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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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IV. Die deutsch=nationalen Strophen der Gegenwart.
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§ 198. Erklärung und Einteilung.

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1. Neben den bisher aufgeführten Strophen, die in unserer poetischen p1b_633.004
Litteratur größere oder geringere Verwendung fanden, giebt es noch jene p1b_633.005
stattliche Anzahl deutsch=nationaler Strophenformen, die zum Teil p1b_633.006
aus früheren Perioden unserer Litteratur sich herschreiben, zum Teil p1b_633.007
aber der dichterischen Schöpfungskraft unseres Volkes in den letzten p1b_633.008
Jahrhunderten entsprossen sind. Neben ihrer Verschiedenartigkeit in p1b_633.009
Bezug auf Rhythmus und Zeilenlänge unterscheiden sie sich besonders p1b_633.010
durch ihre außerordentlich mannigfaltige Reimstellung und durch ihre p1b_633.011
Zeilenzahl.

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2. Zeilenzahl und Reimstellung bedingen ihre Gruppierung.

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3. Die historische Entwickelung der einzelnen Strophenformen p1b_633.014
darzustellen wäre eines Versuchs würdig.

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1. Welcher weitumfassenden Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit unsere p1b_633.016
Strophen fähig sind, dürfte sich schon aus dem Hinblick auf die Anzahl der p1b_633.017
zu ihrem Aufbau verwendbaren Metren ergeben. Jedes Metrum läßt aber p1b_633.018
wieder je nach der Taktanzahl der einzelnen Verse eine beliebige Anzahl von p1b_633.019
Strophenverschiedenheiten zu. Hierzu kommt die durch Reimstellung &c. sich p1b_633.020
ergebende Mannigfaltigkeit und die Verschiedenheit im Verhältnis der Zeilenlängen p1b_633.021
u. s. w.

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2. Wir teilen die deutsch=nationalen Strophen am besten in zwei=, p1b_633.023
drei=, vier= bis zwanzigzeilige
und vielzeilige Strophen ein.

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Die einzelnen Formen und Modifikationen dieser zwei= bis vielzeiligen p1b_633.025
Strophen behandeln wir bei deren Vorführung in den nachfolgenden Paragraphen.

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Die entlehnten Bezeichnungen Distichon, Tristichon, Tetrastichon &c. p1b_633.028
finden wir bei deutschen Strophen nicht angemessen.

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3. Jnteressant wäre der Nachweis, wie sich die einzelnen Strophenformen p1b_633.030
bis in die Neuzeit auseinander entfaltet haben: wie also z. B. die dreizeilige p1b_633.031
Strophe durch Hinzufügung eines einzeiligen Abgesangs aus dem p1b_633.032
Reimpaare sich bildete, wie die vierzeilige Strophe durch Brechung des p1b_633.033
Langzeilen-Reimpaars entstand, wie die fünfzeilige Strophe durch Anfügen p1b_633.034
eines einzeiligen Abgesangs aus der vierzeiligen Strophe sich entwickelte, wie p1b_633.035
ferner die fünfzeilige Strophe a a | b b | c - oder a b | a b | a - durch p1b_633.036
Hinzufügung des c oder b Reimes zur sechszeiligen Strophe hindrängte, wie p1b_633.037
die 4zeilige mit 3zeiligem Abgesang eine siebenzeilige, in ihrer Verdoppelung p1b_633.038
aber eine achtzeilige Strophe bildete u. s. w.

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Wir deuten das Nötige bei den nachstehend aufzuführenden Strophenformen p1b_633.040
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IV. Die deutsch=nationalen Strophen der Gegenwart.
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1. Neben den bisher aufgeführten Strophen, die in unserer poetischen p1b_633.004
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und vielzeilige Strophen ein.

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Die einzelnen Formen und Modifikationen dieser zwei= bis vielzeiligen p1b_633.025
Strophen behandeln wir bei deren Vorführung in den nachfolgenden Paragraphen.

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Die entlehnten Bezeichnungen Distichon, Tristichon, Tetrastichon &c. p1b_633.028
finden wir bei deutschen Strophen nicht angemessen.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/667>, abgerufen am 22.11.2024.