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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Armut und Überfluß. Der gleiche Vokal (z. B. Andacht und Absicht) p1b_408.002
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Die Vokale und Diphthonge (sagt Jordan a. a. O. S. 30) üben die p1b_408.005
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wie der Grieche keinen Vokal, - auch nicht wenn er am Anfang der Silbe p1b_408.007
oder allein steht - auszusprechen vermag, ohne einen leisen, aber deutlichen p1b_408.008
Vorhauch, der für alle Vokale genau der nämliche ist. Dieser von den p1b_408.009
Germanen nicht geschriebene, von den Griechen als spiritus lenis angedeutete p1b_408.010
h=Konsonant ist nach Jordan das Allitterierende der Vokale.

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Wir sind zwar nicht im Stande, den Jordanschen Vorhauch mit dem Ohre p1b_408.012
wahrzunehmen, wollen aber gern gelten lassen, was der berühmte Rhapsode p1b_408.013
sagt, da in der That vokalische Allitterationen in alten Dichtungen nachweislich p1b_408.014
sind.

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Beispiel aus dem Angelsächsischen:

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a. Einst war das Alter, da Ymir lebte. (Simrocks Edda 1876. 6. Aufl. S. 347.)

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b. earm ic väs on edhle theinum, || thät thu vurde eadig on meinum.

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(Arm war ich in deinem Erblande, || daß dir Überfluß würde in meinem.)

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Jördh fannsk aeva | ne upp-himinn (altnordisch).

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(Nicht Erde war irgend | noch Überhimmel.)

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Beispiel aus Wilh. Jordans Sigfridsage (Nibelunge I. p1b_408.022
Frankf. 1874):

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a. Einst das Ufer des Eilands aufstieg. p1b_408.024
b. Voll edler Anmut war Sigfrids Antlitz, p1b_408.025
Die holde Mädchen entflammt zur Minne. p1b_408.026
c. Nachdem sie erklommen die höchste Klippe p1b_408.027
Am äußersten Ende der Jnsel Helgis.

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NB. Der Vokal e in erklommen allitteriert nicht zur folgenden Zeile.

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II. Der konsonantische Stabreim.

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Beim konsonantischen Stabreime beginnen die betonten Wörter p1b_408.031
(Stammsilben) mit dem gleichen Konsonanten, oder auch Doppelkonsonanten, p1b_408.032
z. B. Liebe, Leid, laben, Leben; Wonne, wehen, Wasser, p1b_408.033
Wiege; streiten, stricken, streichen, Strang, Strauß &c. Zu betonen p1b_408.034
ist, daß alle Konsonanten von gleichem Klange, wie z. B. die labialen p1b_408.035
v und f, und ph, pf, b, p, w allitterieren können, z. B. Felder und p1b_408.036
Wälder jenes Philipp stehen immer vor mir. Fisch und Vogel &c.

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Man unterscheidet schwache, starke, volle, verschlungene, trennende p1b_408.038
und reiche konsonantische Allitteration oder Stabung.

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a. Schwache Allitteration.

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Es ist dies jene Allitterationsart, bei welcher bloß eine Hebung p1b_408.041
der ersten mit einer Hebung der zweiten Vershälfte allitteriert.

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Armut und Überfluß. Der gleiche Vokal (z. B. Andacht und Absicht) p1b_408.002
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Die Vokale und Diphthonge (sagt Jordan a. a. O. S. 30) üben die p1b_408.005
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h=Konsonant ist nach Jordan das Allitterierende der Vokale.

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Wir sind zwar nicht im Stande, den Jordanschen Vorhauch mit dem Ohre p1b_408.012
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Beispiel aus dem Angelsächsischen:

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a. Einst war das Alter, da Ymir lebte. (Simrocks Edda 1876. 6. Aufl. S. 347.)

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b. earm ic väs on êdhle thînum, ‖ thät thu vurde eádig on mînum.

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(Arm war ich in deinem Erblande, ‖ daß dir Überfluß würde in meinem.)

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Jördh fannsk áeva │ nê úpp─híminn (altnordisch).

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(Nicht Erde war irgend │ noch Überhimmel.)

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Beispiel aus Wilh. Jordans Sigfridsage (Nibelunge I. p1b_408.022
Frankf. 1874):

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a. Einst das Ufer des Eilands aufstieg. p1b_408.024
b. Voll edler Anmut war Sigfrids Antlitz, p1b_408.025
Die holde Mädchen entflammt zur Minne. p1b_408.026
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Am äußersten Ende der Jnsel Helgis.

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NB. Der Vokal e in erklommen allitteriert nicht zur folgenden Zeile.

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p1b_408.030
Beim konsonantischen Stabreime beginnen die betonten Wörter p1b_408.031
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Man unterscheidet schwache, starke, volle, verschlungene, trennende p1b_408.038
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a. Schwache Allitteration.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/442>, abgerufen am 25.11.2024.