Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_340.001 p1b_340.003 p1b_340.007 Eine duftende, wohlgerucherfüllte - p1b_340.009 Blume nicht, denn ein Spiel für Frau'n sind Blumen; p1b_340.010 Eine duftende wohlgerucherfüllte p1b_340.011 Pflanze, solche, die Männernasen kitzelt; p1b_340.012 Wie olympische Götternasen Weihrauch p1b_340.013 Ward vom männnlichen Freunde mir zu letzter p1b_340.014 Abschiedsgabe gereicht vom Reisewagen &c.(Rückert.) p1b_340.015 Komm und wandle mit mir im Schattenhaine. p1b_340.016 p1b_340.019 p1b_340.021 p1b_340.022 p1b_340.027 [Beginn Spaltensatz] Alle Wänsserlein fließen p1b_340.029 [Spaltenumbruch]
Jn die grundlose See, p1b_340.030 Alle Freuden ergießen p1b_340.031 Sich in's trostlose Weh! p1b_340.101 (Rückerts Kindertotenlieder 133.) p1b_340.105Alle meine Gedanken p1b_340.106 Hat die Liebe genommen, p1b_340.107 Hat den traurigen Kranken p1b_340.108 Eingeführt zu den Frommen. (Rückert.) p1b_340.109 p1b_340.001 p1b_340.003 p1b_340.007 Eine dūftĕndĕ, wohlgerucherfüllte ─ p1b_340.009 Blume nīcht, dĕnn ĕin Spiel für Frau'n sind Blumen; p1b_340.010 Eine dūftĕndĕ wohlgerucherfüllte p1b_340.011 Pflanze, sōlchĕ, dĭe Männernasen kitzelt; p1b_340.012 Wie olȳmpĭschĕ Götternasen Weihrauch p1b_340.013 Ward vom mǟnnlĭchĕn Freunde mir zu letzter p1b_340.014 Abschiedsgābĕ gĕreicht vom Reisewagen &c.(Rückert.) p1b_340.015 Kōmm ŭnd wāndlĕ mĭt mir im Schattenhaine. p1b_340.016 p1b_340.019 p1b_340.021 p1b_340.022 p1b_340.027 [Beginn Spaltensatz] Āllĕ Wǟssĕrlĕin flīeßĕn p1b_340.029 [Spaltenumbruch]
Jn die grūndlŏsĕ See, p1b_340.030 Alle Freuden ergießen p1b_340.031 Sich in's trōstlŏsĕ Weh! p1b_340.101 (Rückerts Kindertotenlieder 133.) p1b_340.105Alle meine Gedanken p1b_340.106 Hat die Liebe genommen, p1b_340.107 Hat den traurigen Kranken p1b_340.108 Eingeführt zu den Frommen. (Rückert.) p1b_340.109 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0374" n="340"/> <p><lb n="p1b_340.001"/> Der Daktylus steht entweder als zweiter oder als dritter Takt, <lb n="p1b_340.002"/> zuweilen sogar als erster.</p> <p><lb n="p1b_340.003"/><hi rendition="#aq">b</hi>. Folgt der Daktylus nach dem ersten Trochäus, so bezeichnet <lb n="p1b_340.004"/> man den Vers als phaläkischen Vers. Diesen Namen dankt dieser <lb n="p1b_340.005"/> besonders von Catull angewandte Hendekasyllabus dem griechischen <lb n="p1b_340.006"/> Lyriker Phaläkos.</p> <p><lb n="p1b_340.007"/><hi rendition="#g">Beispiele des Hendekasyllabus</hi> und des phaläkischen Verses.</p> <lb n="p1b_340.008"/> <lg> <l>Eine dūftĕndĕ, wohlgerucherfüllte ─</l> <lb n="p1b_340.009"/> <l>Blume nīcht, dĕnn ĕin Spiel für Frau'n sind Blumen;</l> <lb n="p1b_340.010"/> <l>Eine dūftĕndĕ wohlgerucherfüllte</l> <lb n="p1b_340.011"/> <l>Pflanze, sōlchĕ, dĭe Männernasen kitzelt;</l> <lb n="p1b_340.012"/> <l>Wie olȳmpĭschĕ Götternasen Weihrauch</l> <lb n="p1b_340.013"/> <l>Ward vom mǟnnlĭchĕn Freunde mir zu letzter</l> <lb n="p1b_340.014"/> <l>Abschiedsgābĕ gĕreicht vom Reisewagen &c.<hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_340.015"/> <l>Kōmm ŭnd wāndlĕ mĭt mir im Schattenhaine.</l> </lg> <p><lb n="p1b_340.016"/> Vgl. noch Rückerts „Schwālbĕn hāttĕn ăn meinem Haus gesiedelt“; <lb n="p1b_340.017"/> Matthissons Milesisches Märchen; Ramlers Nänie auf den Tod einer Wachtel; <lb n="p1b_340.018"/> Rückerts Hendekasyllaben mit der Betonung des Plurals Hendekasyllāben.</p> <p><lb n="p1b_340.019"/> Das Gegenstück zum phaläkischen Vers war der alcäische Vers (§ 114. 2. <lb n="p1b_340.020"/> S. 348 d. B.).</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_340.021"/> 3. Der pherekratische Vers.</p> <p><lb n="p1b_340.022"/> Er ist der gebräuchlichste aller nach den äolischen Lyrikern benannten <lb n="p1b_340.023"/> „<hi rendition="#g">äolischen Verse</hi>“ und besteht aus Trochäus, Daktylus und <lb n="p1b_340.024"/> Trochäus (– ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑). Somit ist er eigentlich ein adonischer Vers <lb n="p1b_340.025"/> mit vorausgehendem Trochäus. Den Namen verdankt er dem griechischen <lb n="p1b_340.026"/> Dichter Pherekrates (um 420 v. Chr.).</p> <p> <lb n="p1b_340.027"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_340.028"/> <cb type="start"/> <lg> <l>Āllĕ Wǟssĕrlĕin flīeßĕn</l> <lb n="p1b_340.029"/> <l>Jn die grūndlŏsĕ See,</l> <lb n="p1b_340.030"/> <l>Alle Freuden ergießen</l> <lb n="p1b_340.031"/> <l>Sich in's trōstlŏsĕ Weh!</l> </lg> <cb/> <p><lb n="p1b_340.101"/> (Grūndlōs und trōstlōs hat der Dichter falsch betont: <lb n="p1b_340.102"/> grūndlŏs und trōstlŏs. Es sollte 5. 3. 1. betont <lb n="p1b_340.103"/> werden, während der Versrhythmus betont 5. 2. 1.)</p> <cb type="end"/> <lb n="p1b_340.104"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückerts Kindertotenlieder 133.)</hi> </p> <lb n="p1b_340.105"/> <lg> <l>Alle meine Gedanken</l> <lb n="p1b_340.106"/> <l>Hat die Liebe genommen,</l> <lb n="p1b_340.107"/> <l>Hat den traurigen Kranken</l> <lb n="p1b_340.108"/> <l>Eingeführt zu den Frommen.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_340.109"/> Vgl. noch Klopstocks Zürcher See (z. B. V. 7: Komm in rötendem Strahle).</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0374]
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Der Daktylus steht entweder als zweiter oder als dritter Takt, p1b_340.002
zuweilen sogar als erster.
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b. Folgt der Daktylus nach dem ersten Trochäus, so bezeichnet p1b_340.004
man den Vers als phaläkischen Vers. Diesen Namen dankt dieser p1b_340.005
besonders von Catull angewandte Hendekasyllabus dem griechischen p1b_340.006
Lyriker Phaläkos.
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Beispiele des Hendekasyllabus und des phaläkischen Verses.
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Eine dūftĕndĕ, wohlgerucherfüllte ─ p1b_340.009
Blume nīcht, dĕnn ĕin Spiel für Frau'n sind Blumen; p1b_340.010
Eine dūftĕndĕ wohlgerucherfüllte p1b_340.011
Pflanze, sōlchĕ, dĭe Männernasen kitzelt; p1b_340.012
Wie olȳmpĭschĕ Götternasen Weihrauch p1b_340.013
Ward vom mǟnnlĭchĕn Freunde mir zu letzter p1b_340.014
Abschiedsgābĕ gĕreicht vom Reisewagen &c.(Rückert.)
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Kōmm ŭnd wāndlĕ mĭt mir im Schattenhaine.
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Vgl. noch Rückerts „Schwālbĕn hāttĕn ăn meinem Haus gesiedelt“; p1b_340.017
Matthissons Milesisches Märchen; Ramlers Nänie auf den Tod einer Wachtel; p1b_340.018
Rückerts Hendekasyllaben mit der Betonung des Plurals Hendekasyllāben.
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Das Gegenstück zum phaläkischen Vers war der alcäische Vers (§ 114. 2. p1b_340.020
S. 348 d. B.).
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3. Der pherekratische Vers.
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Er ist der gebräuchlichste aller nach den äolischen Lyrikern benannten p1b_340.023
„äolischen Verse“ und besteht aus Trochäus, Daktylus und p1b_340.024
Trochäus (– ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑). Somit ist er eigentlich ein adonischer Vers p1b_340.025
mit vorausgehendem Trochäus. Den Namen verdankt er dem griechischen p1b_340.026
Dichter Pherekrates (um 420 v. Chr.).
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Beispiele:
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Āllĕ Wǟssĕrlĕin flīeßĕn p1b_340.029
Jn die grūndlŏsĕ See, p1b_340.030
Alle Freuden ergießen p1b_340.031
Sich in's trōstlŏsĕ Weh!
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(Grūndlōs und trōstlōs hat der Dichter falsch betont: p1b_340.102
grūndlŏs und trōstlŏs. Es sollte 5. 3. 1. betont p1b_340.103
werden, während der Versrhythmus betont 5. 2. 1.)
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(Rückerts Kindertotenlieder 133.)
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Alle meine Gedanken p1b_340.106
Hat die Liebe genommen, p1b_340.107
Hat den traurigen Kranken p1b_340.108
Eingeführt zu den Frommen.
(Rückert.)
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Vgl. noch Klopstocks Zürcher See (z. B. V. 7: Komm in rötendem Strahle).
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