Und rings von duftgen Gärten ein blütenreicher Kranz,p1b_296.002 Drin sprangen frische Brunnen im Regenbogenglanz. &c.
p1b_296.003
(Uhland: Des Sängers Fluch.)
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Vers 2.Du sendest, Freund, mir Lieder,p1b_296.005 Voll frischer Waldeslust,p1b_296.006 Du regtest gerne wiederp1b_296.007 Auch mir die Dichterbrust.p1b_296.008 Du zeigst an schattiger Haldep1b_296.009 Mir den beschilften See,p1b_296.010 Du lockest aus dem Waldep1b_296.011 Zum Bad ein scheues Reh.
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(Uhland, Merlin der Wilde.)
p1b_296.013 Der Dichter hätte auch Nr. 1 in 8 und Nr. 2 in 4 Zeilen schreiben p1b_296.014 können.
p1b_296.015 § 102. Die Elemente des deutschen Versbaues.
p1b_296.016 Zur Bildung der deutschen Verse bedient man sich nur weniger p1b_296.017 Metren oder Muster, mit deren Namen auch die entsprechenden Satztakte p1b_296.018 belegt werden können. Es sind 1. der Jambus, 2. der Trochäus p1b_296.019 (oder Choreus), 3. der Daktylus, 4. der Anapäst, 5. der Spondeus.
p1b_296.020 Westphal bezweifelt das Recht, die Namen Trochäus und Jambus aus p1b_296.021 der griechischen Sprache auf unsere deutsche zu übertragen, weil es bei den p1b_296.022 Griechen lediglich auf die Zeitdauer angekommen sei, während bei uns Hebungen p1b_296.023 und Senkungen gleich lang seien. Diesen Jrrtum Westphals haben wir im p1b_296.024 § 80 beleuchtet und nachgewiesen, daß eine Abweichung vom rhythmischen Begriff p1b_296.025 der Griechen bei uns wenigstens im Prinzip nicht besteht, indem auch wir lange p1b_296.026 und kurze Silben haben. Außerdem meine ich, daß Jambus und Trochäus p1b_296.027 bei den Griechen doch wohl nur die verschiedene Stellung der Arsis bezeichneten, p1b_296.028 und daß ein Mehr auch die deutsche Poesie nicht von ihnen verlangt. Wir p1b_296.029 können somit für die regelmäßig gebauten deutschen Dichtungen die eingebürgerten p1b_296.030 uns lieb gewordenen Namen Jambus und Trochäus beibehalten. (Bei p1b_296.031 unseren nur nach Arsis und Thesis skandierenden Accentversen haben wir sie p1b_296.032 nicht nötig.)
p1b_296.033 1. Der Jambus. Breve -
p1b_296.034 Der Jambus (iambos, lat. iaculum == Geschoß) ist der Verstakt, p1b_296.035 bei welchem die Senkung (Thesis) beginnt und die Hebung (Arsis) folgt p1b_296.036 (z. B. Verstand, Betrug, verirrt, geschickt. Diese jambischen Verstakte p1b_296.037 können auch als jambische Satztakte aufgefaßt werden).
p1b_296.038 Der Jambus ist das Bild des Angreifenden, Aufsteigenden, Leidenschaftlichen, p1b_296.039 Handelnden, weshalb er sich als Maß für's Drama eignet. Er bezeichnet p1b_296.040 den bewegten Fortschritt. Archilochos, - der wie Homer einen Gipfelpunkt p1b_296.041 griechischer Bildung darstellte, - schnellte seine kurzgeschnitzten, spitzpfeiligen,
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Und rings von duftgen Gärten ein blütenreicher Kranz,p1b_296.002 Drin sprangen frische Brunnen im Regenbogenglanz. &c.
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(Uhland: Des Sängers Fluch.)
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Vers 2.Du sendest, Freund, mir Lieder,p1b_296.005 Voll frischer Waldeslust,p1b_296.006 Du regtest gerne wiederp1b_296.007 Auch mir die Dichterbrust.p1b_296.008 Du zeigst an schattiger Haldep1b_296.009 Mir den beschilften See,p1b_296.010 Du lockest aus dem Waldep1b_296.011 Zum Bad ein scheues Reh.
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(Uhland, Merlin der Wilde.)
p1b_296.013 Der Dichter hätte auch Nr. 1 in 8 und Nr. 2 in 4 Zeilen schreiben p1b_296.014 können.
p1b_296.015 § 102. Die Elemente des deutschen Versbaues.
p1b_296.016 Zur Bildung der deutschen Verse bedient man sich nur weniger p1b_296.017 Metren oder Muster, mit deren Namen auch die entsprechenden Satztakte p1b_296.018 belegt werden können. Es sind 1. der Jambus, 2. der Trochäus p1b_296.019 (oder Choreus), 3. der Daktylus, 4. der Anapäst, 5. der Spondeus.
p1b_296.020 Westphal bezweifelt das Recht, die Namen Trochäus und Jambus aus p1b_296.021 der griechischen Sprache auf unsere deutsche zu übertragen, weil es bei den p1b_296.022 Griechen lediglich auf die Zeitdauer angekommen sei, während bei uns Hebungen p1b_296.023 und Senkungen gleich lang seien. Diesen Jrrtum Westphals haben wir im p1b_296.024 § 80 beleuchtet und nachgewiesen, daß eine Abweichung vom rhythmischen Begriff p1b_296.025 der Griechen bei uns wenigstens im Prinzip nicht besteht, indem auch wir lange p1b_296.026 und kurze Silben haben. Außerdem meine ich, daß Jambus und Trochäus p1b_296.027 bei den Griechen doch wohl nur die verschiedene Stellung der Arsis bezeichneten, p1b_296.028 und daß ein Mehr auch die deutsche Poesie nicht von ihnen verlangt. Wir p1b_296.029 können somit für die regelmäßig gebauten deutschen Dichtungen die eingebürgerten p1b_296.030 uns lieb gewordenen Namen Jambus und Trochäus beibehalten. (Bei p1b_296.031 unseren nur nach Arsis und Thesis skandierenden Accentversen haben wir sie p1b_296.032 nicht nötig.)
p1b_296.033 1. Der Jambus. ⏑ –
p1b_296.034 Der Jambus (ἴαμβος, lat. iaculum == Geschoß) ist der Verstakt, p1b_296.035 bei welchem die Senkung (Thesis) beginnt und die Hebung (Arsis) folgt p1b_296.036 (z. B. Verstand, Betrug, verirrt, geschickt. Diese jambischen Verstakte p1b_296.037 können auch als jambische Satztakte aufgefaßt werden).
p1b_296.038 Der Jambus ist das Bild des Angreifenden, Aufsteigenden, Leidenschaftlichen, p1b_296.039 Handelnden, weshalb er sich als Maß für's Drama eignet. Er bezeichnet p1b_296.040 den bewegten Fortschritt. Archilochos, ─ der wie Homer einen Gipfelpunkt p1b_296.041 griechischer Bildung darstellte, ─ schnellte seine kurzgeschnitzten, spitzpfeiligen,
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Drin sprangen frische Brunnen im Regenbogenglanz. &c.
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Du lockest aus dem Walde p1b_296.011
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Der Dichter hätte auch Nr. 1 in 8 und Nr. 2 in 4 Zeilen schreiben p1b_296.014
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§ 102. Die Elemente des deutschen Versbaues. p1b_296.016
Zur Bildung der deutschen Verse bedient man sich nur weniger p1b_296.017
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belegt werden können. Es sind 1. der Jambus, 2. der Trochäus p1b_296.019
(oder Choreus), 3. der Daktylus, 4. der Anapäst, 5. der Spondeus.
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Westphal bezweifelt das Recht, die Namen Trochäus und Jambus aus p1b_296.021
der griechischen Sprache auf unsere deutsche zu übertragen, weil es bei den p1b_296.022
Griechen lediglich auf die Zeitdauer angekommen sei, während bei uns Hebungen p1b_296.023
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der Griechen bei uns wenigstens im Prinzip nicht besteht, indem auch wir lange p1b_296.026
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bei den Griechen doch wohl nur die verschiedene Stellung der Arsis bezeichneten, p1b_296.028
und daß ein Mehr auch die deutsche Poesie nicht von ihnen verlangt. Wir p1b_296.029
können somit für die regelmäßig gebauten deutschen Dichtungen die eingebürgerten p1b_296.030
uns lieb gewordenen Namen Jambus und Trochäus beibehalten. (Bei p1b_296.031
unseren nur nach Arsis und Thesis skandierenden Accentversen haben wir sie p1b_296.032
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Der Jambus (ἴαμβος, lat. iaculum == Geschoß) ist der Verstakt, p1b_296.035
bei welchem die Senkung (Thesis) beginnt und die Hebung (Arsis) folgt p1b_296.036
(z. B. Verstand, Betrug, verirrt, geschickt. Diese jambischen Verstakte p1b_296.037
können auch als jambische Satztakte aufgefaßt werden).
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Der Jambus ist das Bild des Angreifenden, Aufsteigenden, Leidenschaftlichen, p1b_296.039
Handelnden, weshalb er sich als Maß für's Drama eignet. Er bezeichnet p1b_296.040
den bewegten Fortschritt. Archilochos, ─ der wie Homer einen Gipfelpunkt p1b_296.041
griechischer Bildung darstellte, ─ schnellte seine kurzgeschnitzten, spitzpfeiligen,
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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