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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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b - p. Unrein sind daher: Knabe - Knappe, rauben - Raupen, p1b_465.002
schreibest - kneipest, liebst - piepst. (Vgl. übrigens weiter unten bei a. p1b_465.003
S. 466 z. B. Abt - tappt.)

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b - f, b - w, b - v. Unrein sind daher: Raben - schlafen (vgl. p1b_465.005
Rückerts Barbarossa), Fabel - Tafel (Goethe, Fuchs und Kranich), beben - p1b_465.006
Löwen (Wieland), schöbe - Möve.

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d - t. Unrein sind: Freude - heu'te, Boden - drohten, öde - p1b_465.008
erhöhte, schaden - nahten. Wo der Klang nicht verschieden ist, muß der Reim p1b_465.009
d - t als rein gelten, z. B. scheiden - Zeiten, vergeuden - bedeuten, p1b_465.010
Handel - Mantel, Boden - angeboten. (Vgl. unten a.)

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g - ch, g - k, g - ck. Unrein sind z. B. Sieg - siech, Tag - p1b_465.012
Fach, Sarg - stark, Gesang - Dank, gemengt - denkt, singt - trinkt, p1b_465.013
Weg - Dreck, mag - Geschmack. Bei gleichem Klang ist der Reim g - ch p1b_465.014
rein z. B. Augen - brauchen, Berge - Lerche, zeigt - schleicht, Zweige p1b_465.015
- Reiche, zeugtest - leuchtest. (Vgl. unten a.)

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h als stummes Dehnungszeichen wird übersehen. Rein sind also z. B. p1b_465.017
Freie - Weihe, schreien - Reihen, befreien - verleihen, gut - ruht.

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m - n. Unreinen Reim ergiebt die Verwechslung dieser Konsonanten, p1b_465.019
z. B. ihm - fliehn, Scham - gethan, Odem - Boden.

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s - ß - ss. Über Reinheit oder Unreinheit des Reims bei s - ß - ss p1b_465.021
entscheidet die Aussprache. Unrein ist z. B. blasen - hassen, fraßen - Gassen, p1b_465.022
Glaser - Wasser, riesig - bissig. Rein dagegen: Eis - heiß, las - saß, p1b_465.023
weiß - leis, lasen - saßen, preisest - heißest, erwiesen - genießen. p1b_465.024
(Vgl. unten a.)

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z - ds. Unrein ist daher z. B. Mainz - Feinds.

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Grenze der Zulässigkeit unreiner Reime im Vokal und p1b_465.027
Konsonanten.

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Die deutschen Dichter des 13. Jahrhunderts befleißigten sich einer peinlichen p1b_465.029
Reinheit des Reims im Vokal und Konsonanten. Es kamen bei ihnen p1b_465.030
nachweislich Gedichte von 50000 Verszeilen ohne einen einzigen unreinen Reim p1b_465.031
vor. Von den Neueren ist Platens Reinheit der Reime zu rühmen. Dagegen p1b_465.032
sind unserem formgewaltigen Fr. Rückert ein paar tausend unreine Reime in p1b_465.033
seinen 200000 Versen nachzuweisen, obwohl gerade er im Streben nach Reinheit p1b_465.034
des Reims bis zur pedantischen Übereinstimmung der Schreibung des Reimechos p1b_465.035
ging. (So schreibt er beispielsweise: Odem - Bodem == Boden, Eisen - p1b_465.036
beisen, red' es - bedes == beides, sättigen - bestättigen, Spieß - bewieß, p1b_465.037
Spindel - Bindel, Rede - Fede, Schätze - Gesätze, Kerze - Merze, Schimpfe p1b_465.038
- Nimpfe, Tafeln - Stafeln == Staffeln, Samen - zusamen. Noch fehlerhafter p1b_465.039
sind seine Reime: Thoren - Zoren == Zorn, er schaltet - haltet == hält, p1b_465.040
u. s. w. Freilich ist er nicht immer der Autor dieser Schreibweisen. Bodem p1b_465.041
ist z. B. alte Form und noch im Dialekt lebendig; bestättigen ist eine verbreitete p1b_465.042
ältere Schreibung; zusamen ist ursprünglich im Mhd. so geschrieben worden &c.)

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b ─ p. Unrein sind daher: Knabe ─ Knappe, rauben ─ Raupen, p1b_465.002
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b ─ f, b ─ w, b ─ v. Unrein sind daher: Raben ─ schlafen (vgl. p1b_465.005
Rückerts Barbarossa), Fabel ─ Tafel (Goethe, Fuchs und Kranich), beben ─ p1b_465.006
Löwen (Wieland), schöbe ─ Möve.

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h als stummes Dehnungszeichen wird übersehen. Rein sind also z. B. p1b_465.017
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Konsonanten.

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Die deutschen Dichter des 13. Jahrhunderts befleißigten sich einer peinlichen p1b_465.029
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/499>, abgerufen am 23.11.2024.