Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_313.001 Die meisten scheinen ihn zu verlachen. p1b_313.005 Jch frage den Seher, wie er es meint. p1b_313.006 Jch bleibe dem gro | ßen Hau | fen vereint. | p1b_313.007 p1b_313.009 p1b_313.015 Segest: Hört Jhr die Ketten klirren? - Wo kam's her, p1b_313.020 Das Trug | gebild? | - | - | Mein Schwert! p1b_313.021 Er ist's, er deutet mit der festen Hand p1b_313.022 Auf seine mörderischen Wunden, - oh - - p1b_313.023 Es rieselt Blut heraus! | [Abbildung] - | - | p1b_313.024 Mitleid, | Schatten, | - Mitleid, | - ich hab's nicht | gethan. | p1b_313.025 belha | domna | valham | vostra | valors | p1b_313.030 Abner: Die er |1 geschla |2 gen p1b_313.036 (Rückert.) p1b_313.001 Die meisten scheinen ihn zŭ vĕrlāchĕn. p1b_313.005 Jch fragĕ dĕn Sēher, wie ĕr ĕs meīnt. p1b_313.006 Jch bleibĕ dĕm grō │ ßĕn Haū │ fĕn vĕreīnt. │ p1b_313.007 p1b_313.009 p1b_313.015 Segest: Hört Jhr die Ketten klirren? ─ Wo kam's her, p1b_313.020 Das Trug │ gebild? │ ─ │ ─ │ Mein Schwert! p1b_313.021 Er ist's, er deutet mit der festen Hand p1b_313.022 Auf seine mörderischen Wunden, ─ oh ─ ─ p1b_313.023 Es rieselt Blut heraus! │ [Abbildung] ─ │ ─ │ p1b_313.024 Mītlēid, │ Schāttĕn, │ ─ Mītlēid, │ ─ ĭch hăb's nīcht │ gĕthān. │ p1b_313.025 bēlhă │ dōmnă │ vālhăm │ vōstră │ vălōrs │ p1b_313.030 Abner: Die er │1 geschla │2 gen p1b_313.036 (Rückert.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0347" n="313"/><lb n="p1b_313.001"/> Achttakter (Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">IX</hi>, 206) oder Siebentakter (<hi rendition="#aq">IX</hi>, 161) oder auch Viertakter <lb n="p1b_313.002"/> (<hi rendition="#aq">IX</hi>, 32) eingefügt, oder an Stelle eines Jambus einen gut wirkenden <lb n="p1b_313.003"/> Anapäst gesetzt. Z. B.:</p> <lb n="p1b_313.004"/> <lg> <l>Die meisten scheinen ihn zŭ vĕrlāchĕn.</l> <lb n="p1b_313.005"/> <l>Jch fragĕ dĕn Sēher, wie ĕr ĕs meīnt.</l> <lb n="p1b_313.006"/> <l>Jch bleibĕ dĕm grō │ ßĕn Haū │ fĕn vĕreīnt. │</l> </lg> <p><lb n="p1b_313.007"/> Sogar achttaktige Trochäen schob er des Gegensatzes und der Abwechslung <lb n="p1b_313.008"/> halber ein (Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">IX</hi>, 24).</p> <p><lb n="p1b_313.009"/> Weiter hat er öfter als Andere hyperkatalektische Quinare gebildet. Dadurch <lb n="p1b_313.010"/> hat er dieselben infolge der rhythmischen Pause eigentlich zu Sechstaktern <lb n="p1b_313.011"/> erhoben. Jedenfalls hat er dadurch ─ da ja der nächste Vers auch <lb n="p1b_313.012"/> wieder mit einer Hebung beginnt ─ die Verse scharf auseinander gehalten. <lb n="p1b_313.013"/> Die Feinheiten und Freiheiten des Schillerschen Quinars werden wir im Kapitel <lb n="p1b_313.014"/> vom Accentvers (§ 116) darlegen.</p> <p><lb n="p1b_313.015"/> Jn jüngster Zeit hat der talentvolle Dichter Gustav Wacht in „Hermann <lb n="p1b_313.016"/> der Cherusker“ ganze Takte durch rhythmische Pausen ergänzt oder auch hie <lb n="p1b_313.017"/> und da einmal einen sechstaktigen Trochäus eingefügt. Wir geben eine Probe, <lb n="p1b_313.018"/> indem wir die Pausen (–) bemerklich machen:</p> <lb n="p1b_313.019"/> <p rendition="#left">Segest:</p> <lg> <l>Hört Jhr die Ketten klirren? ─ Wo kam's her,</l> <lb n="p1b_313.020"/> <l>Das Trug │ gebild? │ ─ │ ─ │ Mein Schwert!</l> <lb n="p1b_313.021"/> <l>Er ist's, er deutet mit der festen Hand</l> <lb n="p1b_313.022"/> <l>Auf seine mörderischen Wunden, ─ oh ─ ─</l> <lb n="p1b_313.023"/> <l>Es rieselt Blut heraus! │ <figure/> ─ │ ─ │</l> <lb n="p1b_313.024"/> <l>Mītlēid, │ Schāttĕn, │ ─ Mītlēid, │ ─ ĭch hăb's nīcht │ gĕthān. │</l> </lg> <p><lb n="p1b_313.025"/> Nach den Angaben von Diez wurde der jambische Quinar schon in der <lb n="p1b_313.026"/> proven<hi rendition="#aq">ç</hi>alischen Lyrik sehr frei behandelt; es gingen dort oft mehrere (sogar <lb n="p1b_313.027"/> bis vier) Trochäen voraus, bis erst im letzten Verstakt der charakterisierende <lb n="p1b_313.028"/> Jambus eintrat, z. 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Achttakter (Ges. Ausg. IX, 206) oder Siebentakter (IX, 161) oder auch Viertakter p1b_313.002
(IX, 32) eingefügt, oder an Stelle eines Jambus einen gut wirkenden p1b_313.003
Anapäst gesetzt. Z. B.:
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Die meisten scheinen ihn zŭ vĕrlāchĕn. p1b_313.005
Jch fragĕ dĕn Sēher, wie ĕr ĕs meīnt. p1b_313.006
Jch bleibĕ dĕm grō │ ßĕn Haū │ fĕn vĕreīnt. │
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Sogar achttaktige Trochäen schob er des Gegensatzes und der Abwechslung p1b_313.008
halber ein (Ges. Ausg. IX, 24).
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Weiter hat er öfter als Andere hyperkatalektische Quinare gebildet. Dadurch p1b_313.010
hat er dieselben infolge der rhythmischen Pause eigentlich zu Sechstaktern p1b_313.011
erhoben. Jedenfalls hat er dadurch ─ da ja der nächste Vers auch p1b_313.012
wieder mit einer Hebung beginnt ─ die Verse scharf auseinander gehalten. p1b_313.013
Die Feinheiten und Freiheiten des Schillerschen Quinars werden wir im Kapitel p1b_313.014
vom Accentvers (§ 116) darlegen.
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Jn jüngster Zeit hat der talentvolle Dichter Gustav Wacht in „Hermann p1b_313.016
der Cherusker“ ganze Takte durch rhythmische Pausen ergänzt oder auch hie p1b_313.017
und da einmal einen sechstaktigen Trochäus eingefügt. Wir geben eine Probe, p1b_313.018
indem wir die Pausen (–) bemerklich machen:
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Segest:
Hört Jhr die Ketten klirren? ─ Wo kam's her, p1b_313.020
Das Trug │ gebild? │ ─ │ ─ │ Mein Schwert! p1b_313.021
Er ist's, er deutet mit der festen Hand p1b_313.022
Auf seine mörderischen Wunden, ─ oh ─ ─ p1b_313.023
Es rieselt Blut heraus! │
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Mītlēid, │ Schāttĕn, │ ─ Mītlēid, │ ─ ĭch hăb's nīcht │ gĕthān. │
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Nach den Angaben von Diez wurde der jambische Quinar schon in der p1b_313.026
provençalischen Lyrik sehr frei behandelt; es gingen dort oft mehrere (sogar p1b_313.027
bis vier) Trochäen voraus, bis erst im letzten Verstakt der charakterisierende p1b_313.028
Jambus eintrat, z. B.:
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bēlhă │ dōmnă │ vālhăm │ vōstră │ vălōrs │
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Ähnliche weitere Freiheiten in Bildung unseres jambischen Quinars teilen p1b_313.031
wir im praktischen Teil dieses Werkes (Bd. III. § 3) mit, indem wir für den p1b_313.032
Anfänger hier nur noch bemerken, daß im Drama nicht selten eine redende p1b_313.033
Person den jambischen Quinar beginnt, um sodann eine andere Person einsetzen p1b_313.034
zu lassen, z. B.
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Abner: Die er │1 geschla │2 gen p1b_313.036
Achija: Al │3 so hat │4 er sie │5 p1b_313.037
Mit Leib │1 und Le │2 ben aus │3 getilgt? │4 p1b_313.038
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Doch so │ gedämpft, │ daß sie │ nicht län │ ger dräun. │
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