Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_445.001 Und auf Blum' und Zweig euch wiegen, p1b_445.002 Kann ich nicht am Boden kriechen. p1b_445.003 Vögelein, p1b_445.004 Zart und klein, p1b_445.005 Willst mir deine Flüglein leih'n? p1b_445.006 Vögelein, p1b_445.007 Zart und klein, p1b_445.008 Wird mir stets zu Diensten sein, p1b_445.009 Wird aus seinen luft'gen Sphären p1b_445.010 Alles freundlich mir gewähren, - p1b_445.011 Aber Eins muß ich entbehren: p1b_445.012 Vögelein, p1b_445.013 Zart und klein, p1b_445.014 Willst mir deinen Frohsinn leih'n? p1b_445.015 p1b_445.016 Die Gedanken sind frei, p1b_445.018 Wer kann sie erraten? p1b_445.019 Sie fliehen vorbei, p1b_445.020 Wie nächtliche Schatten, p1b_445.021 Kein Mensch kann sie wissen, p1b_445.022 Der Jäger nit schießen; p1b_445.023 Es bleibet dabei: p1b_445.024 Die Gedanken sind frei. p1b_445.025 p1b_445.028 p1b_445.034 p1b_445.035 Siebel. Auf! Holla! Ho! p1b_445.038Frosch. So recht! hinaus mit dem, der etwas übel nimmt! p1b_445.039 p1b_445.040A! tara lara da! Altmeyer. A tara lara da! u. s. w. p1b_445.041 p1b_445.043 p1b_445.001 Und auf Blum' und Zweig euch wiegen, p1b_445.002 Kann ich nicht am Boden kriechen. p1b_445.003 Vögelein, p1b_445.004 Zart und klein, p1b_445.005 Willst mir deine Flüglein leih'n? p1b_445.006 Vögelein, p1b_445.007 Zart und klein, p1b_445.008 Wird mir stets zu Diensten sein, p1b_445.009 Wird aus seinen luft'gen Sphären p1b_445.010 Alles freundlich mir gewähren, ─ p1b_445.011 Aber Eins muß ich entbehren: p1b_445.012 Vögelein, p1b_445.013 Zart und klein, p1b_445.014 Willst mir deinen Frohsinn leih'n? p1b_445.015 p1b_445.016 Die Gedanken sind frei, p1b_445.018 Wer kann sie erraten? p1b_445.019 Sie fliehen vorbei, p1b_445.020 Wie nächtliche Schatten, p1b_445.021 Kein Mensch kann sie wissen, p1b_445.022 Der Jäger nit schießen; p1b_445.023 Es bleibet dabei: p1b_445.024 Die Gedanken sind frei. p1b_445.025 p1b_445.028 p1b_445.034 p1b_445.035 Siebel. Auf! Holla! Ho! p1b_445.038Frosch. So recht! hinaus mit dem, der etwas übel nimmt! p1b_445.039 p1b_445.040A! tara lara da! Altmeyer. 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Holla! Ho!</l> </lg> <lb n="p1b_445.038"/> <p rendition="#left"> <hi rendition="#g">Frosch.</hi> </p> <lg> <l>So recht! hinaus mit dem, der etwas übel nimmt!</l> <lb n="p1b_445.039"/> <l>A! tara lara da!</l> </lg> <lb n="p1b_445.040"/> <p rendition="#left"> <hi rendition="#g">Altmeyer.</hi> </p> <lg> <l>A tara lara da! u. s. w.</l> </lg> <p><lb n="p1b_445.041"/> (Ähnlich Rückert im Napoleon S. 40, wo das Sassá! Sasasá sasasássa <lb n="p1b_445.042"/> immer wieder in der Folge auftritt.)</p> <p><lb n="p1b_445.043"/> Als Probe wie Goethe den festen Refrain des Volksliedes nachbildete, <lb n="p1b_445.044"/> erinnere ich an das sehnsuchtsvolle Mignonlied, wo der Refrain:</p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [445/0479]
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Und auf Blum' und Zweig euch wiegen, p1b_445.002
Kann ich nicht am Boden kriechen. p1b_445.003
Vögelein, p1b_445.004
Zart und klein, p1b_445.005
Willst mir deine Flüglein leih'n?
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Vögelein, p1b_445.007
Zart und klein, p1b_445.008
Wird mir stets zu Diensten sein, p1b_445.009
Wird aus seinen luft'gen Sphären p1b_445.010
Alles freundlich mir gewähren, ─ p1b_445.011
Aber Eins muß ich entbehren: p1b_445.012
Vögelein, p1b_445.013
Zart und klein, p1b_445.014
Willst mir deinen Frohsinn leih'n?
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d. Didaktischer Kehrreim.
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Beispiel:
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Die Gedanken sind frei, p1b_445.018
Wer kann sie erraten? p1b_445.019
Sie fliehen vorbei, p1b_445.020
Wie nächtliche Schatten, p1b_445.021
Kein Mensch kann sie wissen, p1b_445.022
Der Jäger nit schießen; p1b_445.023
Es bleibet dabei: p1b_445.024
Die Gedanken sind frei.
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Die Lehre: Die Gedanken sind frei zieht sich durch die sämmtlichen p1b_445.026
Strophen in lieblichster Weise hindurch und charakterisiert den Kehrreim p1b_445.027
als einen didaktischen.
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Bei Goethe, Uhland und Rückert finden wir noch sentimentale, p1b_445.029
tragische, komische, humoristische, schwermütige, leichtsinnige, einsamklagende, p1b_445.030
heitere, zarte, wie kräftig derbe didaktische Kehrreime. p1b_445.031
Jch erinnere an Goethes „Sah ein Knab' ein Röslein stehn“; ferner an p1b_445.032
den schönen Refrain in Gretchens Lied: „Meine Ruh ist hin, mein Herz ist p1b_445.033
schwer!“ u. s. w.
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e. Goethesche Kehrreime.
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Folgendes Beispiel beweist, wie Goethe die Kehrreims-Jnterjektionen bereits p1b_445.036
einführt, noch lange bevor es zum allseitigen Zusammensingen kommt:
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Siebel.
Auf! Holla! Ho!
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Frosch.
So recht! hinaus mit dem, der etwas übel nimmt! p1b_445.039
A! tara lara da!
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Altmeyer.
A tara lara da! u. s. w.
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(Ähnlich Rückert im Napoleon S. 40, wo das Sassá! Sasasá sasasássa p1b_445.042
immer wieder in der Folge auftritt.)
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Als Probe wie Goethe den festen Refrain des Volksliedes nachbildete, p1b_445.044
erinnere ich an das sehnsuchtsvolle Mignonlied, wo der Refrain:
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