Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_309.001 Das er | ste Frünh | lingsblatt | p1b_309.003 p1b_309.006Fand ich voll seltner Chif | fern, (hyperkatal.) p1b_309.004 Es wurde gar nicht satt p1b_309.005 Mein Herz, sie zu entziffern. (hyperkatal.) NB. Die Umstellung der Worte: "Jch fands" für "fand ich" ist tonlich richtiger. p1b_309.007(Rückert.) p1b_309.008Nur wer die Sehnsucht kennt p1b_309.009 p1b_309.014Weiß, was | ich lei | de! [Abbildung] | (katal.) p1b_309.010 Allein und abgetrennt p1b_309.011 Von aller Freude, [Abbildung] (katal.) p1b_309.012 Seh ich an's Firmament p1b_309.013 Nach je | ner Sei | te. [Abbildung] (katal.) (Goethes Mignon.) p1b_309.015 Gestorben war ich
[Abbildung]
p1b_309.019 Vor Liebeswonne; [Abbildung] p1b_309.020 Begraben lag ich p1b_309.021 Jn ihren Armen. p1b_309.022 (Uhland, Seliger Tod.) p1b_309.024 p1b_309.026 p1b_309.027 p1b_309.030 p1b_309.038 a. O lieb, | so lang | du lie | ben kannst, | p1b_309.040 p1b_309.043O lieb, so lang du lieben magst. | p1b_309.041 Die Stunde kommt, die Stunde kommt, p1b_309.042 Wo du an Gräbern stehst und klagst. | (Freiligrath.) p1b_309.001 Dăs ēr │ stĕ Frǖh │ lĭngsblātt │ p1b_309.003 p1b_309.006Fănd īch vŏll sēltnĕr Chīf │ fĕrn, (hyperkatal.) p1b_309.004 Es wurde gar nicht satt p1b_309.005 Mein Herz, sie zu entziffern. (hyperkatal.) NB. Die Umstellung der Worte: „J̆ch fānds“ für „fănd īch“ ist tonlich richtiger. p1b_309.007(Rückert.) p1b_309.008Nŭr wēr dĭe Sēhnsucht kēnnt p1b_309.009 p1b_309.014Wĕiß, wās │ ĭch lēi │ dĕ! [Abbildung] │ (katal.) p1b_309.010 Allein und abgetrennt p1b_309.011 Von aller Freude, [Abbildung] (katal.) p1b_309.012 Seh ich an's Firmament p1b_309.013 Nach je │ ner Sei │ te. [Abbildung] (katal.) (Goethes Mignon.) p1b_309.015 Gĕstōrbĕn wār ĭch
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p1b_309.019 Vŏr Līebĕswōnnĕ; [Abbildung] p1b_309.020 Begraben lag ich p1b_309.021 Jn ihren Armen. p1b_309.022 (Uhland, Seliger Tod.) p1b_309.024 p1b_309.026 p1b_309.027 p1b_309.030 p1b_309.038 a. Ŏ līeb, │ sŏ lāng │ dŭ līe │ bĕn kānnst, │ p1b_309.040 p1b_309.043O lieb, so lang du lieben magst. │ p1b_309.041 Die Stunde kommt, die Stunde kommt, p1b_309.042 Wo du an Gräbern stehst und klagst. │ (Freiligrath.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0343" n="309"/> <p> <lb n="p1b_309.001"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_309.002"/> <lg> <l>Dăs ēr │ stĕ Frǖh │ lĭngsblātt │</l> <lb n="p1b_309.003"/> <l>Fănd īch vŏll sēltnĕr Chīf │ fĕrn, (hyperkatal.)</l> <lb n="p1b_309.004"/> <l>Es wurde gar nicht satt</l> <lb n="p1b_309.005"/> <l>Mein Herz, sie zu entziffern. (hyperkatal.) </l> </lg> <lb n="p1b_309.006"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">NB</hi>. Die Umstellung der Worte:</p> <lg> <l>„<hi rendition="#g">J̆ch fānds</hi>“ für „fănd īch“ ist tonlich richtiger.</l> </lg> <lb n="p1b_309.007"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <lb n="p1b_309.008"/> <lg> <l>Nŭr wēr dĭe Sēhnsucht kēnnt</l> <lb n="p1b_309.009"/> <l>Wĕiß, wās │ ĭch lēi │ dĕ! <figure/> │ (katal.)</l> <lb n="p1b_309.010"/> <l>Allein und abgetrennt</l> <lb n="p1b_309.011"/> <l>Von aller Freude, <figure/> (katal.)</l> <lb n="p1b_309.012"/> <l>Seh ich an's Firmament</l> <lb n="p1b_309.013"/> <l>Nach je │ ner Sei │ te. <figure/> (katal.)</l> </lg> <lb n="p1b_309.014"/> <p> <hi rendition="#right">(Goethes Mignon.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_309.015"/> (Dieses Gedicht ließe sich ─ ohne Prokrustes ─ auch daktylisch lesen. Für unsere Skansion <lb n="p1b_309.016"/> war das Vorwiegen tonlich reiner Jamben entscheidend. Über die Möglichkeit verschiedener Auffassung <lb n="p1b_309.017"/> in der Skansion vgl. übrigens S. 334 d. B.)</p> <lb n="p1b_309.018"/> <lg> <l>Gĕstōrbĕn wār ĭch <figure/></l> <lb n="p1b_309.019"/> <l>Vŏr Līebĕswōnnĕ; <figure/></l> <lb n="p1b_309.020"/> <l>Begraben lag ich</l> <lb n="p1b_309.021"/> <l>Jn ihren Armen.</l> </lg> <p><lb n="p1b_309.022"/><hi rendition="#aq">NB</hi>. Hier sind sämmtliche Reihen katalektische Dreitakter.</p> <lb n="p1b_309.023"/> <p> <hi rendition="#right">(Uhland, Seliger Tod.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_309.024"/> Vgl. noch Rückerts Kindertotenl. 214, Anastas. Grüns Ring, Uhlands <lb n="p1b_309.025"/> Schäfers Sonntagslied.</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_309.026"/> 4. Viertaktige jambische Verse (jambische Viertakter).</p> <p><lb n="p1b_309.027"/> Der jambische Viertakter kommt akatalektisch, katalektisch und hyperkatalektisch <lb n="p1b_309.028"/> vor. Bei den katalektischen Viertaktern ist die fehlende Arsis <lb n="p1b_309.029"/> des 4. Taktes durch eine Pause zu ergänzen. (Vgl. Beispiel <hi rendition="#aq">d</hi>. S. 310.)</p> <p><lb n="p1b_309.030"/> Tristan und Jsolt von Gottsried von Straßburg ist die erste größere <lb n="p1b_309.031"/> Dichtung, in welcher der jambische Viertakter angewandt wurde. Die <lb n="p1b_309.032"/> Form dieser Dichtung fand Nachahmung in E. Christian Kleist's idyllischer <lb n="p1b_309.033"/> Erzählung: Jrin, der gelähmte Kranich; ferner in Oskar v. Redwitz' Amaranth; <lb n="p1b_309.034"/> in Max Waldaus Cordula; in Kinkels Otto der Schütz. Freilich hat <lb n="p1b_309.035"/> dieser Vers nicht genug Ausdehnung, um die Leidenschaft und das bewegte <lb n="p1b_309.036"/> Leben in seiner Abspiegelung in ihn hinein gießen zu können, wozu man sich <lb n="p1b_309.037"/> des jambischen Fünftakters mit größerem Erfolge bediente.</p> <p> <lb n="p1b_309.038"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_309.039"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Ŏ līeb, │ sŏ lāng │ dŭ līe │ bĕn kānnst, │</l> <lb n="p1b_309.040"/> <l>O lieb, so lang du lieben magst. │</l> <lb n="p1b_309.041"/> <l>Die Stunde kommt, die Stunde kommt,</l> <lb n="p1b_309.042"/> <l>Wo du an Gräbern stehst und klagst. │</l> </lg> <lb n="p1b_309.043"/> <p> <hi rendition="#right">(Freiligrath.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0343]
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Beispiele:
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Dăs ēr │ stĕ Frǖh │ lĭngsblātt │ p1b_309.003
Fănd īch vŏll sēltnĕr Chīf │ fĕrn, (hyperkatal.) p1b_309.004
Es wurde gar nicht satt p1b_309.005
Mein Herz, sie zu entziffern. (hyperkatal.)
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NB. Die Umstellung der Worte:
„J̆ch fānds“ für „fănd īch“ ist tonlich richtiger.
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(Rückert.)
p1b_309.008
Nŭr wēr dĭe Sēhnsucht kēnnt p1b_309.009
Wĕiß, wās │ ĭch lēi │ dĕ!
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│ (katal.) p1b_309.010
Allein und abgetrennt p1b_309.011
Von aller Freude,
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(katal.) p1b_309.012
Seh ich an's Firmament p1b_309.013
Nach je │ ner Sei │ te.
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(katal.)
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(Goethes Mignon.)
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(Dieses Gedicht ließe sich ─ ohne Prokrustes ─ auch daktylisch lesen. Für unsere Skansion p1b_309.016
war das Vorwiegen tonlich reiner Jamben entscheidend. Über die Möglichkeit verschiedener Auffassung p1b_309.017
in der Skansion vgl. übrigens S. 334 d. B.)
p1b_309.018
Gĕstōrbĕn wār ĭch
[Abbildung]
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Vŏr Līebĕswōnnĕ;
[Abbildung]
p1b_309.020
Begraben lag ich p1b_309.021
Jn ihren Armen.
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NB. Hier sind sämmtliche Reihen katalektische Dreitakter.
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(Uhland, Seliger Tod.)
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Vgl. noch Rückerts Kindertotenl. 214, Anastas. Grüns Ring, Uhlands p1b_309.025
Schäfers Sonntagslied.
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4. Viertaktige jambische Verse (jambische Viertakter).
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Der jambische Viertakter kommt akatalektisch, katalektisch und hyperkatalektisch p1b_309.028
vor. Bei den katalektischen Viertaktern ist die fehlende Arsis p1b_309.029
des 4. Taktes durch eine Pause zu ergänzen. (Vgl. Beispiel d. S. 310.)
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Tristan und Jsolt von Gottsried von Straßburg ist die erste größere p1b_309.031
Dichtung, in welcher der jambische Viertakter angewandt wurde. Die p1b_309.032
Form dieser Dichtung fand Nachahmung in E. Christian Kleist's idyllischer p1b_309.033
Erzählung: Jrin, der gelähmte Kranich; ferner in Oskar v. Redwitz' Amaranth; p1b_309.034
in Max Waldaus Cordula; in Kinkels Otto der Schütz. Freilich hat p1b_309.035
dieser Vers nicht genug Ausdehnung, um die Leidenschaft und das bewegte p1b_309.036
Leben in seiner Abspiegelung in ihn hinein gießen zu können, wozu man sich p1b_309.037
des jambischen Fünftakters mit größerem Erfolge bediente.
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Beispiele:
p1b_309.039
a.
Ŏ līeb, │ sŏ lāng │ dŭ līe │ bĕn kānnst, │ p1b_309.040
O lieb, so lang du lieben magst. │ p1b_309.041
Die Stunde kommt, die Stunde kommt, p1b_309.042
Wo du an Gräbern stehst und klagst. │
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(Freiligrath.)
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