Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_583.001 D. Französisch=deutsche Strophen. p1b_583.002 § 182. Die Alexandrinerstrophen. p1b_583.003 p1b_583.006 p1b_583.007 p1b_583.010 p1b_583.011 p1b_583.012 p1b_583.014 O rühmet immerhin mir eure lauten Feste, p1b_583.016 Zu denen man geschmückt mit prächt'gen Rappen fährt, p1b_583.017 Wo stetes Lächeln kränzt die Stirnen aller Gäste, p1b_583.018 Als sei der Tod nicht mehr und jedes Leid verklärt; p1b_583.019 Wo Scherz und Lüsternheit sich in einander ranken, p1b_583.020 So wie der üppge Mohn dem Korn sich lodernd mischt; p1b_583.021 Wo alles blitzt und sprüht, Demanten und Gedanken, p1b_583.022 Als gälts ein Feuerwerk, das vor bezahlten Schranken p1b_583.023 Vielfarbig auf in's Dunkel zischt. (Emanuel Geibel.) p1b_583.024 p1b_583.025 p1b_583.035 a. Freiligraths erste Alexandrinerstrophe. p1b_583.037Spring an, mein Wüstenroß aus Alexandria! p1b_583.038
Mein Wildling! - Solch ein Tier bewältiget kein Schah, p1b_583.039 Kein Emir, und was sonst in jenen p1b_583.040 Östlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt; - p1b_583.041 Wo donnert durch den Sand ein solcher Huf? Wo fliegt p1b_583.042 Ein solcher Schweif? wo solche Mähnen? p1b_583.001 D. Französisch=deutsche Strophen. p1b_583.002 § 182. Die Alexandrinerstrophen. p1b_583.003 p1b_583.006 p1b_583.007 p1b_583.010 p1b_583.011 p1b_583.012 p1b_583.014 O rühmet immerhin mir eure lauten Feste, p1b_583.016 Zu denen man geschmückt mit prächt'gen Rappen fährt, p1b_583.017 Wo stetes Lächeln kränzt die Stirnen aller Gäste, p1b_583.018 Als sei der Tod nicht mehr und jedes Leid verklärt; p1b_583.019 Wo Scherz und Lüsternheit sich in einander ranken, p1b_583.020 So wie der üppge Mohn dem Korn sich lodernd mischt; p1b_583.021 Wo alles blitzt und sprüht, Demanten und Gedanken, p1b_583.022 Als gälts ein Feuerwerk, das vor bezahlten Schranken p1b_583.023 Vielfarbig auf in's Dunkel zischt. (Emanuel Geibel.) p1b_583.024 p1b_583.025 p1b_583.035 a. Freiligraths erste Alexandrinerstrophe. p1b_583.037Spring an, mein Wüstenroß aus Alexandria! p1b_583.038
Mein Wildling! ─ Solch ein Tier bewältiget kein Schah, p1b_583.039 Kein Emir, und was sonst in jenen p1b_583.040 Östlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt; ─ p1b_583.041 Wo donnert durch den Sand ein solcher Huf? Wo fliegt p1b_583.042 Ein solcher Schweif? wo solche Mähnen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0617" n="583"/> </div> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_583.001"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">D</hi>. <hi rendition="#g">Französisch=deutsche Strophen</hi>.</hi> </head> <div n="4"> <lb n="p1b_583.002"/> <head> <hi rendition="#c">§ 182. Die Alexandrinerstrophen.</hi> </head> <p><lb n="p1b_583.003"/> Sie entstehen durch Zusammensetzung von 2 oder mehr Alexandrinerversen, <lb n="p1b_583.004"/> oder durch Verbindung mehrerer Alexandrinerverse mit <lb n="p1b_583.005"/> andern Versen.</p> <div n="5"> <p><lb n="p1b_583.006"/><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Rückerts Alexandriner-Distichon</hi>.</p> <p><lb n="p1b_583.007"/> Rückert bildet in der Weisheit des Brahmanen Alexandrinerstrophen, <lb n="p1b_583.008"/> welche aus je zwei Alexandrinerversen bestehen: also Alexandriner=Distichen.</p> <lb n="p1b_583.009"/> <p><lb n="p1b_583.010"/><hi rendition="#g">Beispiele</hi> s. § 107. 6. S. 315 d. B.</p> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_583.011"/><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Geibels neunzeilige Alexandrinerstrophe</hi>.</p> <p><lb n="p1b_583.012"/> Sie besteht aus je 8 Alexandrinerversen und einem abschließenden <lb n="p1b_583.013"/> jambischen Viertakter.</p> <p> <lb n="p1b_583.014"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_583.015"/> <lg> <l>O rühmet immerhin mir eure lauten Feste,</l> <lb n="p1b_583.016"/> <l>Zu denen man geschmückt mit prächt'gen Rappen fährt,</l> <lb n="p1b_583.017"/> <l>Wo stetes Lächeln kränzt die Stirnen aller Gäste,</l> <lb n="p1b_583.018"/> <l>Als sei der Tod nicht mehr und jedes Leid verklärt;</l> <lb n="p1b_583.019"/> <l>Wo Scherz und Lüsternheit sich in einander ranken,</l> <lb n="p1b_583.020"/> <l>So wie der üppge Mohn dem Korn sich lodernd mischt;</l> <lb n="p1b_583.021"/> <l>Wo alles blitzt und sprüht, Demanten und Gedanken,</l> <lb n="p1b_583.022"/> <l>Als gälts ein Feuerwerk, das vor bezahlten Schranken</l> <lb n="p1b_583.023"/> <l>Vielfarbig auf in's Dunkel zischt.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Emanuel Geibel.)</hi> </p> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_583.024"/><hi rendition="#aq">c</hi>. <hi rendition="#g">Freiligraths sechszeilige Alexandrinerstrophen</hi>.</p> <p><lb n="p1b_583.025"/> Freiligrath verbindet 4 Alexandrinerverse mit 2 hyperkatalektischen <lb n="p1b_583.026"/> jambischen Viertaktern, so daß der 1., 2., 4. und 5. Vers Alexandrinerverse, <lb n="p1b_583.027"/> der 3. und 6. Vers jedoch jambische Viertakter sind. <lb n="p1b_583.028"/> (Es ist wahrscheinlich nur Versehen, daß Freiligrath diese von ihm selbst <lb n="p1b_583.029"/> aufgestellte Regel am Schluß der 4. Strophe des nachfolgenden Gedichtes <lb n="p1b_583.030"/> verletzt, da er sie doch auch im Gedichte „An das Meer“ aufrecht <lb n="p1b_583.031"/> erhält.) Eine andere Alexandrinerstrophe bildet Freiligrath durch <lb n="p1b_583.032"/> Verbindung von 5 Alexandrinerversen mit einem abschließenden jambischen <lb n="p1b_583.033"/> Viertakter. (Vgl. Beispiel <hi rendition="#aq">b</hi>, wo wir die 1. Strophe seines <lb n="p1b_583.034"/> 9strophigen „Scheik am Sinai“ bieten.)</p> <p> <lb n="p1b_583.035"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_583.036"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Freiligraths erste Alexandrinerstrophe.</hi></hi> </p> <lb n="p1b_583.037"/> <lg> <l>Spring an, mein Wüstenroß aus Alexandria!</l> <lb n="p1b_583.038"/> <l>Mein Wildling! ─ Solch ein Tier bewältiget kein Schah,</l> <lb n="p1b_583.039"/> <l>Kein Emir, und was sonst in jenen</l> <lb n="p1b_583.040"/> <l>Östlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt; ─</l> <lb n="p1b_583.041"/> <l>Wo donnert durch den Sand ein solcher Huf? Wo fliegt</l> <lb n="p1b_583.042"/> <l>Ein solcher Schweif? wo solche Mähnen?</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [583/0617]
p1b_583.001
D. Französisch=deutsche Strophen. p1b_583.002
§ 182. Die Alexandrinerstrophen. p1b_583.003
Sie entstehen durch Zusammensetzung von 2 oder mehr Alexandrinerversen, p1b_583.004
oder durch Verbindung mehrerer Alexandrinerverse mit p1b_583.005
andern Versen.
p1b_583.006
a. Rückerts Alexandriner-Distichon.
p1b_583.007
Rückert bildet in der Weisheit des Brahmanen Alexandrinerstrophen, p1b_583.008
welche aus je zwei Alexandrinerversen bestehen: also Alexandriner=Distichen.
p1b_583.009
p1b_583.010
Beispiele s. § 107. 6. S. 315 d. B.
p1b_583.011
b. Geibels neunzeilige Alexandrinerstrophe.
p1b_583.012
Sie besteht aus je 8 Alexandrinerversen und einem abschließenden p1b_583.013
jambischen Viertakter.
p1b_583.014
Beispiel:
p1b_583.015
O rühmet immerhin mir eure lauten Feste, p1b_583.016
Zu denen man geschmückt mit prächt'gen Rappen fährt, p1b_583.017
Wo stetes Lächeln kränzt die Stirnen aller Gäste, p1b_583.018
Als sei der Tod nicht mehr und jedes Leid verklärt; p1b_583.019
Wo Scherz und Lüsternheit sich in einander ranken, p1b_583.020
So wie der üppge Mohn dem Korn sich lodernd mischt; p1b_583.021
Wo alles blitzt und sprüht, Demanten und Gedanken, p1b_583.022
Als gälts ein Feuerwerk, das vor bezahlten Schranken p1b_583.023
Vielfarbig auf in's Dunkel zischt.
(Emanuel Geibel.)
p1b_583.024
c. Freiligraths sechszeilige Alexandrinerstrophen.
p1b_583.025
Freiligrath verbindet 4 Alexandrinerverse mit 2 hyperkatalektischen p1b_583.026
jambischen Viertaktern, so daß der 1., 2., 4. und 5. Vers Alexandrinerverse, p1b_583.027
der 3. und 6. Vers jedoch jambische Viertakter sind. p1b_583.028
(Es ist wahrscheinlich nur Versehen, daß Freiligrath diese von ihm selbst p1b_583.029
aufgestellte Regel am Schluß der 4. Strophe des nachfolgenden Gedichtes p1b_583.030
verletzt, da er sie doch auch im Gedichte „An das Meer“ aufrecht p1b_583.031
erhält.) Eine andere Alexandrinerstrophe bildet Freiligrath durch p1b_583.032
Verbindung von 5 Alexandrinerversen mit einem abschließenden jambischen p1b_583.033
Viertakter. (Vgl. Beispiel b, wo wir die 1. Strophe seines p1b_583.034
9strophigen „Scheik am Sinai“ bieten.)
p1b_583.035
Beispiele:
p1b_583.036
a. Freiligraths erste Alexandrinerstrophe.
p1b_583.037
Spring an, mein Wüstenroß aus Alexandria! p1b_583.038
Mein Wildling! ─ Solch ein Tier bewältiget kein Schah, p1b_583.039
Kein Emir, und was sonst in jenen p1b_583.040
Östlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt; ─ p1b_583.041
Wo donnert durch den Sand ein solcher Huf? Wo fliegt p1b_583.042
Ein solcher Schweif? wo solche Mähnen?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |