Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_450.001 Ob feindselige Winde p1b_450.004 Schreckhaft tosen, o gräme dich nicht! p1b_450.005 Denn hold werden im Lenze p1b_450.006 Lüftlein kosen, o gräme dich nicht! u. s. w. p1b_450.007 p1b_450.009 p1b_450.016 p1b_450.017 p1b_450.020 Nach Sevilla, nach Sevilla, p1b_450.023 Wo die hohen Prachtgebäude p1b_450.024 Jn den breiten Straßen stehen, p1b_450.025 Aus den Fenstern reiche Leute, p1b_450.026 Schöngeputzte Frauen sehen, p1b_450.027 Dahin sehnt mein Herz sich nicht. p1b_450.028 Nach Sevilla, nach Sevilla, p1b_450.029 Wo die letzten Häuser stehen, p1b_450.030 Sich die Nachbarn freundlich grüßen, p1b_450.031 Mädchen aus den Fenstern sehen, p1b_450.032 Jhre Blumen zu begießen, p1b_450.033 Ach, da sehnt mein Herz sich hin. p1b_450.034 Jn Sevilla, in Sevilla p1b_450.035 Weiß ich wohl ein reines Stübchen, p1b_450.036 Helle Küche, stille Kammer; p1b_450.037 Jn dem Hause wohnt mein Liebchen, p1b_450.038 Und am Pförtchen glänzt ein Hammer, p1b_450.039 Poch' ich, macht die Jungfrau auf. p1b_450.040
Nach Sevilla, nach Sevilla! (Zusatzstrophe.) p1b_450.041 Hin zu ihr, der Heißgeliebten! p1b_450.042 Hin muß ich zu ihren Füßen, p1b_450.043 Sie zu sehen, sie zu sprechen, p1b_450.044 Sie zu herzen, sie zu küssen, p1b_450.045 Dahin sehnt mein Herz sich sehr. p1b_450.001 Ob feindselige Winde p1b_450.004 Schreckhaft tosen, o gräme dich nicht! p1b_450.005 Denn hold werden im Lenze p1b_450.006 Lüftlein kosen, o gräme dich nicht! u. s. w. p1b_450.007 p1b_450.009 p1b_450.016 p1b_450.017 p1b_450.020 Nach Sevilla, nach Sevilla, p1b_450.023 Wo die hohen Prachtgebäude p1b_450.024 Jn den breiten Straßen stehen, p1b_450.025 Aus den Fenstern reiche Leute, p1b_450.026 Schöngeputzte Frauen sehen, p1b_450.027 Dahin sehnt mein Herz sich nicht. p1b_450.028 Nach Sevilla, nach Sevilla, p1b_450.029 Wo die letzten Häuser stehen, p1b_450.030 Sich die Nachbarn freundlich grüßen, p1b_450.031 Mädchen aus den Fenstern sehen, p1b_450.032 Jhre Blumen zu begießen, p1b_450.033 Ach, da sehnt mein Herz sich hin. p1b_450.034 Jn Sevilla, in Sevilla p1b_450.035 Weiß ich wohl ein reines Stübchen, p1b_450.036 Helle Küche, stille Kammer; p1b_450.037 Jn dem Hause wohnt mein Liebchen, p1b_450.038 Und am Pförtchen glänzt ein Hammer, p1b_450.039 Poch' ich, macht die Jungfrau auf. p1b_450.040
Nach Sevilla, nach Sevilla! (Zusatzstrophe.) p1b_450.041 Hin zu ihr, der Heißgeliebten! p1b_450.042 Hin muß ich zu ihren Füßen, p1b_450.043 Sie zu sehen, sie zu sprechen, p1b_450.044 Sie zu herzen, sie zu küssen, p1b_450.045 Dahin sehnt mein Herz sich sehr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0484" n="450"/> <p><lb n="p1b_450.001"/> Daumer hat in einer Nachbildung (Hafis S. 38) die Zeilen nicht so <lb n="p1b_450.002"/> oft gebrochen:</p> <lb n="p1b_450.003"/> <lg> <l>Ob feindselige Winde</l> <lb n="p1b_450.004"/> <l> Schreckhaft tosen, o <hi rendition="#g">gräme dich nicht!</hi></l> <lb n="p1b_450.005"/> <l>Denn hold werden im Lenze</l> <lb n="p1b_450.006"/> <l> Lüftlein kosen, o <hi rendition="#g">gräme dich nicht!</hi> u. s. w.</l> </lg> <p><lb n="p1b_450.007"/> Gedrittelte Zeilen mit Refrain finden sich noch bei Rückert in den Östlichen <lb n="p1b_450.008"/> Rosen (Ausg. 1822) S. 230, 234, 250, 278, 313, 315, 317, 320.</p> <p><lb n="p1b_450.009"/> Diese <hi rendition="#g">Ghaselen=</hi>Refrains, die durch Rückert eingeführt wurden, haben <lb n="p1b_450.010"/> durch ihre rasche Wiederholung und enge Verbindung etwas Überwältigendes. <lb n="p1b_450.011"/> Sie konzentrieren das ganze dichterische Empfinden um den einzigen Punkt <lb n="p1b_450.012"/> des Refrains, der meist feststehend, zuweilen aber auch flüssig erscheint. So <lb n="p1b_450.013"/> zeigt auch Rückert in der Behandlung des Refrains, wie seine Poesie in der <lb n="p1b_450.014"/> formellen Technik hochbedeutend ist und allen <hi rendition="#g">Freimunden</hi> der Zukunft als <lb n="p1b_450.015"/> Muster dienen kann.</p> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_450.016"/><hi rendition="#aq">h</hi>. <hi rendition="#g">Auswahl aus den Kehrreimen anderer Dichter.</hi></p> <p><lb n="p1b_450.017"/> Zum Schluß bieten wir noch einige der bekanntesten Refrains anderer <lb n="p1b_450.018"/> Dichter, um den Lernenden über die möglichen Formen desselben einen erschöpfenden <lb n="p1b_450.019"/> Überblick zu gewähren.</p> <p><lb n="p1b_450.020"/><hi rendition="#g">Clemens Brentano</hi> giebt in seinem bekannten Lied aus Ponce de <lb n="p1b_450.021"/> Leon einen freundlichen, in der 3. Strophe flüssigen Anfangskehrreim:</p> <lb n="p1b_450.022"/> <lg> <l> <hi rendition="#g">Nach Sevilla, nach Sevilla,</hi> </l> <lb n="p1b_450.023"/> <l>Wo die hohen Prachtgebäude</l> <lb n="p1b_450.024"/> <l>Jn den breiten Straßen stehen,</l> <lb n="p1b_450.025"/> <l>Aus den Fenstern reiche Leute,</l> <lb n="p1b_450.026"/> <l>Schöngeputzte Frauen sehen,</l> <lb n="p1b_450.027"/> <l>Dahin sehnt mein Herz sich nicht. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_450.028"/> <l> <hi rendition="#g">Nach Sevilla, nach Sevilla,</hi> </l> <lb n="p1b_450.029"/> <l>Wo die letzten Häuser stehen,</l> <lb n="p1b_450.030"/> <l>Sich die Nachbarn freundlich grüßen,</l> <lb n="p1b_450.031"/> <l>Mädchen aus den Fenstern sehen,</l> <lb n="p1b_450.032"/> <l>Jhre Blumen zu begießen,</l> <lb n="p1b_450.033"/> <l>Ach, da sehnt mein Herz sich hin. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_450.034"/> <l> <hi rendition="#g">Jn Sevilla, in Sevilla</hi> </l> <lb n="p1b_450.035"/> <l>Weiß ich wohl ein reines Stübchen,</l> <lb n="p1b_450.036"/> <l>Helle Küche, stille Kammer;</l> <lb n="p1b_450.037"/> <l>Jn dem Hause wohnt mein Liebchen,</l> <lb n="p1b_450.038"/> <l>Und am Pförtchen glänzt ein Hammer,</l> <lb n="p1b_450.039"/> <l>Poch' ich, macht die Jungfrau auf. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_450.040"/> <l><hi rendition="#g">Nach Sevilla, nach Sevilla!</hi> (Zusatzstrophe.)</l> <lb n="p1b_450.041"/> <l>Hin zu ihr, der Heißgeliebten!</l> <lb n="p1b_450.042"/> <l>Hin muß ich zu ihren Füßen,</l> <lb n="p1b_450.043"/> <l>Sie zu sehen, sie zu sprechen,</l> <lb n="p1b_450.044"/> <l>Sie zu herzen, sie zu küssen,</l> <lb n="p1b_450.045"/> <l>Dahin sehnt mein Herz sich sehr.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [450/0484]
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Daumer hat in einer Nachbildung (Hafis S. 38) die Zeilen nicht so p1b_450.002
oft gebrochen:
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Ob feindselige Winde p1b_450.004
Schreckhaft tosen, o gräme dich nicht! p1b_450.005
Denn hold werden im Lenze p1b_450.006
Lüftlein kosen, o gräme dich nicht! u. s. w.
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Gedrittelte Zeilen mit Refrain finden sich noch bei Rückert in den Östlichen p1b_450.008
Rosen (Ausg. 1822) S. 230, 234, 250, 278, 313, 315, 317, 320.
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Diese Ghaselen=Refrains, die durch Rückert eingeführt wurden, haben p1b_450.010
durch ihre rasche Wiederholung und enge Verbindung etwas Überwältigendes. p1b_450.011
Sie konzentrieren das ganze dichterische Empfinden um den einzigen Punkt p1b_450.012
des Refrains, der meist feststehend, zuweilen aber auch flüssig erscheint. So p1b_450.013
zeigt auch Rückert in der Behandlung des Refrains, wie seine Poesie in der p1b_450.014
formellen Technik hochbedeutend ist und allen Freimunden der Zukunft als p1b_450.015
Muster dienen kann.
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h. Auswahl aus den Kehrreimen anderer Dichter.
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Zum Schluß bieten wir noch einige der bekanntesten Refrains anderer p1b_450.018
Dichter, um den Lernenden über die möglichen Formen desselben einen erschöpfenden p1b_450.019
Überblick zu gewähren.
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Clemens Brentano giebt in seinem bekannten Lied aus Ponce de p1b_450.021
Leon einen freundlichen, in der 3. Strophe flüssigen Anfangskehrreim:
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Nach Sevilla, nach Sevilla, p1b_450.023
Wo die hohen Prachtgebäude p1b_450.024
Jn den breiten Straßen stehen, p1b_450.025
Aus den Fenstern reiche Leute, p1b_450.026
Schöngeputzte Frauen sehen, p1b_450.027
Dahin sehnt mein Herz sich nicht.
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Nach Sevilla, nach Sevilla, p1b_450.029
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Mädchen aus den Fenstern sehen, p1b_450.032
Jhre Blumen zu begießen, p1b_450.033
Ach, da sehnt mein Herz sich hin.
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Jn Sevilla, in Sevilla p1b_450.035
Weiß ich wohl ein reines Stübchen, p1b_450.036
Helle Küche, stille Kammer; p1b_450.037
Jn dem Hause wohnt mein Liebchen, p1b_450.038
Und am Pförtchen glänzt ein Hammer, p1b_450.039
Poch' ich, macht die Jungfrau auf.
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Nach Sevilla, nach Sevilla! (Zusatzstrophe.) p1b_450.041
Hin zu ihr, der Heißgeliebten! p1b_450.042
Hin muß ich zu ihren Füßen, p1b_450.043
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Sie zu herzen, sie zu küssen, p1b_450.045
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