Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_506.001 Wer recht in Freuden wandern will, p1b_506.002 p1b_506.008Der geh' der Sonn' entgegen, p1b_506.003 Da ist der Wald so kirchenstill, p1b_506.004 Kein Lüftchen mag sich regen; p1b_506.005 Noch sind nicht die Lerchen wach, p1b_506.006 Nur im hohen Gras der Bach p1b_506.007 Singt leise den Morgensegen &c. (Geibel, Morgenwanderung.) p1b_506.009 Es tritt ein Wandersmann herfür p1b_506.014 An eines Dorfes Schenke, p1b_506.015 Er setzt sich vor des Hauses Thür p1b_506.016 Jm Schatten auf die Bänke. p1b_506.017 Legt sein Bünndel neben sich, p1b_506.018 Bittet den Wirt bescheidentlich, p1b_506.019 Mit einem Trunk ihn zu laben u. s. w. p1b_506.020 Ein feste Burg ist unser Gott, p1b_506.025 Ein gute Wehr und Waffen. p1b_506.026 Er hilft uns frei aus aller Not, p1b_506.027 Die uns jetzt hat betroffen. p1b_506.028 Der alt bose Feind p1b_506.029 Mit Ernst er's jetzt meint, p1b_506.030 Groß Macht und viel List p1b_506.031 Sein grausam Rüstung ist, p1b_506.032 Auf Erd' ist nicht sein's Gleichen. p1b_506.033 Des Kriegers Heldenthat, p1b_506.037
Des Bürgers Segensaat p1b_506.038 Finden ihr Lorbeerblatt p1b_506.039 An deinem Thron. p1b_506.001 Wer recht in Freuden wandern will, p1b_506.002 p1b_506.008Der geh' der Sonn' entgegen, p1b_506.003 Da ist der Wald so kirchenstill, p1b_506.004 Kein Lüftchen mag sich regen; p1b_506.005 Noch sind nicht die Lerchen wach, p1b_506.006 Nur im hohen Gras der Bach p1b_506.007 Singt leise den Morgensegen &c. (Geibel, Morgenwanderung.) p1b_506.009 Es tritt ein Wandersmann herfür p1b_506.014 An eines Dorfes Schenke, p1b_506.015 Er setzt sich vor des Hauses Thür p1b_506.016 J̆m Schātten auf die Bänke. p1b_506.017 Lēgt sĕin Bǖndĕl nēbĕn sīch, p1b_506.018 Bīttĕt dĕn Wīrt bĕscheīdĕntlīch, p1b_506.019 Mĭt ēinĕm Trūnk ĭhn zŭ lābĕn u. s. w. p1b_506.020 Ein feste Burg ist unser Gott, p1b_506.025 Ein gute Wehr und Waffen. p1b_506.026 Er hilft uns frei aus aller Not, p1b_506.027 Die uns jetzt hat betroffen. p1b_506.028 Dĕr ālt bȫsĕ Feīnd p1b_506.029 Mĭt Ērnst ēr's jetzt meīnt, p1b_506.030 Grŏß Mācht ūnd viel Līst p1b_506.031 Sein grausam Rüstung ist, p1b_506.032 Auf Erd' ist nicht sein's Gleichen. p1b_506.033 Des Kriegers Heldenthat, p1b_506.037
Des Bürgers Segensaat p1b_506.038 Fīndĕn ĭhr Lōrbĕerblātt p1b_506.039 Ăn deīnĕm Thrōn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0540" n="506"/> <lb n="p1b_506.001"/> <lg> <l>Wer recht in Freuden wandern will,</l> <lb n="p1b_506.002"/> <l>Der geh' der Sonn' entgegen,</l> <lb n="p1b_506.003"/> <l>Da ist der Wald so kirchenstill,</l> <lb n="p1b_506.004"/> <l>Kein Lüftchen mag sich regen;</l> <lb n="p1b_506.005"/> <l> Noch sind nicht die Lerchen wach,</l> <lb n="p1b_506.006"/> <l> Nur im hohen Gras der Bach</l> <lb n="p1b_506.007"/> <l>Singt leise den Morgensegen &c.</l> </lg> <lb n="p1b_506.008"/> <p> <hi rendition="#right">(Geibel, Morgenwanderung.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_506.009"/> Jnteressant ist, wie A. W. Schlegel in der „Warnung“ durch den <lb n="p1b_506.010"/> Rhythmuswechsel gefällige Strophen bildet. Er verdrängt den jambischen <lb n="p1b_506.011"/> Rhythmus der vier ersten Zeilen durch den trochäisch=daktylischen der fünften <lb n="p1b_506.012"/> und sechsten, um charakteristisch mit dem jambisch=anapästischen zu schließen:</p> <lb n="p1b_506.013"/> <lg> <l>Es tritt ein Wandersmann herfür</l> <lb n="p1b_506.014"/> <l>An eines Dorfes Schenke,</l> <lb n="p1b_506.015"/> <l>Er setzt sich vor des Hauses Thür</l> <lb n="p1b_506.016"/> <l>J̆m Schātten auf die Bänke.</l> <lb n="p1b_506.017"/> <l> <hi rendition="#g">Lēgt sĕin Bǖndĕl nēbĕn sīch,</hi> </l> <lb n="p1b_506.018"/> <l> <hi rendition="#g">Bīttĕt dĕn Wīrt bĕscheīdĕntlīch,</hi> </l> <lb n="p1b_506.019"/> <l><hi rendition="#g">Mĭt ēinĕm Trūnk ĭhn zŭ lābĕn</hi> u. s. w.</l> </lg> <p><lb n="p1b_506.020"/> Hier ist auch der Lutherischen Strophenbildung im bekannten Kirchengesang <lb n="p1b_506.021"/> „<hi rendition="#g">Ein feste Burg ist unser Gott</hi>“ zu gedenken, wo Luther den <lb n="p1b_506.022"/> dochmiusähnlichen Rhythmus (vgl. § 103, S. 302) neben Abwechselung in der <lb n="p1b_506.023"/> Zeilenlänge für ein strophisches Charakteristikum wirksam verwertet:</p> <lb n="p1b_506.024"/> <lg> <l>Ein feste Burg ist unser Gott,</l> <lb n="p1b_506.025"/> <l>Ein gute Wehr und Waffen.</l> <lb n="p1b_506.026"/> <l>Er hilft uns frei aus aller Not,</l> <lb n="p1b_506.027"/> <l>Die uns jetzt hat betroffen.</l> <lb n="p1b_506.028"/> <l>Dĕr ālt bȫsĕ Feīnd</l> <lb n="p1b_506.029"/> <l>Mĭt Ērnst ēr's jetzt meīnt,</l> <lb n="p1b_506.030"/> <l>Grŏß Mācht ūnd viel Līst</l> <lb n="p1b_506.031"/> <l>Sein grausam Rüstung ist,</l> <lb n="p1b_506.032"/> <l>Auf Erd' ist nicht sein's Gleichen.</l> </lg> <p><lb n="p1b_506.033"/> Charakteristisch wirkt in nachfolgender Strophe (mit ihrem auffälligen <lb n="p1b_506.034"/> unreinen Reim „blatt“) die in rhythmischer und melodischer Beziehung wohlthuende <lb n="p1b_506.035"/> Einschiebung einer daktylisch=trochäischen Verszeile:</p> <lb n="p1b_506.036"/> <lg> <l>Des Kriegers Heldenthat,</l> <lb n="p1b_506.037"/> <l>Des Bürgers Segensaat</l> <lb n="p1b_506.038"/> <l> <hi rendition="#g">Fīndĕn ĭhr Lōrbĕerblātt</hi> </l> <lb n="p1b_506.039"/> <l>Ăn deīnĕm Thrōn.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [506/0540]
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Wer recht in Freuden wandern will, p1b_506.002
Der geh' der Sonn' entgegen, p1b_506.003
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Nur im hohen Gras der Bach p1b_506.007
Singt leise den Morgensegen &c.
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(Geibel, Morgenwanderung.)
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Jnteressant ist, wie A. W. Schlegel in der „Warnung“ durch den p1b_506.010
Rhythmuswechsel gefällige Strophen bildet. Er verdrängt den jambischen p1b_506.011
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und sechsten, um charakteristisch mit dem jambisch=anapästischen zu schließen:
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Hier ist auch der Lutherischen Strophenbildung im bekannten Kirchengesang p1b_506.021
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dochmiusähnlichen Rhythmus (vgl. § 103, S. 302) neben Abwechselung in der p1b_506.023
Zeilenlänge für ein strophisches Charakteristikum wirksam verwertet:
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Charakteristisch wirkt in nachfolgender Strophe (mit ihrem auffälligen p1b_506.034
unreinen Reim „blatt“) die in rhythmischer und melodischer Beziehung wohlthuende p1b_506.035
Einschiebung einer daktylisch=trochäischen Verszeile:
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