p1b_118.001 oder Beleber, Welterfreuer, Gramgewölkzerstörer, Feindesburgenkampferstürmer). p1b_118.002 Jnteressant sind Rückerts das Zierliche spielend bezeichnende Diminutivbildungen in: p1b_118.003 "die Göttin im Putzzimmer" (Alle die Nischchen, alle die Zellchen u. s. w.).
p1b_118.004 Durch veraltete mundartliche oder eigentümlich gebrauchte, einfache und p1b_118.005 zusammengesetzte Substantiva verstand es Rückert, der Sprache jugendliche Spannkraft p1b_118.006 zu verleihen. Er gebraucht z. B. Ämse für Ameise, Kluf für Nadel, p1b_118.007 Läubchen für Laubblättchen, Sturzel für Wurzelende &c. &c.
p1b_118.008 Ebenso gebraucht er abstrakte, von Verben oder Adjektiven gebildete p1b_118.009 Feminina, z. B. Dumpfe, Freie, Grüne, Süße, Heitre (für Heiterkeit) &c. Er p1b_118.010 wendet ungebräuchliche Plurale an, z. B. Dorne, Frühen, Gewölker, Gräule, p1b_118.011 Läger, Nahten (Nähte), Thale &c. Er gebraucht Substantiva mit auslautendem, p1b_118.012 längst weggefallenem e, z. B. Fraue, Scheue, Gehirne. Ebenso ungewöhnliche p1b_118.013 Ableitungen, z. B. Blitzleuchtung, Entflörung, Entkümmerung, Lustumfangung, p1b_118.014 Redepflegung, Siegung, Siedlung.
p1b_118.015 Reich ist er in Erneuerung veralteter, seltener, mundartlicher, eigentümlich p1b_118.016 gebrauchter oder von Substantiven und Adjektiven abgeleiteter Verben, z. B. p1b_118.017 abstrupfen, abzeilen, bedunken, beschmitzen, betraufen, bewandeln, deuchten, p1b_118.018 deutschen, entthören, funken, gehren, grüben, holpern, nachbleiben, verschleudern, p1b_118.019 zwinken. Namentlich durch Zeitwörter, welche leblosen Gegenständen menschliche p1b_118.020 Thätigkeiten und Empfindungen beilegen, weiß er die Anschaulichkeit zu beleben p1b_118.021 und eine große Wirkung zu erzielen. (Jch erinnere an die Dichtungen "sterbende p1b_118.022 Blume", "Edelstein und Perle".) Neu, wenn auch nicht durchweg vollschön - p1b_118.023 sind viele seiner Adjektiva, z. B. blach, buttig, butzig, labendlich, läßlich, magdiglich, p1b_118.024 rosenfar, schmettrigsträubig, bedenklos, haarfeinwuchsig &c. Wem solche p1b_118.025 Adjektiva gewagt erscheinen sollten, den machen wir auf ein einziges Widerlegungsmoment p1b_118.026 aufmerksam, daß z. B. das von Simon Dach zuerst in unsere p1b_118.027 Sprache eingeführte Wort furchtlos von Gottsched als sehr gewagte Neuerung p1b_118.028 verurteilt wurde. Der erste König Württembergs wählte die Devise: "Furchtlos p1b_118.029 und treu!" Jetzt ist das Wort populär.
p1b_118.030 Neu sind viele Rückertsche Adverbia, z. B. aldar, ebensam, jach, selb. p1b_118.031 Neu ist, wie Rückert die Silbe lich an's Partizip anhängt, was bis jetzt nur p1b_118.032 an das Substantiv geschah, z. B. Feind=lich, Tugend=lich, Freund=lich, p1b_118.033 Frevent=lich (aus Frevel mit nt zur Vermeidung der beiden l), Schade=lich p1b_118.034 (schädlich), Liebe=lich (lieblich), Güte=lich (gütlich), Herze=lich (herzlich), Lacher=lich p1b_118.035 (lächerlich), Röte=lich (rötlich). Dem Substantiv gleich behandelt man den substantivierten p1b_118.036 Jnfinitiv, bei welchem des Wohllauts wegen ein t eingeschaltet wurde, p1b_118.037 z. B. hoffentlich, wissentlich. Jm Gegensatz hierzu schreibt Rückert labendlich p1b_118.038 (statt labentlich). Rosenfar ist eine Rückertsche Entlehnung aus dem mhd.; sie p1b_118.039 stammt von Walther von der Vogelweide: "liljenvar" (vgl. v. d. Hagens p1b_118.040 Minnesinger Bd. I. 244. Nr. 44. 3. Strophe). - Auf diejenigen, welche p1b_118.041 manche Rückertsche Neubildungen als bloße Spielereien ansehen, paßt Goethes p1b_118.042 Wort:
p1b_118.043
Sie sagen, das mutet mich nicht an!p1b_118.044 Und meinen, sie hätten's abgethan.
p1b_118.001 oder Beleber, Welterfreuer, Gramgewölkzerstörer, Feindesburgenkampferstürmer). p1b_118.002 Jnteressant sind Rückerts das Zierliche spielend bezeichnende Diminutivbildungen in: p1b_118.003 „die Göttin im Putzzimmer“ (Alle die Nischchen, alle die Zellchen u. s. w.).
p1b_118.004 Durch veraltete mundartliche oder eigentümlich gebrauchte, einfache und p1b_118.005 zusammengesetzte Substantiva verstand es Rückert, der Sprache jugendliche Spannkraft p1b_118.006 zu verleihen. Er gebraucht z. B. Ämse für Ameise, Kluf für Nadel, p1b_118.007 Läubchen für Laubblättchen, Sturzel für Wurzelende &c. &c.
p1b_118.008 Ebenso gebraucht er abstrakte, von Verben oder Adjektiven gebildete p1b_118.009 Feminina, z. B. Dumpfe, Freie, Grüne, Süße, Heitre (für Heiterkeit) &c. Er p1b_118.010 wendet ungebräuchliche Plurale an, z. B. Dorne, Frühen, Gewölker, Gräule, p1b_118.011 Läger, Nahten (Nähte), Thale &c. Er gebraucht Substantiva mit auslautendem, p1b_118.012 längst weggefallenem e, z. B. Fraue, Scheue, Gehirne. Ebenso ungewöhnliche p1b_118.013 Ableitungen, z. B. Blitzleuchtung, Entflörung, Entkümmerung, Lustumfangung, p1b_118.014 Redepflegung, Siegung, Siedlung.
p1b_118.015 Reich ist er in Erneuerung veralteter, seltener, mundartlicher, eigentümlich p1b_118.016 gebrauchter oder von Substantiven und Adjektiven abgeleiteter Verben, z. B. p1b_118.017 abstrupfen, abzeilen, bedunken, beschmitzen, betraufen, bewandeln, deuchten, p1b_118.018 deutschen, entthören, funken, gehren, grüben, holpern, nachbleiben, verschleudern, p1b_118.019 zwinken. Namentlich durch Zeitwörter, welche leblosen Gegenständen menschliche p1b_118.020 Thätigkeiten und Empfindungen beilegen, weiß er die Anschaulichkeit zu beleben p1b_118.021 und eine große Wirkung zu erzielen. (Jch erinnere an die Dichtungen „sterbende p1b_118.022 Blume“, „Edelstein und Perle“.) Neu, wenn auch nicht durchweg vollschön ─ p1b_118.023 sind viele seiner Adjektiva, z. B. blach, buttig, butzig, labendlich, läßlich, magdiglich, p1b_118.024 rosenfar, schmettrigsträubig, bedenklos, haarfeinwuchsig &c. Wem solche p1b_118.025 Adjektiva gewagt erscheinen sollten, den machen wir auf ein einziges Widerlegungsmoment p1b_118.026 aufmerksam, daß z. B. das von Simon Dach zuerst in unsere p1b_118.027 Sprache eingeführte Wort furchtlos von Gottsched als sehr gewagte Neuerung p1b_118.028 verurteilt wurde. Der erste König Württembergs wählte die Devise: „Furchtlos p1b_118.029 und treu!“ Jetzt ist das Wort populär.
p1b_118.030 Neu sind viele Rückertsche Adverbia, z. B. aldar, ebensam, jach, selb. p1b_118.031 Neu ist, wie Rückert die Silbe lich an's Partizip anhängt, was bis jetzt nur p1b_118.032 an das Substantiv geschah, z. B. Feind=lich, Tugend=lich, Freund=lich, p1b_118.033 Frevent=lich (aus Frevel mit nt zur Vermeidung der beiden l), Schade=lich p1b_118.034 (schädlich), Liebe=lich (lieblich), Güte=lich (gütlich), Herze=lich (herzlich), Lacher=lich p1b_118.035 (lächerlich), Röte=lich (rötlich). Dem Substantiv gleich behandelt man den substantivierten p1b_118.036 Jnfinitiv, bei welchem des Wohllauts wegen ein t eingeschaltet wurde, p1b_118.037 z. B. hoffentlich, wissentlich. Jm Gegensatz hierzu schreibt Rückert labendlich p1b_118.038 (statt labentlich). Rosenfar ist eine Rückertsche Entlehnung aus dem mhd.; sie p1b_118.039 stammt von Walther von der Vogelweide: »liljenvar« (vgl. v. d. Hagens p1b_118.040 Minnesinger Bd. I. 244. Nr. 44. 3. Strophe). ─ Auf diejenigen, welche p1b_118.041 manche Rückertsche Neubildungen als bloße Spielereien ansehen, paßt Goethes p1b_118.042 Wort:
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Jnteressant sind Rückerts das Zierliche spielend bezeichnende Diminutivbildungen in: p1b_118.003
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verurteilt wurde. Der erste König Württembergs wählte die Devise: „Furchtlos p1b_118.029
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stammt von Walther von der Vogelweide: »liljenvar« (vgl. v. d. Hagens p1b_118.040
Minnesinger Bd. I. 244. Nr. 44. 3. Strophe). ─ Auf diejenigen, welche p1b_118.041
manche Rückertsche Neubildungen als bloße Spielereien ansehen, paßt Goethes p1b_118.042
Wort:
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Und meinen, sie hätten's abgethan.
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/152>, abgerufen am 22.11.2024.
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