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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Einsam nähr' ich meine Wunde, p1b_581.002
Und mit stets erneuter Klage p1b_581.003
Traur' ich um's verlorne Glück! p1b_581.004
Ach, wer bringt die schönen Tage, p1b_581.005
Jene holde Zeit zurück!(Goethe.)
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c.

Die Freude flieht wohl über Thal und Hügel, p1b_581.007
Und nirgends bleibt der luftgen Sohle Spur! p1b_581.008
Die Freude flieht wohl über Thal und Hügel! p1b_581.009
Kein Locken hemmt die nimmer lassen Flügel, p1b_581.010
Kein Goldpalast und keine Rosenflur. p1b_581.011
Nur Mäßigkeit, nur Weisheit ist ihr Zügel. p1b_581.012
O merkt euch das, ihr Söhne der Natur! p1b_581.013
Die Freude flieht wohl über Thal und Hügel, p1b_581.014
Und nirgends bleibt der luftgen Sohle Spur!
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(Klamer Schmidt + 1826.)

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§ 181. Das Rondeau (Ringelgedicht, Rundgedicht).

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Das im Bau mit dem Triolet verwandte Rondeau ist wie jenes p1b_581.018
französischen Ursprungs und besteht aus 13 jambischen oder trochäischen p1b_581.019
Versen. Es zerfällt in zwei ungleiche Strophen-Teile, von denen p1b_581.020
der erste 8, der zweite 5 Verse enthält. Der erste und der zweite p1b_581.021
Teil endigt, wie die erste Zeile beginnt.

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Eine scheinbare Abweichung findet sich, wenn das Thema, das in der p1b_581.023
Regel nur die erste Halbzeile füllen soll, auf 2 Zeilen verteilt wird p1b_581.024
(vgl. das Beispiel b), oder wenn die zu wiederholenden Worte in der Wiederholung p1b_581.025
als isolierte Zeilen geschrieben werden. (Vgl. Beispiele c. und d.) Die p1b_581.026
Folge der Reime ist dem Belieben des Dichters anheimgestellt, sofern er nur p1b_581.027
8 männliche und 5 weibliche, oder umgekehrt 5 männliche und 8 weibliche. p1b_581.028
anwendet. Jn der Regel hat das Rondeau nur 3 Reime.

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Beispiele:

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Nähe Gottes.

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a.

Du bist mir nah, wenn Alles mir verschwindet; p1b_581.032
Du bist mein Trost und meiner Seele Licht! p1b_581.033
Ob Schwermut sich um meine Sinne windet, p1b_581.034
Und ob mein Herz vor Gram und Kummer bricht - p1b_581.035
Jch habe dich, mein Gott, und zage nicht! p1b_581.036
Seh ich gleich nicht dein strahlend Angesicht - p1b_581.037
Der Hain, die Flur, das Morgenrot verkündet p1b_581.038
Dein heilig Wehn, und jeder Odem spricht: Du bist mir nah! p1b_581.039
Ob auch mein Geist dein Wesen nicht ergründet, p1b_581.040
Das sich geheimnisvoll durch alle Wesen flicht, p1b_581.041
So jauchzt mein Herz, wenn Lust die Zunge bindet, p1b_581.042
Und es mit schaurig ahnendem Gewicht p1b_581.043
Den Lebensodem deines Hauchs empfindet: Du bist mir nah!
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(Köster.)

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Einsam nähr' ich meine Wunde, p1b_581.002
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Traur' ich um's verlorne Glück! p1b_581.004
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Die Freude flieht wohl über Thal und Hügel, p1b_581.007
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(Klamer Schmidt † 1826.)

p1b_581.016
§ 181. Das Rondeau (Ringelgedicht, Rundgedicht).

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Das im Bau mit dem Triolet verwandte Rondeau ist wie jenes p1b_581.018
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Beispiele:

p1b_581.030

Nähe Gottes.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/615>, abgerufen am 22.11.2024.