Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_458.001 b. "Jst daran was schönes," (a) p1b_458.004 Sprach ein altes Weib, (b) p1b_458.005 "Was der Schenke singet? (c) p1b_458.006 Wundern muß es mich. (d) p1b_458.007 p1b_458.011Weh mir des Getönes, (a) p1b_458.008 Das mir durch den Leib (b) p1b_458.009 Und die Seele dringet, (c) p1b_458.010 Es ist widerlich u. s. w." (d) (Rückert nach Schenk Ulrich von Winterstetten.) p1b_458.012 p1b_458.013 p1b_458.017 Dich bedaur' ich, edler Markgraf, (x) p1b_458.019 Steinerner, auf deinem Rosse, (a) p1b_458.020 Haltend in des Garten Mitte (x) p1b_458.021 Gegenüber deinem Schlosse. (a)(Rückert.) p1b_458.022 p1b_458.025Blüte der Mandeln! p1b_458.023 Du fliegst dem Lenz voraus und streust im Winde p1b_458.024 Dich auf die Pfade, wo sein Fuß soll wandeln. (Rückert, Ritornelle.) p1b_458.026Die neue Form, die ich zuerst in deinen Garten pflanze, p1b_458.027 p1b_458.030O Deutschland, wird nicht übel stehn in deinem reichen Kranze. p1b_458.028 Nach meinem Vorgang mag sich nun mit Glück versuchen mancher p1b_458.029 So gut im persischen Ghasel, wie sonst in welscher Stanze. (Rückert.) p1b_458.031 § 140. Anwendungsfähigkeit des Reims. p1b_458.032 p1b_458.036 p1b_458.038 p1b_458.040 p1b_458.001 b. „Jst daran was schönes,“ (a) p1b_458.004 Sprach ein altes Weib, (b) p1b_458.005 „Was der Schenke singet? (c) p1b_458.006 Wundern muß es mich. (d) p1b_458.007 p1b_458.011Weh mir des Getönes, (a) p1b_458.008 Das mir durch den Leib (b) p1b_458.009 Und die Seele dringet, (c) p1b_458.010 Es ist widerlich u. s. w.“ (d) (Rückert nach Schenk Ulrich von Winterstetten.) p1b_458.012 p1b_458.013 p1b_458.017 Dich bedaur' ich, edler Markgraf, (x) p1b_458.019 Steinerner, auf deinem Rosse, (a) p1b_458.020 Haltend in des Garten Mitte (x) p1b_458.021 Gegenüber deinem Schlosse. (a)(Rückert.) p1b_458.022 p1b_458.025Blüte der Mandeln! p1b_458.023 Du fliegst dem Lenz voraus und streust im Winde p1b_458.024 Dich auf die Pfade, wo sein Fuß soll wandeln. (Rückert, Ritornelle.) p1b_458.026Die neue Form, die ich zuerst in deinen Garten pflanze, p1b_458.027 p1b_458.030O Deutschland, wird nicht übel stehn in deinem reichen Kranze. p1b_458.028 Nach meinem Vorgang mag sich nun mit Glück versuchen mancher p1b_458.029 So gut im persischen Ghasel, wie sonst in welscher Stanze. (Rückert.) p1b_458.031 § 140. 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Schema: <hi rendition="#aq">x a x a</hi> oder <hi rendition="#aq">a x a</hi> oder <hi rendition="#aq">a a x a</hi> oder <lb n="p1b_458.016"/> <hi rendition="#aq">a x a x</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_458.017"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_458.018"/> <lg> <l>Dich bedaur' ich, edler Markgraf, (<hi rendition="#aq">x</hi>)</l> <lb n="p1b_458.019"/> <l>Steinerner, auf deinem <hi rendition="#g">Rosse,</hi> (<hi rendition="#aq">a</hi>)</l> <lb n="p1b_458.020"/> <l>Haltend in des Garten Mitte (<hi rendition="#aq">x</hi>)</l> <lb n="p1b_458.021"/> <l>Gegenüber deinem <hi rendition="#g">Schlosse.</hi> (<hi rendition="#aq">a</hi>)<hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_458.022"/> <l>Blüte der Mandeln!</l> <lb n="p1b_458.023"/> <l>Du fliegst dem Lenz voraus und streust im Winde</l> <lb n="p1b_458.024"/> <l>Dich auf die Pfade, wo sein Fuß soll wandeln.</l> </lg> <lb n="p1b_458.025"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert, Ritornelle.)</hi> </p> <lb n="p1b_458.026"/> <lg> <l>Die neue Form, die ich zuerst in deinen Garten pflanze,</l> <lb n="p1b_458.027"/> <l>O Deutschland, wird nicht übel stehn in deinem reichen Kranze.</l> <lb n="p1b_458.028"/> <l>Nach meinem Vorgang mag sich nun mit Glück versuchen mancher</l> <lb n="p1b_458.029"/> <l>So gut im persischen Ghasel, wie sonst in welscher Stanze.</l> </lg> <lb n="p1b_458.030"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> </div> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_458.031"/> <head> <hi rendition="#c">§ 140. 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Er bietet den einzelnen Versen schmuckvolle Tonlichter und verleiht <lb n="p1b_458.043"/> ihnen dadurch ästhetische, metrische und mnemonische Bedeutung. Romanzen, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [458/0492]
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Für weitere Beispiele des Schema a b c a b c verweisen wir je auf die p1b_458.002
letzten sechs Zeilen einiger im § 165 beim Sonett gegebenen Beispiele.
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b.
„Jst daran was schönes,“ (a) p1b_458.004
Sprach ein altes Weib, (b) p1b_458.005
„Was der Schenke singet? (c) p1b_458.006
Wundern muß es mich. (d)
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Weh mir des Getönes, (a) p1b_458.008
Das mir durch den Leib (b) p1b_458.009
Und die Seele dringet, (c) p1b_458.010
Es ist widerlich u. s. w.“ (d)
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(Rückert nach Schenk Ulrich von Winterstetten.)
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6. Unterbrochene Reime.
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Sie entstehen, wenn eine nicht reimende Zeile von einer reimenden p1b_458.014
„unterbrochen“ wird oder umgekehrt, so daß nur die 2. und 4. oder p1b_458.015
die 1. und 3. &c. reimen. Schema: x a x a oder a x a oder a a x a oder p1b_458.016
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Beispiele:
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Dich bedaur' ich, edler Markgraf, (x) p1b_458.019
Steinerner, auf deinem Rosse, (a) p1b_458.020
Haltend in des Garten Mitte (x) p1b_458.021
Gegenüber deinem Schlosse. (a)(Rückert.)
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Blüte der Mandeln! p1b_458.023
Du fliegst dem Lenz voraus und streust im Winde p1b_458.024
Dich auf die Pfade, wo sein Fuß soll wandeln.
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(Rückert, Ritornelle.)
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Die neue Form, die ich zuerst in deinen Garten pflanze, p1b_458.027
O Deutschland, wird nicht übel stehn in deinem reichen Kranze. p1b_458.028
Nach meinem Vorgang mag sich nun mit Glück versuchen mancher p1b_458.029
So gut im persischen Ghasel, wie sonst in welscher Stanze.
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(Rückert.)
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§ 140. Anwendungsfähigkeit des Reims. p1b_458.032
1. Der deutsche Reim ist eine Zierde ruhiger Maße, weshalb er p1b_458.033
vorwiegend in unserer Lyrik und Epik zur Verwendung gelangt, wo p1b_458.034
das musikalische Element auf Kosten des begrifflichen in den Vordergrund p1b_458.035
tritt.
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2. Seine Anwendungsbefähigung ist eine unbegrenzte. Doch bleibt p1b_458.037
er im großen Drama, im Roman, in der Novelle &c. besser weg.
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3. Auch ist er nicht am Platze in jenen antiken Maßen, in welchen p1b_458.039
der Versrhythmus allzu vorwiegend das Ohr in Anspruch nimmt.
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1. Der Reim bedeutet durch den sich an ihn knüpfenden starken Accent p1b_458.041
eine Art sehendes Hören. Er verschafft unserer Poesie den gesteigerten Genuß p1b_458.042
der Klänge. Er bietet den einzelnen Versen schmuckvolle Tonlichter und verleiht p1b_458.043
ihnen dadurch ästhetische, metrische und mnemonische Bedeutung. Romanzen,
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