.009 p2b_085.010Fein's Liebchen schaute zum Fenster hinaus, Ade! (Drei Reiter am Thor.) p2b_085.011 k. Nun wollen wir aber heben an von dem Tannhäuser &c. p2b_085.012(Tannhäuser.) p2b_085.013 l. Nun wollen wir's aber heben an von einem Schreiber &c. p2b_085.014(Der Schreiber im Korb.) p2b_085.015 m. Aber so woll'n wir's heben an. p2b_085.016(Ein Thüringer Lied aus Spangenbergs Mansfeldscher Chronik. Vgl. hierzu p2b_085.017 Uhlands V.=L. S. 155. 538. 761.) p2b_085.018 p2b_085.022 „Wenn ich ein Vöglein wär, p2b_085.024 p2b_085.026Und auch zwei Flüglein hätt', p2b_085.025 Flög' ich zu dir. (Vgl. Herder, Stimmen der Völker &c.) p2b_085.027 tönt im thüringischen Volkslied wieder: p2b_085.028 Blau ist ein Blümelein, p2b_085.029 p2b_085.030Heißet Vergißnichtmein. (Vgl. Simrock 234.) p2b_085.031 indem dessen dritte Strophe beginnt: p2b_085.032 Wär' ich ein Vögelein, p2b_085.033 p2b_085.034Wollt' ich bald bei dir sein. Ein Wiederklang dieses Liedes ist das Volkslied: p2b_085.035 Wenn ich ein Waldvögelein wär', p2b_085.036 p2b_085.038Wollt' ich fliegen über Meer, p2b_085.037 Schönster Tausendschatz, zu dir &c. (Mitgeteilt von Meinert.) p2b_085.039 welches ähnlich schließt, wie das vorige beginnt, nämlich: p2b_085.040 Unten in dem Gärtelein p2b_085.041 p2b_085.043Wächst ein schönes Blümelein, p2b_085.042 Blümelein Vergißnichtmein &c. Das Wiegenlied: p2b_085.044 „Schlaf, Kindlein schlaf, p2b_085.045 p2b_085.046Dein Vater hüt't die Schaf.“ ist imitiert aus Des Knaben Wunderhorn (III. 36:) p2b_085.047 Spinn, Mägdlein spinn, p2b_085.048
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(Die Mordwirtin.)
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i.
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(Tannhäuser.)
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Nun wollen wir's aber heben an von einem Schreiber &c.
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(Der Schreiber im Korb.)
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Aber so woll'n wir's heben an.
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(Ein Thüringer Lied aus Spangenbergs Mansfeldscher Chronik. Vgl. hierzu p2b_085.017
Uhlands V.=L. S. 155. 538. 761.)
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C. Umbildungen, Nachbildungen der Form, Veränderungen, p2b_085.019
Varianten, welche von späteren Sängern herrühren, p2b_085.020
von der Gebirgsgegend, oder der Ebene, in der das Volkslied p2b_085.021
gesungen wurde &c.
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Das Lied: p2b_085.023
„Wenn ich ein Vöglein wär, p2b_085.024
Und auch zwei Flüglein hätt', p2b_085.025
Flög' ich zu dir.
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(Vgl. Herder, Stimmen der Völker &c.) p2b_085.027
tönt im thüringischen Volkslied wieder: p2b_085.028
Blau ist ein Blümelein, p2b_085.029
Heißet Vergißnichtmein.
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(Vgl. Simrock 234.) p2b_085.031
indem dessen dritte Strophe beginnt: p2b_085.032
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Wollt' ich bald bei dir sein.
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Ein Wiederklang dieses Liedes ist das Volkslied: p2b_085.035
Wenn ich ein Waldvögelein wär', p2b_085.036
Wollt' ich fliegen über Meer, p2b_085.037
Schönster Tausendschatz, zu dir &c.
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(Mitgeteilt von Meinert.) p2b_085.039
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Das Wiegenlied: p2b_085.044
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Dein Vater hüt't die Schaf.“
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ist imitiert aus Des Knaben Wunderhorn (III. 36:) p2b_085.047
Spinn, Mägdlein spinn, p2b_085.048
So wachsen dir die Sinn u. s. w.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/107>, abgerufen am 17.07.2024. |