Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_689.001 p1b_689.004 p1b_689.005 Windet zum Kranze die goldenen Ähren, p1b_689.007 p1b_689.014Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein. p1b_689.008 Blumen allein p1b_689.009 Können nicht nähren; p1b_689.010 Aber wo Ähren die Nahrung gewähren, p1b_689.011 Freuet der süße, der blumige Schein. p1b_689.012 Windet zum Kranze die goldenen Ähren, p1b_689.013 Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein. (Rückerts Erntelied.) p1b_689.015 p1b_689.016 p1b_689.017 p1b_689.021 Jugend, Rausch und Liebe sind p1b_689.023 Gleich drei schönen Frühlingstagen, p1b_689.024 Statt um ihre Flucht zu klagen, p1b_689.025 Herz, genieße sie geschwind! p1b_689.026 Herz, genieße sie geschwind, p1b_689.027 Statt um ihre Flucht zu klagen! p1b_689.028 Gleich drei schönen Frühlingstagen p1b_689.029 Jugend, Rausch und Liebe sind. (Rückert.) p1b_689.030 p1b_689.031 p1b_689.035 p1b_689.036 Ost, oder West; p1b_689.038 p1b_689.045Nur nicht des Zweifels Schwanken, p1b_689.039 Tritt mutig in des Kampfgetümmels Schranken, p1b_689.040 Jm Sturm steh', wie ein Meerfels, fest. p1b_689.041 Mag eine Welt im bleichen Zorne grollen, p1b_689.042 Vollführen mußt du auch das kühnste Wollen; p1b_689.043 Ost, oder West, p1b_689.044 Schmach jedem Feigen, der sich selbst verläßt! (H. Simons "Ost, oder West".) p1b_689.001 p1b_689.004 p1b_689.005 Windet zum Kranze die goldenen Ähren, p1b_689.007 p1b_689.014Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein. p1b_689.008 Blumen allein p1b_689.009 Können nicht nähren; p1b_689.010 Aber wo Ähren die Nahrung gewähren, p1b_689.011 Freuet der süße, der blumige Schein. p1b_689.012 Windet zum Kranze die goldenen Ähren, p1b_689.013 Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein. (Rückerts Erntelied.) p1b_689.015 p1b_689.016 p1b_689.017 p1b_689.021 Jugend, Rausch und Liebe sind p1b_689.023 Gleich drei schönen Frühlingstagen, p1b_689.024 Statt um ihre Flucht zu klagen, p1b_689.025 Herz, genieße sie geschwind! p1b_689.026 Herz, genieße sie geschwind, p1b_689.027 Statt um ihre Flucht zu klagen! p1b_689.028 Gleich drei schönen Frühlingstagen p1b_689.029 Jugend, Rausch und Liebe sind. (Rückert.) p1b_689.030 p1b_689.031 p1b_689.035 p1b_689.036 Ost, oder West; p1b_689.038 p1b_689.045Nur nicht des Zweifels Schwanken, p1b_689.039 Tritt mutig in des Kampfgetümmels Schranken, p1b_689.040 Jm Sturm steh', wie ein Meerfels, fest. p1b_689.041 Mag eine Welt im bleichen Zorne grollen, p1b_689.042 Vollführen mußt du auch das kühnste Wollen; p1b_689.043 Ost, oder West, p1b_689.044 Schmach jedem Feigen, der sich selbst verläßt! (H. Simons „Ost, oder West“.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0723" n="689"/><lb n="p1b_689.001"/> Nachbildung mit dem Schema <hi rendition="#aq">a b b c d e d c</hi>. Jn diesem Schema dichtete <lb n="p1b_689.002"/> Walther von der Vogelweide mit Vorliebe. Einige Beispiele desselben finden <lb n="p1b_689.003"/> sich in Liliencrons Sammlung (Nr. 554 u. 448).</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_689.004"/> 25. <hi rendition="#aq">a b b a a b a b</hi>. (<hi rendition="#g">Rückerts Ernteliedstrophe</hi>.)</p> <p> <lb n="p1b_689.005"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_689.006"/> <lg> <l>Windet zum Kranze die goldenen Ähren,</l> <lb n="p1b_689.007"/> <l>Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein.</l> <lb n="p1b_689.008"/> <l>Blumen allein</l> <lb n="p1b_689.009"/> <l>Können nicht nähren;</l> <lb n="p1b_689.010"/> <l>Aber wo Ähren die Nahrung gewähren,</l> <lb n="p1b_689.011"/> <l>Freuet der süße, der blumige Schein.</l> <lb n="p1b_689.012"/> <l>Windet zum Kranze die goldenen Ähren,</l> <lb n="p1b_689.013"/> <l>Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein.</l> </lg> <lb n="p1b_689.014"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückerts Erntelied.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_689.015"/> Vgl. noch Rückerts Kindertotenl. S. 8.</p> <p><lb n="p1b_689.016"/> 26. <hi rendition="#aq">a b b a a b b a</hi>.</p> <p><lb n="p1b_689.017"/> Wie im Schema 10 der achtzeiligen Strophen, so hat Rückert auch im <lb n="p1b_689.018"/> vorstehenden Schema die spielende Wiederholung der vier ersten Zeilen jeder <lb n="p1b_689.019"/> Strophe in umgekehrter Folge ausgeführt. (Wir finden eine ähnliche Spielerei <lb n="p1b_689.020"/> schon bei Walther von der Vogelweide. Vgl. Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 227.)</p> <p> <lb n="p1b_689.021"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_689.022"/> <lg> <l>Jugend, Rausch und Liebe sind</l> <lb n="p1b_689.023"/> <l>Gleich drei schönen Frühlingstagen,</l> <lb n="p1b_689.024"/> <l>Statt um ihre Flucht zu klagen,</l> <lb n="p1b_689.025"/> <l>Herz, genieße sie geschwind!</l> <lb n="p1b_689.026"/> <l>Herz, genieße sie geschwind,</l> <lb n="p1b_689.027"/> <l>Statt um ihre Flucht zu klagen!</l> <lb n="p1b_689.028"/> <l>Gleich drei schönen Frühlingstagen</l> <lb n="p1b_689.029"/> <l>Jugend, Rausch und Liebe sind.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_689.030"/> 27. <hi rendition="#aq">a b b a c d d c</hi>.</p> <p><lb n="p1b_689.031"/> Diese von Walther von Metz gebrauchte Form (Hagens Minnes. <hi rendition="#aq">I</hi>. 310. <lb n="p1b_689.032"/> Nr. 9) ist in dem bekannten Lied „Warum sollt ich mich denn grämen“ von <lb n="p1b_689.033"/> Paul Gerhard angewandt. Ebenso gebaut sind die drei Strophen des Goetheschen <lb n="p1b_689.034"/> Gedichts: An Luna.</p> <p><lb n="p1b_689.035"/> 28. <hi rendition="#aq">a b b a c c a a</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_689.036"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_689.037"/> <lg> <l>Ost, oder West;</l> <lb n="p1b_689.038"/> <l>Nur nicht des Zweifels Schwanken,</l> <lb n="p1b_689.039"/> <l>Tritt mutig in des Kampfgetümmels Schranken,</l> <lb n="p1b_689.040"/> <l>Jm Sturm steh', wie ein Meerfels, fest.</l> <lb n="p1b_689.041"/> <l>Mag eine Welt im bleichen Zorne grollen,</l> <lb n="p1b_689.042"/> <l>Vollführen mußt du auch das kühnste Wollen;</l> <lb n="p1b_689.043"/> <l>Ost, oder West,</l> <lb n="p1b_689.044"/> <l>Schmach jedem Feigen, der sich selbst verläßt!</l> </lg> <lb n="p1b_689.045"/> <p> <hi rendition="#right">(H. Simons „Ost, oder West“.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [689/0723]
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Nachbildung mit dem Schema a b b c d e d c. Jn diesem Schema dichtete p1b_689.002
Walther von der Vogelweide mit Vorliebe. Einige Beispiele desselben finden p1b_689.003
sich in Liliencrons Sammlung (Nr. 554 u. 448).
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25. a b b a a b a b. (Rückerts Ernteliedstrophe.)
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Beispiel:
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Windet zum Kranze die goldenen Ähren, p1b_689.007
Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein. p1b_689.008
Blumen allein p1b_689.009
Können nicht nähren; p1b_689.010
Aber wo Ähren die Nahrung gewähren, p1b_689.011
Freuet der süße, der blumige Schein. p1b_689.012
Windet zum Kranze die goldenen Ähren, p1b_689.013
Flechtet auch Blumen, die blauen, hinein.
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(Rückerts Erntelied.)
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Vgl. noch Rückerts Kindertotenl. S. 8.
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26. a b b a a b b a.
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Wie im Schema 10 der achtzeiligen Strophen, so hat Rückert auch im p1b_689.018
vorstehenden Schema die spielende Wiederholung der vier ersten Zeilen jeder p1b_689.019
Strophe in umgekehrter Folge ausgeführt. (Wir finden eine ähnliche Spielerei p1b_689.020
schon bei Walther von der Vogelweide. Vgl. Hagens Minnes. I. 227.)
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Beispiel:
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Jugend, Rausch und Liebe sind p1b_689.023
Gleich drei schönen Frühlingstagen, p1b_689.024
Statt um ihre Flucht zu klagen, p1b_689.025
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Statt um ihre Flucht zu klagen! p1b_689.028
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Jugend, Rausch und Liebe sind.
(Rückert.)
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27. a b b a c d d c.
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Diese von Walther von Metz gebrauchte Form (Hagens Minnes. I. 310. p1b_689.032
Nr. 9) ist in dem bekannten Lied „Warum sollt ich mich denn grämen“ von p1b_689.033
Paul Gerhard angewandt. Ebenso gebaut sind die drei Strophen des Goetheschen p1b_689.034
Gedichts: An Luna.
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28. a b b a c c a a.
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Beispiel:
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Ost, oder West; p1b_689.038
Nur nicht des Zweifels Schwanken, p1b_689.039
Tritt mutig in des Kampfgetümmels Schranken, p1b_689.040
Jm Sturm steh', wie ein Meerfels, fest. p1b_689.041
Mag eine Welt im bleichen Zorne grollen, p1b_689.042
Vollführen mußt du auch das kühnste Wollen; p1b_689.043
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Schmach jedem Feigen, der sich selbst verläßt!
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