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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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und Lessing erstrebten Zurückführung des Geschmacks auf die klassische p1b_077.002
Antike. Desgleichen Herder, der die Naturschönheit betonte, und Goethe, p1b_077.003
der die Kunstschönheit obenan setzte. Die Jdentitätsphilosophen gaben der p1b_077.004
Ästhetik ihre Signatur. Kants Definition, daß das Schöne ohne Begriff p1b_077.005
und ohne praktisches Jnteresse unbedingt gefallen müsse,
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setzte das Schöne in bewußten Gegensatz gegen das Angenehme und gegen das p1b_077.007
Gute. Als Quelle des künstlerischen Schaffens - im Gegensatz zum handwerksmäßigen p1b_077.008
- nimmt Kant angeborene Gemütslage an. (Schiller steht auf p1b_077.009
Kantscher Basis, indem er die interessantesten ästhetischen Fragen mit Bezugnahme p1b_077.010
auf Poesie geistvoll erörtert und als höchstes Schönheitsideal die Harmonie p1b_077.011
der sinnlichen und geistigen Kräfte des Menschen fordert. Ebenso Jean Paul, p1b_077.012
dessen phantasievolle Vorschule (§ 4) zur Theorie des Humors wurde.) Jn p1b_077.013
Gegensatz zum Kantschen Kritizismus trat der Fichtesche Jdealismus, der p1b_077.014
wohl als Hauptursache der romantischen Dichterschule und ihrer ästhetischen Begründung p1b_077.015
(durch Schlegel) anzusehen ist. Schelling, an den sich namentlich p1b_077.016
in seiner 3. Periode des Spinozismus die Mystiker anlehnten, stellte den Satz p1b_077.017
auf, die höchste produktive Thätigkeit des Geistes beruhe in der p1b_077.018
Einheit des Bewußten und Unbewußten;
dies sei aber die künstlerische p1b_077.019
Thätigkeit, weshalb die Spitze aller Philosophie die p1b_077.020
Philosophie der Kunst sei.
Seine ästhetische Schrift "Bruno, oder p1b_077.021
über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge
" schuf ihm p1b_077.022
Nachfolger. (Solger, Krause, Schleiermacher &c. § 4.) Hegel erhob endlich p1b_077.023
die Ästhetik zu einer systematisch aufgebauten Disciplin im Schulsinn. p1b_077.024
Seine systematische Behandlung des Naturschönen als Vorstufe des Kunstschönen, p1b_077.025
sowie seine geschichtliche Betrachtung der Schönheitsidee als symbolische, p1b_077.026
romantische und klassische Kunstform bildet eine sichere Basis zur Bestimmung p1b_077.027
der Grundbegriffe des Schönen und zur Einteilung der Künste. Er verlangt, p1b_077.028
das Schöne und dessen Verwirklichung durch die Kunst im höchsten, rein ideellen p1b_077.029
Sinn zu begreifen. Das Schöne ist ihm Durchscheinen der Jdee durch p1b_077.030
den Stoff.
An Hegel lehnen sich 1) Weiße, der die Ästhetik die Wissenschaft p1b_077.031
von der Jdee der Schönheit
nennt und dann aus deren inneren p1b_077.032
Widersprüchen die Begriffe des Erhabenen, Häßlichen und Komischen entwickelt; p1b_077.033
2) A. Ruge; 3) K. Rosenkranz; 4) der Vollender der Hegelschen und p1b_077.034
der Begründer der neuen Ästhetik Fr. Th. Vischer, der in seiner epochebildenden p1b_077.035
Ästhetik
(§ 4) den Gegensatz des Erhabenen und Komischen p1b_077.036
entwickelt, als deren Einheit sich ihm das konkrete Schöne und daraus der p1b_077.037
volle Reichtum aller Schönheitsformen ergiebt. Der Vollständigkeit wegen erwähne p1b_077.038
ich noch, daß Herbart der idealistischen Ästhetik gelegentlich entgegentritt, p1b_077.039
und zwar mit der Forderung eines Formalprinzips. Ästhetik p1b_077.040
nennt er verschiedene Betrachtungen über das Schöne und p1b_077.041
Häßliche,
deren Veranlassungen sich in ganz ungleichartigen Künsten finden. p1b_077.042
Seine Schüler: 1) Zeising, der das Rätsel der formalen Verhältnisse als p1b_077.043
Grundprinzip des Schönen im sog. goldenen Schnitt (§ 21) findet und 2) Rob. p1b_077.044
Zimmermann,
dessen II. Band der Ästhetik dieselbe als Formwissenschaft

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/111>, abgerufen am 22.11.2024.