Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_289.001 p1b_289.003 p1b_289.005 p1b_289.006 Es ist die Welt ein Garten voll Blümlein weiß und rot, I p1b_289.008 Und wenn sie blühn am schönsten, so schneidet sie der Tod. I p1b_289.009 Es ist die Welt ein Garten I p1b_289.011 Voll Blümlein weiß und rot, I p1b_289.012 Und wenn sie blühn am schönsten, I p1b_289.013 So schneidet sie der Tod. I (C. Beyer.) p1b_289.014 Jm Wal | de sind We | ge
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p1b_289.020 Die Kreuz' | und die Quer, p1b_289.021 Durch's dichtste Gehe | ge [Abbildung] p1b_289.022 Dahin | und daher. p1b_289.023 Jm Wal | de sind We | ge die Kreuz | und die Quer, | p1b_289.025 Durch's dichtste Gehege dahin und daher. p1b_289.026 p1b_289.028 Lieber durch | Leiden p1b_289.030 Mocht' ich mich | schlagen, p1b_289.031 Als so viel | Freuden p1b_289.032 Des Lebens ertragen. p1b_289.033 p1b_289.001 p1b_289.003 p1b_289.005 p1b_289.006 Es ist die Welt ein Garten voll Blümlein weiß und rot, I p1b_289.008 Und wenn sie blühn am schönsten, so schneidet sie der Tod. I p1b_289.009 Es ist die Welt ein Garten I p1b_289.011 Voll Blümlein weiß und rot, I p1b_289.012 Und wenn sie blühn am schönsten, I p1b_289.013 So schneidet sie der Tod. I (C. Beyer.) p1b_289.014 J̆m Wal │ dĕ sĭnd Wē │ gĕ
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p1b_289.020 Dĭe Kreūz' │ ŭnd dĭe Quēr, p1b_289.021 Durch's dichtste Gehe │ gĕ [Abbildung] p1b_289.022 Dăhīn │ und daher. p1b_289.023 J̆m Wāl │ dĕ sĭnd Wē │ gĕ dĭe Krēuz │ ŭnd dĭe Quēr, │ p1b_289.025 Durch's dichtste Gehege dahin und daher. p1b_289.026 p1b_289.028 Līebĕr dŭrch │ Lēidĕn p1b_289.030 Mȫcht' ĭch mĭch │ schlāgĕn, p1b_289.031 Āls sŏ vĭel │ Frēuden p1b_289.032 Dĕs Lebens ertragen. p1b_289.033 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0323" n="289"/> <p><lb n="p1b_289.001"/> Jm vorstehenden Beispiel sind die Jncisionen der 1. und 3. Zeile ständige <lb n="p1b_289.002"/> Cäsuren, die Jncisionen der 2. und 4. ständige Diäresen.</p> <p><lb n="p1b_289.003"/> Werden längere Verszeilen in je zwei Zeilen zerlegt und so geschrieben, <lb n="p1b_289.004"/> so entstehen neue Jncisionen.</p> <p> <lb n="p1b_289.005"/> <hi rendition="#g">Beispiele der Jncision.</hi> </p> <p><lb n="p1b_289.006"/><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Lange Zeilen:</hi></p> <lb n="p1b_289.007"/> <lg> <l>Es ist die Welt ein Garten voll Blümlein weiß und rot, <metamark function="metEmph" place="superlinear">I</metamark></l> <lb n="p1b_289.008"/> <l>Und wenn sie blühn am schönsten, so schneidet sie der Tod. <metamark function="metEmph" place="superlinear">I</metamark></l> </lg> <p><lb n="p1b_289.009"/><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Gebrochene Zeilen:</hi></p> <lb n="p1b_289.010"/> <lg> <l>Es ist die Welt ein Garten <metamark function="metEmph" place="superlinear">I</metamark></l> <lb n="p1b_289.011"/> <l>Voll Blümlein weiß und rot, <metamark function="metEmph" place="superlinear">I</metamark></l> <lb n="p1b_289.012"/> <l>Und wenn sie blühn am schönsten, <metamark function="metEmph" place="superlinear">I</metamark></l> <lb n="p1b_289.013"/> <l>So schneidet sie der Tod. <metamark function="metEmph" place="superlinear">I</metamark></l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(C. Beyer.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_289.014"/> Beim Zerlegen längerer Verszeilen in kürzere sollte der Dichter der <lb n="p1b_289.015"/> rhythmischen Reihe Rechnung tragen, um nicht dem Reim zu Liebe zusammengehörige <lb n="p1b_289.016"/> Verstakte zu zerreißen, wie dies z. B. bei folgendem anapästischen <lb n="p1b_289.017"/> Gedichte Rückerts der Fall ist, wo durch Bildung der kurzen Zeilen der Anapäst <lb n="p1b_289.018"/> zerstückelt wird.</p> <lb n="p1b_289.019"/> <lg> <l>J̆m Wal │ dĕ sĭnd Wē │ gĕ <figure/></l> <lb n="p1b_289.020"/> <l><hi rendition="#g">Dĭe Kreūz'</hi> │ ŭnd dĭe Quēr,</l> <lb n="p1b_289.021"/> <l>Durch's dichtste Gehe │ gĕ <figure/></l> <lb n="p1b_289.022"/> <l><hi rendition="#g">Dăhīn</hi> │ und daher.</l> </lg> <p><lb n="p1b_289.023"/> Die Schreibweise in langen Zeilen:</p> <lb n="p1b_289.024"/> <lg> <l>J̆m Wāl │ dĕ sĭnd Wē │ gĕ dĭe Krēuz │ ŭnd dĭe Quēr, │</l> <lb n="p1b_289.025"/> <l>Durch's dichtste Gehege dahin und daher.</l> </lg> <p><lb n="p1b_289.026"/> vermeidet diese Zerstückelung. Der Reim Wege ─ Gehege wirkt ja auch als <lb n="p1b_289.027"/> Mittelreim.</p> <p><lb n="p1b_289.028"/> Jm folgenden Gedichte von Goethe:</p> <lb n="p1b_289.029"/> <lg> <l>Līebĕr dŭrch │ Lēidĕn</l> <lb n="p1b_289.030"/> <l>Mȫcht' ĭch mĭch │ schlāgĕn,</l> <lb n="p1b_289.031"/> <l>Āls sŏ vĭel │ <hi rendition="#g">Frēuden</hi></l> <lb n="p1b_289.032"/> <l><hi rendition="#g">Dĕs</hi> Lebens ertragen.</l> </lg> <p><lb n="p1b_289.033"/> kann die Jncision der 3. Zeile nicht getadelt werden, da sie den Daktylus am <lb n="p1b_289.034"/> Ende der 3. Zeile nur zerreißt, um nicht das Geschlechtswort von seinem Substantiv <lb n="p1b_289.035"/> trennen zu müssen.</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [289/0323]
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Jm vorstehenden Beispiel sind die Jncisionen der 1. und 3. Zeile ständige p1b_289.002
Cäsuren, die Jncisionen der 2. und 4. ständige Diäresen.
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Werden längere Verszeilen in je zwei Zeilen zerlegt und so geschrieben, p1b_289.004
so entstehen neue Jncisionen.
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Beispiele der Jncision.
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a. Lange Zeilen:
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Es ist die Welt ein Garten voll Blümlein weiß und rot, I p1b_289.008
Und wenn sie blühn am schönsten, so schneidet sie der Tod. I
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b. Gebrochene Zeilen:
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Es ist die Welt ein Garten I p1b_289.011
Voll Blümlein weiß und rot, I p1b_289.012
Und wenn sie blühn am schönsten, I p1b_289.013
So schneidet sie der Tod. I
(C. Beyer.)
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Beim Zerlegen längerer Verszeilen in kürzere sollte der Dichter der p1b_289.015
rhythmischen Reihe Rechnung tragen, um nicht dem Reim zu Liebe zusammengehörige p1b_289.016
Verstakte zu zerreißen, wie dies z. B. bei folgendem anapästischen p1b_289.017
Gedichte Rückerts der Fall ist, wo durch Bildung der kurzen Zeilen der Anapäst p1b_289.018
zerstückelt wird.
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J̆m Wal │ dĕ sĭnd Wē │ gĕ
[Abbildung]
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Dĭe Kreūz' │ ŭnd dĭe Quēr, p1b_289.021
Durch's dichtste Gehe │ gĕ
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Dăhīn │ und daher.
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Die Schreibweise in langen Zeilen:
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J̆m Wāl │ dĕ sĭnd Wē │ gĕ dĭe Krēuz │ ŭnd dĭe Quēr, │ p1b_289.025
Durch's dichtste Gehege dahin und daher.
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vermeidet diese Zerstückelung. Der Reim Wege ─ Gehege wirkt ja auch als p1b_289.027
Mittelreim.
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Jm folgenden Gedichte von Goethe:
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Līebĕr dŭrch │ Lēidĕn p1b_289.030
Mȫcht' ĭch mĭch │ schlāgĕn, p1b_289.031
Āls sŏ vĭel │ Frēuden p1b_289.032
Dĕs Lebens ertragen.
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kann die Jncision der 3. Zeile nicht getadelt werden, da sie den Daktylus am p1b_289.034
Ende der 3. Zeile nur zerreißt, um nicht das Geschlechtswort von seinem Substantiv p1b_289.035
trennen zu müssen.
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