umb vroelich lebenp1b_613.002 dem meien:p1b_613.003 ir megede ir sult iuch zweien!
p1b_613.004
(v. d. Hagens Minnesinger II, 111.)
p1b_613.005 k. Der Hildebrandston.
p1b_613.006 Er ist ein ziemlich später Ton des 15. Jahrhunderts. Man p1b_613.007 versteht darunter die meist gebrochen geschriebene Nibelungenstrophe mit p1b_613.008 Einfügung eines klingenden Cäsurreimes und Verkürzung des letzten p1b_613.009 Halbverses um eine Hebung, so daß nun die in meist 8 Zeilen geschriebenen p1b_613.010 Verszeilen gleichviel Hebungen haben. Es wurde dieser p1b_613.011 Ton besonders bei Bearbeitung der ursprünglich in allitterierenden p1b_613.012 Zeilen gedichteten Hildebrandsage benützt, woher der Name sich erkärt.
p1b_613.013 Jn diesem Tone ist das alte Heldenbuch aus dem 15. Jahrh. geschrieben, p1b_613.014 welches die Heldensagen von Ortnit, Wolfdietrich, dem Rosengarten zu Worms &c. p1b_613.015 enthält, und dessen neue Ausgabe wir Ad. v. Keller (Stuttg. 1867) verdanken. p1b_613.016 Ebenso ist das von Ad. v. Keller (1879) herausgegebene "Nibelungenlied p1b_613.017 nach der Piaristenhandschrift" im Hildebrand-Ton geschrieben. Nachdem p1b_613.018 das Maß gefunden war, haben spätere Dichter in rein lyrischen Gedichten p1b_613.019 Zeilenlänge, stumpfe und klingende Reime beliebig geändert. Es entstanden so p1b_613.020 die verschiedenartigsten Töne (z. B. Rolands-Ton, Herzog Ernst-Ton, Berner= p1b_613.021 Ton, Benzenauer-Ton, der echte 8zeilige Pavier-Ton im Gegensatz zu dem p1b_613.022 S. 609 d. B. erwähnten &c.).
p1b_613.023 Probe aus dem deutschen Heldenbuch (S. 652):
p1b_613.024
Da zürnet ser der grossep1b_613.025 und gab im einen schlagp1b_613.026 das heime also plossep1b_613.027 vor im in dem garten lagp1b_613.028 hiltebrant der altep1b_613.029 rauffet da heime anp1b_613.030 wie bistu mit gewaltep1b_613.031 gefallen auf den plan.
p1b_613.032 (Jn dieser gebrochenen Form ist u. A. Der Schenk von Limburg von p1b_613.033 Uhland gedichtet. Beispiele bietet auch Rückert in Ges. Ausg. VII. 35, sowie p1b_613.034 in Kindertotenlieder S. 9 u. s. w.)
p1b_613.035 Probe aus dem Nibelungenlied nach der Piaristenhandschriftp1b_613.036 (S. 3):
p1b_613.037
Was man von wunder saget, | von sturmen und von streit,p1b_613.038 Und die da sein geschehen | bei kunig Etzels zeit,p1b_613.039 Der nam ein schone frawen, | als man noch hort sagn;p1b_613.040 Sich hub durch iren willen | gross jamer unde clagn.
p1b_613.041 (Dieser nicht gebrochenen Form entspricht unsere neue Nibelungenstrophe, p1b_613.042 vgl. § 107. 6. S. 317 und § 201. 3. S. 640 d. B.)
p1b_613.001
umb vroelich lebenp1b_613.002 dem meien:p1b_613.003 ir megede ir sult iuch zweien!
p1b_613.004
(v. d. Hagens Minnesinger II, 111.)
p1b_613.005 k. Der Hildebrandston.
p1b_613.006 Er ist ein ziemlich später Ton des 15. Jahrhunderts. Man p1b_613.007 versteht darunter die meist gebrochen geschriebene Nibelungenstrophe mit p1b_613.008 Einfügung eines klingenden Cäsurreimes und Verkürzung des letzten p1b_613.009 Halbverses um eine Hebung, so daß nun die in meist 8 Zeilen geschriebenen p1b_613.010 Verszeilen gleichviel Hebungen haben. Es wurde dieser p1b_613.011 Ton besonders bei Bearbeitung der ursprünglich in allitterierenden p1b_613.012 Zeilen gedichteten Hildebrandsage benützt, woher der Name sich erkärt.
p1b_613.013 Jn diesem Tone ist das alte Heldenbuch aus dem 15. Jahrh. geschrieben, p1b_613.014 welches die Heldensagen von Ortnit, Wolfdietrich, dem Rosengarten zu Worms &c. p1b_613.015 enthält, und dessen neue Ausgabe wir Ad. v. Keller (Stuttg. 1867) verdanken. p1b_613.016 Ebenso ist das von Ad. v. Keller (1879) herausgegebene „Nibelungenlied p1b_613.017 nach der Piaristenhandschrift“ im Hildebrand-Ton geschrieben. Nachdem p1b_613.018 das Maß gefunden war, haben spätere Dichter in rein lyrischen Gedichten p1b_613.019 Zeilenlänge, stumpfe und klingende Reime beliebig geändert. Es entstanden so p1b_613.020 die verschiedenartigsten Töne (z. B. Rolands-Ton, Herzog Ernst-Ton, Berner= p1b_613.021 Ton, Benzenauer-Ton, der echte 8zeilige Pavier-Ton im Gegensatz zu dem p1b_613.022 S. 609 d. B. erwähnten &c.).
p1b_613.023 Probe aus dem deutschen Heldenbuch (S. 652):
p1b_613.024
Da zürnet ser der grossep1b_613.025 und gab im einen schlagp1b_613.026 das heime also plossep1b_613.027 vor im in dem garten lagp1b_613.028 hiltebrant der altep1b_613.029 rûffet da heime anp1b_613.030 wie bistu mit gewaltep1b_613.031 gefallen auf den plan.
p1b_613.032 (Jn dieser gebrochenen Form ist u. A. Der Schenk von Limburg von p1b_613.033 Uhland gedichtet. Beispiele bietet auch Rückert in Ges. Ausg. VII. 35, sowie p1b_613.034 in Kindertotenlieder S. 9 u. s. w.)
p1b_613.035 Probe aus dem Nibelungenlied nach der Piaristenhandschriftp1b_613.036 (S. 3):
p1b_613.037
Was man von wunder saget, │ von sturmen und von streit,p1b_613.038 Und die da sein geschehen │ bei kunig Etzels zeit,p1b_613.039 Der nam ein schone frawen, │ als man noch hort sagn;p1b_613.040 Sich hub durch iren willen │ gross jamer unde clagn.
p1b_613.041 (Dieser nicht gebrochenen Form entspricht unsere neue Nibelungenstrophe, p1b_613.042 vgl. § 107. 6. S. 317 und § 201. 3. S. 640 d. B.)
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k. Der Hildebrandston.
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Er ist ein ziemlich später Ton des 15. Jahrhunderts. Man p1b_613.007
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Ebenso ist das von Ad. v. Keller (1879) herausgegebene „Nibelungenlied p1b_613.017
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S. 609 d. B. erwähnten &c.).
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(Jn dieser gebrochenen Form ist u. A. Der Schenk von Limburg von p1b_613.033
Uhland gedichtet. Beispiele bietet auch Rückert in Ges. Ausg. VII. 35, sowie p1b_613.034
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p1b_613.035
Probe aus dem Nibelungenlied nach der Piaristenhandschrift p1b_613.036
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p1b_613.037
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vgl. § 107. 6. S. 317 und § 201. 3. S. 640 d. B.)
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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