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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Der Schnee macht kalt, das Feuer brennt, p1b_090.002
Der Mensch geht auf zwei Füßen, p1b_090.003
Die Sonne scheint am Firmament - p1b_090.004
Das kann, wer auch nicht Logik kennt, p1b_090.005
Durch seine Sinne wissen. p1b_090.006
Doch, wer Metaphysik studiert, p1b_090.007
Der weiß, daß wer verbrennt, nicht friert, p1b_090.008
Weiß, daß das Nasse feuchtet, p1b_090.009
Und, daß das Helle leuchtet.
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(Schiller.)

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Beispiel des Naiv-Koketten:

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Was sagten Sie, Papa? p1b_090.013
Sie haben sich versprochen. p1b_090.014
Jch sollt' erst vierzehn Jahre sein? p1b_090.015
Nein, vierzehn Jahr und sieben Wochen.
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(Gellert "Das junge Mädchen".)

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3. Das Schaffen des Schönen.

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Die Grundlage für das Schaffen des charakteristisch Schönen ist p1b_090.019
neben dem gebildeten Geschmack die Phantasie, in welcher die Eindrücke, p1b_090.020
Spuren, Empfindungen zu geistigen Gestalten sich gruppieren, zu Bildern, p1b_090.021
die gewissermaßen unter Kontrolle des Geschmacks aus der Phantasie p1b_090.022
abgeschaut werden.

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das höchste künstlerische Vorbild - das Jdeal - bilden. Je höher der p1b_090.025
Künstler steht, desto vollendeter werden seine Bildungen sein. Je gebildeter p1b_090.026
des Dichters Geschmack, und je lebhafter seine Phantasie ist, desto mehr wird p1b_090.027
er den Namen des Poeten im buchstäblichen Sinn (poietes == Schöpfer) verdienen, p1b_090.028
desto mehr wird er als ein Schöpfer des Schönen sich bewähren, weshalb p1b_090.029
Horaz als erstes Erfordernis des Dichters die Schöpferkraft, die schaffende p1b_090.030
Einbildungskraft, ingenium nennt. (Satir. I. 4, 43.) Der Schöpfer des p1b_090.031
Schönen in seiner charakteristischen Eigenart wird im Sinne Lessings (Erziehung p1b_090.032
des Menschengeschlechts), Schillers, Krauses (Urbild der Menschheit) &c. p1b_090.033
zur ästhetischen Erziehung der Menschheit beitragen.

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§ 24. Gegensätze des Schönen.

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Als solche sind nach § 20 aufzufassen: 1. das Häßliche, 2. das p1b_090.036
Furchtbare, 3. das Grausige.

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1. Das Häßliche.

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Dem Schönen entgegen gesetzt ist das Häßliche, welches im Gegensatz p1b_090.039
zu dem durch die Schönheit hervorgerufenen Wohlgefallen Mißfallen p1b_090.040
oder nach der Wortableitung Haß hervorruft. Es ist der Gegensatz p1b_090.041
der objektiven Schönheit und kann füglich als Nichtübereinstimmung p1b_090.042
der Form eines Gegenstandes mit seinem Zweck definiert werden.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/124>, abgerufen am 25.11.2024.